Sprockhövel/Witten. Als Mitglied des Nationalkaders genießt der talentierte Ruderer beim Training Privilegien. Rund 18 Kilometer pro Tag auf dem Wasser.
Finn Wolter ist einer der ganz wenigen Sportler, die momentan nicht vom Corona-Lockdown betroffen sind. Dieses Privileg hat sich der Sprockhöveler redlich verdient, denn der U23-Spitzenruderer vom RC Witten im leichten Doppelvierer ist Mitglied eines Bundesleistungszentrums und darf unter strengen Hygieneregeln weiter trainieren.
Das letzte Jahr war für den jungen Ruderer, der seit einigen Jahren für den Ruderclub aus der Ruhrstadt startet, eine Zeit voller Höhepunkte: "Der Sommer war richtig gut", erinnert sich der 20-Jährige gerne zurück. Nachdem das Training im Frühjahr noch eingeschränkt war, ging es dann richtig zur Sache. "Das EM-Trainingslager in Breisach auf dem Rhein war großartig und hat uns richtig weiter gebracht." Bei der U23-Europameisterschaft, die in Duisburg-Wedau stattfand, hatten die Deutschen einen Heimvorteil. Nicht wenige Wittener Club-Kameraden machten sich auf den Weg zur Regattastrecke und feierten ihn gebührend für den Gewinn der Bronzemedaille hinter Sieger Frankreich und nur ganz knapp hinter der Riege aus Italien.
Trainingseinheiten auf dem Baldeneysee
In diesem Winter versucht der Student, als Einzelkämpfer sein Leistungslevel zu halten. Wolters Trainingseinheiten sind aber sowieso keine Massenveranstaltungen: "Das Programm besteht aus einem Mix aus Rudern und Kraft- sowie Technikübungen. Im Boot arbeite ich auf langen Strecken an der Kondition." Das bedeutet für ihn, dass er den Baldeneysee in voller Länge auf und ab rudert und somit etwa 18 Kilometer pro Training hinter sich bringt.
Manchmal lässt er auch in Witten ein Boot zu Wasser, doch das hat für Wolter einen Nachteil: "Wenn ich auf der Ruhr trainiere, darf der Vereinstrainer Joachim Ehrig wegen der Corona-Maßnahmen nicht mit dabei sind." Auf dem Baldeneysee wird er hingegen des Öfteren von Bundestrainer Frank Decker begleitet: "Er fährt im Motorboot neben mir her und gibt mit einem Megaphon Anweisungen." Immerhin zweimal durfte sich Finn Wolter auf den Weg nach Köln machen: "Auf dem Fühlinger See habe ich mit Nikita Mohr vom RTHC Bayer Leverkusen im Doppelzweier trainiert."
Wolter visiert einen Platz im Doppelzweier an
Sein nächstes Ziel ist die U23-Weltmeisterschaft, die im Sommer im tschechischen Racice stattfindet: "Da würde ich mich gerne für den Doppelzweier qualifizieren. Natürlich würde ich auch gerne im Doppelvierer möglichst weit vorne landen." Die Qualifikationen für die diversen Boote finden in Einzelrennen statt.
Keine Frage, dass Finn Wolter gerne auch einmal an den Olympischen Spielen teilnehmen würde, doch da sind die Möglichkeiten begrenzt. Lediglich der Leichtgewichts-Doppelzweier gehört zu den olympischen Bootsklassen: "Tokio ist für mich ohnehin kein Thema. Aktuell bin ich zwar im Perspektivkader für 2024 in Paris, doch es wird ein weiter Weg dorthin, da ich noch sehr jung bin."
Schwierige Perspektive als Leichtgewichts-Ruderer
Nach den Spielen in Frankreich wird das Leichtgewichtsrudern wahrscheinlich nicht mehr olympisch sein, und RCW-Ausnahmetalent Finn Wolter müsste sich dann wohl in den schweren Bootsklassen behaupten.
Doch Wolter ist skeptisch, dass er jemals über die Leichtgewichts-Klasse hinauskommt. Im Einer darf ein Sportler 72,5 Kilo wiegen, und im Vierer darf das Durchschnittsgewicht nicht über 70 Kilo pro Team-Mitglied liegen. Wolters sagt: "Mein Körperbau ist nun nicht gerade massiv. Ich werde mir daher auch die nötigen Kilos nicht anfressen können, um in den schweren Bootsklassen einen Platz zu bekommen."
Online-Vorlesungen kommen dem Trainingsplan entgegen
Somit konzentriert er sich erst einmal auf die internationalen Wettkämpfe in der nahen Zukunft. Da kommt ihm der Lockdown sogar etwas gelegen: "Die Vorlesungen, die ich an der Uni in Herdecke belegt habe, laufen nun alle online. Das bedeutet, dass ich mir eine Fahrt spare, und somit auch schneller in Essen beim Training bin. Meist schaffe ich auch noch eine Einheit, bevor die Vorlesungen beginnen." Sollte es einmal zeitlich nicht reichen, dann beschäftigt sich Finn Wolter mit seinem zweiten Hobby: "Wenn ich nicht rudere, dann fahre ich gerne Rad. Rund um Sprockhövel gibt es genügend Berge, die zwar keine richtiges Rudertraining ersetzen, aber auch ganz schön anstrengend sind."
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