Witten. Bundesligist KSV Witten sitzt auf der Köllerbach-Tour im Stau fest, benötigt für 330 Kilometer über sieben Stunden. Beschwerde gegen 0:40-Wertung.
„Das habe ich so auch noch nicht erlebt“, war Samet Dülger, Trainer der Bundesliga-Ringer vom KSV Witten 07, am Samstagabend völlig frustriert nach dem Kampf beim KSV Köllerbach. Denn ehe die eigentliche Auseinandersetzung mit dem Vorjahres-Halbfinalisten aus dem Saarland auf der Matte überhaupt begonnen hatte, waren die Ruhrstädter schon der klare Verlierer. Mit einem deftigen 0:40. Warum diese Wertung so erfolgte? „Wir haben siebeneinhalb Stunden nach Köllerbach gebraucht, dadurch waren wir dann zu spät an der Waage“, so der 35-Jährige.
Mittags um kurz vor 13 Uhr war der Wittener Tross losgefahren. „Das reicht ja eigentlich locker. Wir sind ja sogar bis nach Adelhausen gefahren und pünktlich da gewesen“, sagte der KSV-Coach. Doch ein kaum enden wollender Stau um Köln herum - aus einer dreispurigen wurde dort nur noch eine einspurige Fahrbahn - ließ den Mannschaftsbus der Wittener nicht los. „Alleine da haben wir dann gut zweieinhalb drin gestanden.“ Zudem gab’s unterwegs noch einen Unfall auf der Strecke, der weitere Zeit kostete. So trafen die KSV-Ringer gegen 19.15 Uhr in Köllerbach ein - eine halbe Stunde zuvor hätten sie ihr Ziel erreichen müssen, um das 0:40 zu vermeiden.
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„Nach so einer Tour bist du doch völlig platt. Wir hatten eigentlich kalkuliert, dass wir spätestens um 17 Uhr vor Ort sind. Für die 330 Kilometer muss das locker reichen.“
„Wir haben natürlich sofort Beschwerde eingelegt. Jetzt sind wir allerdings in der Beweispflicht. In ein paar Tagen entscheidet der Rechtsausschuss des Deutschen Ringerbundes dann, wie der Kampfabend gewertet wird“, so der mehrfache Deutsche Meister. Denn natürlich fand am Samstagabend dann auch noch das Duell mit dem KSV Köllerbach statt - eine gerade mal 15-minütige Vorbereitungszeit war indes beileibe nicht ideal für die geschlauchte Ringer-Reisegruppe. „Nach so einer Tour bist du doch völlig platt. Wir hatten eigentlich kalkuliert, dass wir spätestens um 17 Uhr vor Ort sind. Für die 330 Kilometer muss das locker reichen.“ Die Wittener waren mit dem Bus angereist - „aber auch mit Pkws hätten wir in diesen Staus fest gehangen, das macht ja keinen Unterschied“, so der Trainer
Um die Zuschauer nicht unverrichteter Dinge wieder heimfahren zu lassen, gingen die zehn Duelle der beiden Bundesligisten dann deutlich verspätet doch noch über die Bühne. Lediglich zwei der Kämpfe entschied der KSV Witten zu seinen Gunsten: Ilie Cojocari holte mit einem 10:0-Erfolg drei Mannschaftspunkte im 80-kg-Limit (gr.-röm. Stil), Nico Brunner sammelte im Schwergewicht des klassischen Stils sogar vier Zähler durch einen Schultersieg ein. „Er hat einen richtig starken Kampf gemacht - und sein Gegner Kilian Schäfer ist nun wirklich kein Schlechter“, so Samet Dülger. Brunner ging viel Risiko, führte bereits mit 9:1 und drückte den Rivalen dann auf die Schultern.
Auf der Matte sorgen Nico Brunner und Ilie Cojocari für die Punkte des KSV Witten
Zumindest nah dran an einem Erfolgserlebnis waren die beiden 75-kg-Athleten der Ruhrstädter. Genzhe Genzheev führte gegen Marc-Antonio von Tugginer im Greco-Stil bereits mit 4:0, machte gehörig Druck und zeigte seine beste Leistung seit langem. Doch sein Kontrahent machte Boden gut, glich zum 5:5 aus und gewann wegen einer Passivität des Witteners noch hauchdünn mit 6:5. Ebenso nur einen Teamzähler verlor Emin Burak Salviz im freien Stil gegen Mokhmad Dadaev. Salviz lag nach furiosem Start mit 6:0 vorn, schien klar auf der Siegerstraße, als er noch einbrach und am Ende mit 7:9 unterlag.
Chancenlos war Youngster Mika Labes (61 F) gegen Freistil-Spezialist Taras Markovych, unterlag technisch nach Punkten in etwas mehr als zwei Minuten. Auch Noah Englich (86 G) gab gegen Vasile Taran auf diese Weise vier Zähler ab, ähnlich erging es Ümitcan Tasdemir (98 F), der als Ersatz für Radu Lefter gegen Dauren Kurugliev Lehrgeld zahlte. Gregor Eigenbrodt (80 F) ließ sich von Vasyl Mykhailov nach nur sechs Sekunden auf die Schultern drücken. „Gregor hatte im Training am Freitag eine Platzwunde über dem Auge erlitten, konnte auf der Seite kaum etwas sehen. Da macht ein Kampf kaum Sinn“, so Dülger.
Die Wittener hoffen nun, dass sich der Rechtsausschuss des DRB gnädig zeigt und das auf der Matte zustande gekommene Resultat von 7:23 final in die Wertung einfließen lässt - und nicht das formelle 0:40. „Wir waren schließlich absolut schuldlos. Ich denke, das sollte in solche Überlegungen schon mit einfließen“, so Samet Dülger.
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