Visé (B). Bundesliga-Judoka Jonas Schreiber (SU Annen) gewinnt offene belgische Meisterschaft von Visé. Was er sich für die Saison 2024 wünscht.
Völlig zerknirscht war Judo-Ass Jonas Schreiber von der Sport-Union Annen, als er sich Anfang 2023 schwer an der Schulter verletzte. Ausgerechnet im Jahr vor den Olympischen Spielen in Paris warf dies den Schwergewichtler meilenweit zurück. Mühsam kämpfte sich der Siegerländer wieder heran - und schaffte nun mit dem Sieg beim Turnier im belgischen Visé ein grandioses Comeback.
„Ich wollte da erst eigentlich gar nicht kämpfen“, gab Schreiber im WAZ-Gespräch zu. Der 23-Jährige wollte erst noch ein wenig mehr in Sachen Fitness tun, sich noch besser auf die für ihn wichtigsten Wettbewerbe in dieser Saison vorbereiten. Doch seine Trainer redeten ihm gut zu, überzeugten ihn letztlich davon, es doch mal in Belgien zu versuchen. Und siehe da: Ab und an ist es doch wirklich nicht verkehrt, mal auf seine Trainer zu hören. Denn Jonas Schreiber zeigte sich bei den offenen belgischen Meisterschaften in exzellenter Form, gewann seine insgesamt vier Kämpfe fast durchweg vorzeitig.
Schwergewichtler der SU Annen gewinnt alle vier Kämpfe in Belgien
Zu Beginn des Wettbewerbes hatte Schreiber in der Klasse über 100 Kilogramm ein Freilos, dann ging es gegen den Franzosen Hamza Abdallaoui, den der SUA-Judoka im „Golden Score“ per Waza-ari-Wertung besiegte. „Ein ekliger Gegner, das war wirklich nicht so einfach“, gab der Annener zu. Doch vermutlich war dies der ideale Einstieg in Visé, denn im Anschluss gingen ihm die Vergleiche deutlich leichter von der Hand.
Im Viertelfinale gegen den Niederländer Jelle van de Berg und auch in der Vorschlussrunde gegen den jungen DJB-Athleten Paavo Plöhnert setzte sich der deutsche Vizemeister jeweils mit einem Haltegriff vorzeitig durch. Jonas Schreiber wollte in Sachen Taktik auch gar kein großes Risiko eingehen. „Ich habe früh gemerkt, dass ich einfach fitter bin als meine Gegner. Da dachte ich mir: Packst du sie einfach ein, das reicht“, so der 23-Jährige mit einem Augenzwinkern.
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Auch das Finalduell gegen den Belgier Edouard Capelle dominierte der Mann von der SU Annen quasi nach Belieben, ließ sich überhaupt nicht in Bedrängnis bringen. Schreibers Kontrahent fand keinerlei Mittel, sich durchzusetzen, fing sich drei Bestrafungen ein und wurde damit disqualifiziert. Eine tolle Bestätigung für den Wittener Nationalkader-Athleten, dass die Form so früh im Jahr schon ganz gut passt.
„Wichtig war für mich, dass ich unter anderem einen jungen deutschen Kämpfer besiegen konnte“, so Schreiber. Immerhin gilt es ja, die nationale Konkurrenz auf Distanz zu halten. Der Zug in Richtung Olympia ist für ihn ohnehin abgefahren. „Da sind jetzt ein paar andere in der Pole Position“, denkt Schreiber an Erik Abramov (Potsdam) und Losseni Koné (Hamburg), die auch davon profitierten, dass der SUA-Judoka eine so lange Auszeit hatte nehmen müssen. „Nach acht Monaten Pause war das jetzt mein erstes Turnier, das war zuletzt eine richtige Horrorzeit für mich“, gibt Schreiber zu Protokoll.
Noch merkt er die Schulter ein wenig, aber wirklich störend ist das für ihn auf der Matte keineswegs. „Erst hatte ich die Wade kaputt, dann kam diese Schultereckgelenkssprengung. Das reicht jetzt wirklich erstmal. Ich hoffe, dass ich ohne Verletzungen durch die Saison 2024 komme.“ Die hat schließlich auch ohne Olympia noch genug zu bieten. Ab April will er wieder in der Bundesliga für die SU Annen seinen Mann stehen, in knapp zwei Wochen geht‘s zum Europacup nach Ungarn. Dort wird der Schwergewichtler aus dem kleinen Örtchen Oberfischbach dann gewiss zum Favoritenkreis zählen.
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