Ankara (TR). Gemeinsam mit Mannschaftskollege Martin Horn (Berlin) ist der BCC-Akteur nicht zu schlagen. Im Einzel kommt das Aus erst im Achtelfinale.

„Diesen Titel wollte ich unbedingt“ - und er hat ihn bekommen: Ronny Lindemann, Billard-Profi des Dreiband-Bundesligisten BCC Witten, hat bei der Mannschafts-Europameisterschaft in Ankara an der Seite von Martin Horn (Berlin) die Goldmedaille gewonnen. Zum ersten Mal überhaupt triumphierte eine DBU-Auswahl bei diesem Wettbewerb, der ein Stelldichein der absoluten Weltklasse war.

„Leichte Gegner gibt’s bei so einer EM nicht. Ich bin unheimlich stolz auf diesen Titel - vor allem, weil es wegen der enormen Leistungsdichte eben fast schwerer ist, vorne zu landen, als bei einer WM“, so der ehemalige Deutsche Meister, der zuvor bei den kontinentalen Titelkämpfen schon Dritter (2019) und Zweiter (2022) war. Jetzt folgte für den Dortmunder die Krönung - und zu dieser trug Lindemann mit herausragenden Resultaten maßgeblich bei.

Nach zähem Beginn startet Wittener Ronny Lindemann durch

Im Teamwettbewerb treten jeweils zwei Akteure gegeneinander an. Sollte nach den beiden gespielten Einzeln keine Entscheidung gefallen sein, folgt das „Scotch Double“, um den Gewinner zu ermitteln. Dabei stehen beide Akteure einer Mannschaft immer abwechselnd am Tisch.

Für Ronny Lindemann und Martin Horn startete das Turnier in der türkischen Hauptstadt in einer eigens für den Billardsport dafür hergerichteten Halle mit einem 4:0-Gruppensieg über Team Schweden II, der BCC-Akteur schlug Nalle Olsson mit 40:28. „Da hab‘ ich mich noch ein bisschen durchgekämpft“, so der 43-Jährige. Weil die Italiener klar gegen Schweden gewonnen hatte, musste das DBU-Duo nun die Südeuropäer bezwingen. „Aber in dem Spiel haben wir beide herausragendes Billard gezeigt“, so Lindemann, der Emilio Sciacca mit 40:13 deklassierte (Schnitt von fast 2,7) - ebenso glatt wie Horn Vorjahres-Europameister Marco Zanetti (40:16).

Im „Scotch Double“ die Niederländer klar bezwungen

Somit standen das erste von zwei deutschen Teams im Viertelfinale, wo der Gegner Frankreich hieß. Ein bisschen zäher lief es diesmal, doch erneut hieß es am Ende 4:0. Lindemann steuerte ein 40:36 gegen Cédric Melnytschenko bei, Horn distanzierte Jeremy Bury (40:18). Und wo das famose Duo gerade so einen Lauf hatte, ließ man sich auch im Halbfinale nicht von den starken Spaniern aufhalten. Wieser setzten sich Horn und Lindemann (gegen Robinson Morales und Adrian Legazpi) mit 4:0 durch, der BCC-Akteur spielte beim 40:24 abermals fast wie aus einem Guss.

Zwei, die bestens harmonieren am Billardtisch: Ronny Lindemann (li., BCC Witten) und Martin Horn (BC International Berlin) gewannen für Deutschland die Mannschafts-EM in Ankara.
Zwei, die bestens harmonieren am Billardtisch: Ronny Lindemann (li., BCC Witten) und Martin Horn (BC International Berlin) gewannen für Deutschland die Mannschafts-EM in Ankara. © DBU | DBU

„Und wo wir dann schon mal im Finale gegen die Niederlande waren, war uns klar - es musste jetzt der Titel sein“, so Lindemann. Dass Martin Horn sein Match gegen den Ex-Wittener Glen Hofman mit 28:40 verlor, kam zwar überraschend. Doch der Wittener Bundesliga-Spieler ließ sich den Druck gegen Barry van Beers nicht anmerken, trumpfte auf wie entfesselt. Mit 40:13 in 21 Aufnahmen war die ungleiche Partie schnell vorüber. Jetzt musste also das „Scotch Double“ die Medaillenvergabe entscheiden. Und abermals glänzte vor allem Lindemann - am Ende hieß es 15:5, nach gerade mal sechs Aufnahmen fielen sich die deutschen Goldjungen in die Arme.

Das war ein historischer Erfolg für das deutsche Billard, darauf können wir stolz sein.
Ronny Lindemann (43; BCC Witten), Team-Europameister

„Das war ein historischer Erfolg für das deutsche Billard, darauf können wir stolz sein“, so Ronny Lindemann. Mit einem kombinierten Punkteschnitt von gut 2,9 Punkten erreichten die Europameister sogar eine bislang nicht erreichte Bestmarke.

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Gleich im Anschluss an den Teamwettbewerb ging es dann auch schon um die Einzel-EM. „Weil ich nicht wie Martin Horn zu den Gesetzten gehörte, hatte ich nicht mal einen Tag zur Erholung“, so Lindemann, der in seiner ersten Partie gegen den Franzosen (40:37) gleich mächtig gefordert wurde. „Das Mannschaftsturnier war schon sehr kraftraubend. Und nach einer Goldmedaille war es auch nicht leicht, mit den Beinen am Boden zu bleiben“, so der BCC-Akteur, der sich für die Hauptrunde der besten 32 qualifizierte, weil er gegen den Portugiesen Jose Miguel Soares ein 37:37 erreichte.

Einzel-Silber für den Berliner Martin Horn

Ein Aha-Erlebnis hatte Ronny Lindemann in der K.O.-Runde, als er sich gegen den amtierenden Europameister Marco Zanetti aus Italien mit 50:35 durchsetzte. „Das hat mich auch sehr stolz gemacht - und dadurch stand auch fest, dass ich mich doch noch für die Weltmeisterschaft in Vietnam im September qualifiziert habe“, so der 43-Jährige. Dass für ihn dann mit dem 32:50 gegen Robinson Morales (Spanien) im Achtelfinale das Aus kam, konnte er letztlich verschmerzen. „Bis zum 27:30 war ich dran, aber er hat auch wirklich gut gespielt - und mir hat das Laufglück am Tisch gefehlt.“

Besser lief es für seinen Teamkollegen Martin Horn, der es bis ins Endspiel schaffte, erst dort vom mehrfachen Weltmeister Torbjörn Blomdahl (Schweden) mit 48:50 gebremst wurde. Gold und Silber in der EM-Woche für Deutschland - Bundestrainer Christian Rudolph strahlte vor Begeisterung übers ganze Gesicht nach dieser famosen Ausbeute. Für Ronny Lindemann geht es nun weiter mit einem Ligaspiel in den Niederlanden, ehe es Ende Mai bereits nach Vietnam zu einem Weltcup-Turnier geht. Dort kann er sich mit den Gegebenheiten für die WM im Herbst schon mal vertraut machen.

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