Witten/Sprockhövel. Der Sprockhöveler Ruderer, der für den RC Witten startet, hatte vor wenigen Wochen noch nicht damit gerechnet, dabei zu sein - nun gab es Bronze.

Es ist eine kurze Saison, die Finn Wolter vom Ruder-Club Witten aktuell erlebt. Und dennoch ist es eine Zeit, die ihm im Kopf bleiben wird. Denn am vergangenen Wochenende erlebte er ein Highlight in seiner noch so jungen Karriere.

Mit gerade einmal 19 Jahren saß Wolter vom Ruderclub Witten bei der U23-Europameisterschaft in Duisburg für Deutschland im leichten Männervierer.

Schon alleine das war für den Sprockhöveler eine Ehre, mit der er vor ein paar Monaten noch nicht gerechnet hatte. „Es ist im U23-Bereich so, dass man vier Jahrgänge über sich hat, wenn man frisch reinkommt. Deswegen sind die Chancen natürlich klein, mit 19 im U23-Boot zu sitzen“, so Wolter. Doch in der Zeit, in der durch das Coronavirus nur Home-Training anstand, war Wolter fleißig, legte danach Topzeiten auf dem Ergometer und im Boot hin, und wurde daher mit der Nominierung belohnt.

Für Finn Wolter vom Ruderclub Witten und seine Kollegen sind die Franzosen im Vorlauf zu stark

Der Ruder-Vierer musste sich nur den Franzosen und den Italienern geschlagen geben.
Der Ruder-Vierer musste sich nur den Franzosen und den Italienern geschlagen geben. © Seyb | DRV

Am 5. September war es dann soweit, die Europameisterschaft stand an. Mit dabei auch die Franzosen, die Italiener und die Iren, die zuletzt den Titel bei der Jugend-Weltmeisterschaft unter sich ausmachten.

Zusammen mit seinen Teamkollegen Joscha Holl, Fabio Kress und Johannes Thein ging Wolter zunächst in den Vorlauf gegen Frankreich, Italien und die Türkei. Schon früh im Rennen zeigten die Mitfavoriten auf die Medaillenränge aus Italien und Frankreich ihre Stärke und Dominanz. Da nur der Erste des jeweiligen Vorlaufes direkt ins Finale am Sonntag einzog, nahmen sich die Deutschen etwas zurück, um Kräfte für den Hoffnungslauf sparen zu können.

„Wir wussten, dass wir schnell sind. Aber wir sind im Vorlauf bis zu 1200 Metern gefahren und haben dann geschaut, auf welchem Platz wir liegen und ob es sich lohnt, das Rennen mit voller Kraft weiterzufahren, oder ob die anderen schon ein Stück weit weg sind, sodass es zu viel Energie für den Hoffnungslauf rauben würde. Und die Franzosen waren doch eine gute Bootslänge voraus“, erklärt Wolter die Strategie des Deutschland-Vierers.

Rang zwei im Hoffnungslauf reicht für das Finale

Im Hoffnungslauf musste die deutsche Mannschaft mindestens Platz vier belegen, um in das A-Finale einzuziehen. „Der Hoffnungslauf lief nicht so gut, wie wir es uns erhofft hatten. Aber es hat gereicht, auf den zweiten Platz zu fahren“, so Wolter.

Bis auf die Italiener konnten er und seine Mitstreiter alle weiteren Gegner hinter sich lassen. Mit dem zweiten Platz zogen sie somit nicht nur in das A-Finale ein, sondern sicherten sich durch ihre Leistung auch eine der bevorzugten Innenbahnen.

Spannendes Rennen mit den Italienern

Im Finale am Sonntag zeigten Wolter und seine Teamkollegen eine hervorragende Leistung. Wie im Vorlauf, setzten sich die Franzosen schnell an die Spitze des Feldes und gaben diese Führung bis ins Ziel nicht wieder her. Hinter diesen brach jedoch bereits früh ein Kampf um die Plätze zwei und drei aus. Die Iren, die sich zunächst an zweiter Stelle etablierten, konnten das Tempo der Gegner nicht lange halten und fielen aus den Medaillenrängen.

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Demgegenüber wurden die Deutschen immer schneller und setzten sich hinter den Italienern an Platz drei. In einem packenden Endspurt bewiesen sie ihre Sprintstärke und waren mit den Italienern zwischenzeitlich auf gleicher Höhe. Auf der Ziellinie war Italien buchstäblich ein Ruderschlag voraus. Letztlich trennten die beiden Nationalmannschaften etwa 0,4 Sekunden.

„Wir wussten aus dem Vorjahr, dass die Franzosen mit fast derselben Besetzung Weltmeister geworden sind, die Italiener Vizeweltmeister und die Iren Dritter. Die Boote waren die Favoriten auf die Medaillen. Wir haben es aber geschafft, die Iren abzuhängen, sind immer besser reingekommen und haben uns an die Italiener herangeschoben. Auf den letzten Metern sah es fast so aus, als ob wir knapp vorne lagen“, erinnert sich Wolter, der dennoch keine Enttäuschung verspürt.

„Es war alles, was ich mir erhofft habe“

Mit der Bronzemedaille belohnten die Vier ihren Einsatz und ihr Training unter erschwerten Bedingungen. „Ihre Schnelligkeit haben die Jungs bereits im Training mit den anderen deutschen Teams gezeigt. Dennoch haben wir nach Vor- und Hoffnungslauf nicht damit gerechnet, dass Finn und seine Kameraden sogar den Zweitplatzierten angreifen könnten“, so RC Witten Trainer Joachim Ehrig.

Vor allem Wolter, der mit Abstand der Jüngste des Quartetts ist, feierte somit seinen ersten großen internationalen Erfolg - und war trotz des verpassten zweiten Ranges glücklich. Wolter: „Ich bin total zufrieden mit der Platzierung. Es war alles, was ich mir erhofft habe. Das war der Saisonhöhepunkt in dieser sehr kurzen Saison. Leider.“

Info: Insgesamt erreichten 19 DRV-Mannschaften in 22 Bootsklassen das A-Finale und konnten somit um die begehrten Medaillenränge mitkämpfen. Die deutsche Nationalmannschaft erzielte dabei insgesamt 4 Mal Gold, 5 Mal Silber und 6 Mal Bronze.