Witten. Tagesaktuelle, negative Schnelltests und nur noch Fünfer-Gruppen. Die Corona-Notbremse hat den Jugendfußball erschwert. Doch Witten hält dagegen.
Die Freude, wieder mit den Mannschaftskollegen auf dem Fußballplatz stehen zu können, den Ball am Fuß zu spüren und sich auspowern zu können, war den E-Jugendlichen des TuS Stockum Anfang März ins Gesicht geschrieben. Wochenlang trainierten die Wittener Kinder wieder auf dem Platz, stets unter Beachtung der geltenden Coronaschutzmaßnahmen.
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Durch die bundesweite Notbremse wird das bisher praktizierte Training aber wieder unmöglich. Statt wie bisher bis zu zehn Kindern unter 14 Jahren pro Gruppe sind nun nur noch fünf erlaubt. Zudem müssen die Trainer und Trainerinnen einen negativen Coronatest vorweisen können, der nicht älter als 24 Stunden sein darf. Die logistische Aufgabe für die Jugendabteilungen wird größer, die Wittener Klubs halten aber zum Großteil mit Kreativität dagegen.
TuS Stockum möchte das Training weiter anbieten
„Wir hatten am Wochenende zwei Zoom-Konferenzen zu dem Thema“, sagt Manuela Zöllner, Sportliche Leiterin der A- bis C-Jugend beim TuS Stockum.
In diesen sei beschlossen worden, dass weiterhin Training angeboten werden soll. „Die Kinder sind alle heiß drauf, vor den Ball zu treten. Jeder braucht die Bewegung und möchte raus“, so Zöllner. Klar sei die Situation problematisch und die Trainingsmöglichkeiten eingeschränkt.
Grundsätzlich hat der TuS es den Trainern „nahegelegt, aber wir können auch keinen zwingen, die Tests zu machen. Es gibt auf jeden Fall Trainer, die bereit dazu sind. Manche wird auf der Arbeit eh getestet, andere wollen am Vorabend des Trainings zum Testzentrum fahren und wiederum andere haben ihr Training auf das Wochenende verschoben“, sagt Zöllner, die nun erst einmal – ebenso wie Annens Jugendgeschäftsführer Sven Harder bei der C-Jugend des VfB - die Resonanz bei den Kindern und Eltern abwarten möchte.
FSV Witten profitiert von medizinischem Personal in den eigenen Reihen
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Neben dem TuS Stockum und dem VfB Annen möchten ebenfalls der FSV Witten, der Portugal SV, der SV Herbede sowie teilweise der SV Bommern und TuRa Rüdinghausen weiter trainieren.
Johannes Gabriel, Jugendkoordinator beim FSV Witten, sagt: „Wir bieten das Training im Rahmen der Möglichkeiten an. Die älteren Mannschaften mit größeren Kadern setzen allerdings vorübergehend aus. Da warten wir erst einmal ab.“
Die Situation sei unbefriedigend, die Studie der Aerosolforscher mit dem Ergebnis, dass beim Sport im Freien kaum Ansteckungsgefahr herrsche und der Druck von manchen Eltern, dass man es ja nicht so eng sehen müsse, mache es nicht leichter. „Aber da müssen wir als Verein verantwortungsvoll mit umgehen. Wir hoffen, dass es bald zumindest ein wenig Lockerungen geben kann“, so Gabriel.
Das logistische Problem der tagesaktuellen Schnelltests löst der Klub vor Ort an der Anlage: „Wir haben zwei Ärzte im Verein, wodurch die Testungen etwas leichter werden. Ansonsten gehen die Trainer zum Testzentrum“, sagt Gabriel.
Mehrere Tests pro Woche sind an sich möglich
Sind genügend Tests vorhanden, sind also auch mehrere möglich – und zwar ohne Vorzeigen der Krankenkassenkarte und somit auch kostenlos. Dies würde zumindest den finanziellen Aufwand der Vereine entlasten.
SV Herbedes Jugendleiterin bemerkt soziale Auswirkungen des fehlenden Trainings
Ebenfalls von einer Ärztin im eigenen Klub profitiert der SV Herbede. Der Verein hat aus logistischen Gründen zwar das Training in der aktuellen Woche ausgesetzt, möchte nächste Woche aber wieder starten. „Wir müssen die Trainer testen lassen, weil Selbsttests ja nicht ausreichen. Wir werden quasi ein Testzentrum direkt vor dem Sportplatz aufbauen. Das zu organisieren, braucht etwas“, sagt Jugendleiterin Daniela Kortengräber.
Der SVH möchte mindestens 15 Kindern pro Jugend ein Training erlauben, aufgeteilt in mehrere Gruppen. Zudem wurde das Training auf eine Stunde reduziert. Ein erneutes längeres Aussetzen des Trainingsbetriebs stand nicht wirklich zur Debatte.
„Seitdem es wieder möglich war, haben wir zugesehen, die Kinder auf den Platz zu bekommen. Das hat auch gut geklappt. Denn den Kindern geht es nicht gut. Man merkt gerade bei den ganz Kleinen, die neu in eine Mannschaft kommen, dass sie kaum sozialen Kontakt kennen und so große Gruppen überhaupt nicht gewöhnt sind“, so Kortengräber.
Jugendtrainer vom Portugal SV sind zu Tests bereit
Dass Selbsttests für die Trainer nicht ausreichen, kann Alex Vicente, der Jugendkoordinator beim Portugal SV Witten indes nicht nachvollziehen. Auf der Arbeit sei dies doch teilweise auch möglich. Dennoch möchte auch der PSV ab der kommenden Woche wieder Training anbieten.
„Wir erkundigen uns aber noch, wie wir es geregelt bekommen. Unsere Trainer sind bereit, sich einmal die Woche testen zu lassen, sodass wir jeder Mannschaft auch einmal die Woche Training anbieten können. Denn wir haben in den vergangenen Wochen gemerkt, wie sehr sich die Kinder gefreut haben, wie viel Leben wieder auf dem Sportplatz war“, so Vicente.
TuRa Rüdinghausen schaut von Woche zu Woche
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Teilweise weitertrainieren werden Mannschaften beim SV Bommern und bei TuRa Rüdinghausen. Der Klub überlässt die Entscheidung den Trainern. Einige Übungsleiter möchten unter den aktuellen Voraussetzungen aber wohl nicht trainieren, der logistische Aufwand nach der Arbeit noch zum Testzentrum und dann womöglich erst zum Training zu fahren, sei einfach zu groß. Andere Trainer möchten hingegen weiterhin auf dem Platz aktiv sein, wie TuRas Jugendleiter Lothar Fischer sagt.
„Unsere F-Jugend und die Minikicker versuchen, das Training aufrecht zu erhalten. Aber was nächste Woche ist, weiß ich noch nicht. Man muss erst einmal gucken, wie sich alles entwickelt. Wir hoffen aber, dass es der eine oder andere Trainer doch noch hinbekommt.“
SV Bommern überlässt die Entscheidung den Trainern
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Auch Thomas Nockenberg, der Jugendleiter beim SV Bommern, hat den Trainern die Entscheidung frei überlassen. „Sie können, müssen aber nicht. Wer sich dazu bereiterklärt, sich testen zu lassen, kann es gerne machen“, so Nockenberg.
Eine Problematik sei auch die Begrenzung auf Fünfer-Gruppen. Die F-Jugend mit neun Spielern wird so auf zwei Trainingstage aufgeteilt, der Trainer lässt sich dementsprechend zwei Mal pro Woche testen.
„Er macht es aber freiwillig. Unser E-, D-, und C-Jugend wird hingegen nicht trainieren. Ich akzeptiere auch, wenn ein Trainer das aktuell nicht möchte und hoffe, dass das auch die Eltern tun. Es ist gerade ein undankbarer Job. Aber wir machen es für die Kinder. Für die ist es ja grausam, nicht raus zu können“, sagt Nockenberg.
TuS Heven, DJK Ruhrtal, SF Schnee und Hammerthaler SV werden nicht trainieren
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Der TuS Heven, die DJK Ruhrtal Witten, die Sportfreunde Schnee und der Hammerthaler SV haben das Training indes vorerst wieder komplett eingestellt. „Wir haben den Platz erst einmal zu gemacht, weil es mit den Tests für die Trainer kaum umsetzbar ist. Wir werden es deshalb noch einmal besprechen“, so Conny Wildraut vom TuS Heven.
DJK Ruhrtal Wittens Geschäftsführer Thomas Franzuschak hält den Aufwand ebenfalls für sehr hoch. Die DJK hatte zuletzt Training angeboten, nun aber die Mauern wieder hochgefahren. „Schweren Herzens“, wie Franzuschak vergewissert: „Wir fanden es auch gut, dass die Kinder wieder Spaß hatten, aber es ergibt so keinen Sinn. Wenn es wieder machbar ist, bieten wir es auch gerne wieder an.“
Das gilt auch für den Hammerthaler SV und seine seit einem halben Jahr angemeldete Minikicker-Mannschaft. Der Sportliche Leiter Uwe Junk sagt: „Im März, als wir wieder angefangen hatten, konnten sie nur ein einziges Mal trainieren. Aber wir machen erst dann wieder auf, wenn es wirklich geht. Das Risiko ist uns einfach zu hoch.“
Info: Der TSV Witten hat aktuell keine Jugendmannschaft gemeldet.