Austin. In der Formel 1 entscheidet sich am Sonntag beim letzten Rennen der Saison in Brasilien, wer Weltmeister wird. Sebastian Vettels härtester Konkurrent ist zum einen Ferrari-Fahrer Fernando Alonso. Doch auch das Wetter könnte eine empfindliche Rolle auf dem Weg zur Titelverteidigung spielen.

Die Start- und Zielgerade liegt schon im Schatten, und mit dem großen Jubel will es erst nach Aufforderung der Fotografen klappen. Dafür aber dann drei Mal. Die Mannschaft von Red Bull Racing lässt sich hochleben, die goldenen Buchstaben auf den schwarzen T-Shirts wirken matt. Konstrukteurs-Weltmeister der Formel 1, zum dritten Mal in Serie, dafür würden sie bei Mercedes ganz Untertürkheim Silber anmalen. Aber für die Titelverteidiger ist es nur die halbe Freude, gepolt waren sie eigentlich darauf, dass Sebastian Vettel vorzeitig die große Eins dazu liefern würde.

Dazu passt die Moll-Durchsage des Heppenheimers nach der Zieldurchfahrt: „Wir können zufrieden sein, haben alles richtig gemacht.“

Vettel Zweiter beim Großen Preis der USA, Alonso Dritter. Damit sind es 13 Punkte, die die beiden Widersacher trennen, die Titelentscheidung ist damit auf das finale Formel-1-Wochenende in Brasilien vertagt. „One love, one life“, plärrt ein Country-Barde über die Lautsprecher. Fast angekommen, aber eben noch nicht ganz da. Das Zittern geht weiter.

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Es ist eine kleine Enttäuschung auf höchstem Niveau, aber der Verlauf des US-Grand-Prix zeigt, dass diese Achterbahnsaison bis zum Ende unberechenbar bleibt. Vettel, der 41 der 56 Runden geführt hatte, versucht ein paar Mal, den Frust mit Worten zu übertünchen. So richtig mag es ihm nicht gelingen, denn immer wieder wird da jene Szene in Runde 42 plastisch, als der McLaren von Lewis Hamilton an ihm vorbeizog.

Zuverlässigkeit ist die erste Tugend im Duell-Marathon mit Ferrari

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Die Frage lautet jetzt: Wie viel Lust weckt der Frust? Am Ende drehte Vettel noch die schnellste Rennrunde. Das zeugt von seiner Selbstsicherheit und vom Potenzial des RB 8. „Konstrukteurs-Weltmeister zu werden, ist ja auch keine schlechte Nachricht“, befindet Vettel. Jene vom – neuerlichen – Lichtmaschinenschaden am Rennwagen von Mark Webber allerdings schon. Die wurde dem Heppenheimer bewusst verschwiegen während der Fahrt. Red Bull war wieder auf jene in Italien hergestellte Version zurückgegangen, die in Valencia und Monza so gezickt hatte. Zuverlässigkeit aber ist die erste Tugend in diesem Duell-Marathon mit Ferrari. Nur verhaltener Optimismus von Vettel zu diesem Thema: „Das sind natürlich keine guten Nachrichten. Aber ich glaube, wir haben den Großteil des Problems verstanden. Ich bin sicher, dass wir das bis nächste Woche in Griff bekommen.“

Das Fragezeichen Brasilien

Herausforderer Ferrari ist jedes Mittel Recht, das Rennen offen zu halten. Der simulierte Getriebewechsel, der Adjutant Felipe Massa um fünf Plätze in der Startaufstellung zurückwarf, Alonso aber einen vorbrachte, ist ein Indiz dafür. Letztlich gab dieser Trick mit den Ausschlag für den dritten Platz des Spaniers, denn so konnte er in der ersten Runde entscheidend nach vorn kommen. Alonso, der seit Wochen mit der Mentalität eines angeschlagenen und deshalb besonders gefährlichen Preisboxers hausieren geht, ist „stolz, dass das Team die Wahrheit gesagt hat.“

Vettel weiß, dass der Grand Prix in Brasilien – häufig von Regenschauern geprägt – immer „ein Fragezeichen ist, es kann viel passieren“. Und dann klopft Grand-Prix-Zampano Bernie Ecclestone dem Red-Bull-Designer Adrian Newey auf die Schulter: „Jetzt gibt es keine Ausreden mehr.“ Sebastian Vettel hat die Hand am WM-Pokal – wenn Red Bull alles im Griff behält.