Sao Paulo. Rekordweltmeister Michael Schumacher nahm am Sonntag endgültig Abschied von der Formel 1, die ihn wehmütig verabschiedete. Zum Abschluss erreichte der Mercedes-Pilot einen achtbaren siebten Rang in dem Rennen, in dem Sebastian Vettel seinen dritten Titel in Serie holte.
Tagelang hatte Michael Schumacher beteuert, wie cool und emotionslos er seinen endgültigen Abschied aus der Formel 1 erleben würde. Doch die unzähligen Plakate auf der Tribüne, die Zuneigung der Menschen und die zahlreichen Präsente bewegten den Rekordweltmeister dann doch. "Das berührt mich sehr und ist ein gutes Gefühl", sagte er - obwohl er zugab, "die Tage bis zum Abschied gezählt" zu haben.
Doch auch wenn er zuletzt nur noch hinterherfuhr, war der Abschied des "Größten aller Zeiten" für seine zahlreichen Fans ein gleichsam wichtiges wie trauriges Ereignis. Aus Chile oder Russland, aus Argentinien und natürlich auch aus Deutschland waren Fans nach Sao Paulo gereist, um "ihren Schumi" in die Rennfahrer-Rente zu begleiten.
"Danke für alles, Schumi" oder auch "Michael, die Formel 1 ist nichts ohne Dich" stand auf den Plakaten auf den Tribünen. Und selbst vor dem Autodromo hatten zahlreiche Fans Schumacher-Plakate aufgebaut, ja sogar eine eigene "Schumi-World". Bei alledem hätte der Eindruck entstehen können, dass der spannende Titelkampf zwischen Sebastian Vettel und Fernando Alonso bei diesem Saisonfinale eher eine Randnotiz war.
Besondere Geste vor dem Start
Schumacher bedankte sich bei seinen Fans mit einem beachtlichen siebten Platz im Rennen und schon vor dem Start mit einer besonderen Geste: Die Warm-up-Runde bestritt der Kerpener mit einer großen Fahne in der Hand, auf der in großen Lettern "Thank you" (Danke schön) stand. Über den Bordfunk bedankte er sich bei seinem Team, ins RTL-Mikrofon sagte er bewegt: "Danke für all die schönen Momente, das Leben einer Passion."
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Den Wagen, in dem er sein 308. und letztes Rennen bestritt, bekam er anschließend von Mercedes geschenkt. Auf dem Boliden klebte wie auf der Kleidung des gesamten Teams der Aufkleber "Thank you, Goodbye, Michael" (Danke schön, Auf Wiedersehen). Mit Champagner und in T-Shirts mit derselben Aufschrift empfingen ihn seine Mechaniker nach Rennende.
Kuriose und viele intime Fragen
Am Abend vorher musste der 43-Jährige im aus allen Nähten platzenden Motorhome von Mercedes noch einige kuriose und viele intime Fragen der Journalisten aus aller Welt beantworten. "Werden Sie uns vermissen?", "Freuen sich Ihre Kinder schon?", "Wie wird Ihre Nacht?". Schumacher lächelte die Fragen charmant weg. "Ja, ich werde Euch vermissen - einige", sagte er schmunzelnd, über seine Kinder wolle er aber wie immer nichts sagen. Und wie denn wohl seine Nacht vor dem letzten Rennen werde? "Meine Frau ist leider nicht hier. Von daher wohl ziemlich ruhig", sagt Schumacher lächelnd.
Ohnehin wird Ehefrau Corinna im "neuen Leben nach der Formel 1" klar die Hauptrolle spielen. Auf die Frage, was er sich als Mensch, der alles besitze, wünsche, antwortete er in der Bild am Sonntag: "Dass wir diese positive Energie, diese Harmonie, dieses Glücklichsein, das Corinna und mich verbindet, so lange wie möglich erhalten können. Ich werde mein Leben mit Corinna so einrichten, dass wir weiter glücklich leben werden."
Seelisch ist Schumacher auf das Leben ohne Formel 1 eingestellt. "Ich habe schon einige Rennen vor dem Fernsehen verfolgt", sagte er mit Blick auf seine Auszeit von 2007 bis 2009: "Ich habe sie immer sehr interessiert geschaut - und ganz ohne Wehmut."
Wie es weitergeht, ist noch nicht entschieden
Was außer der Familie in seinem neuen Leben die meiste Zeit einnehmen wird, hat er noch nicht entschieden. "Aber mein Zeitplan wird sicher ganz schön voll sein", meinte er. Reiten will er, Kart fahren. "Und ich werde mit meinen Partnern aus Formel-1-Zeiten weiterarbeiten." Auch mit Mercedes wird er nach dem Saisonende über eine weitere Zusammenarbeit sprechen: "Da gibt es einige gute Ideen."
Eines ist jedenfalls sicher: "Ich bin kein Büro-Hengst, und ich werde auch kein Team-Manager. Ich bin ein Macher, ich brauche Aktion und Aktivitäten." Rennen fahren will der erfolgreichste Formel-1-Fahrer der Geschichte aber zunächst nicht mehr. "Ich muss jetzt erst mal Abstand gewinnen, mich erholen, dann sieht man weiter", sagte er: "Aber keine Angst, Formel 1 fahre ich nicht mehr, Indycar oder Nascar auch nicht."
Schumacher hat wohl einfach Sehnsucht danach, ein ganz normales Leben zu führen. Soweit das einem Weltstar wie ihm eben möglich ist. (sid)