Witten. Während des ersten Lockdowns fiel der Mittelfeldspieler in ein tiefes Loch. Der Fußball half bei seiner Genesung. Jugend bei Schalke 04

Der Corona-Lockdown ist eine schwere Bürde, die viele nur ganz schwer ertragen können. Den Fußballer Michael Kraus vom A-Kreisligisten SV Herbede hat der erste Lockdown im März letzten Jahres von den Beinen geholt, und er litt an schweren Depressionen.

Der 25-Jährige geht ganz offen mit seiner Erkrankung um: „Die Leute sollen wissen, dass es eine Krankheit ist. Viele glauben noch, es sei ein Zeichen von Schwäche.“ Er kenne einige Menschen in seinem Umfeld, die an Depressionen litten: „Die versuchen es aber zu vertuschen.“

Acht Wochen lang in stationärer Behandlung

Der Lockdown und auch einige private Umstände führten dazu, dass es dem flinken Edeltechniker, den seine Freunde alle nur "Michi" rufen, vor einem Jahr so richtig schlecht ging: „Ich habe mich für acht Wochen in eine stationäre Behandlung begeben. Das hat mir schon sehr geholfen.“ Medikamente und eine lange ambulante psychotherapeutische Behandlung haben ihn wieder auf die Beine zu gebracht: „Mittlerweile ist die Depression eine Lebensumstand, mit dem ich umzugehen weiß. Ich brauche auch keine Medikamente mehr.“

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Der Fußball hat Michi Kraus ebenfalls sehr geholfen. „Als man wieder spielen durfte, hat das meiner Genesung einen großen Schub gegeben.“ Der Fußball hat ihn sein ganzes Leben lang begleitet. Ganz früh spielte er schon in der E-Jugend des FC Schalke 04, von dort ging es in die Jugend nach Wattenscheid. Dort klappte es nicht so ganz mit dem Sprung in die erste Jugendmannschaft, und so ging es zum SV Bommern 05: „Zu Beginn habe ich in den A-Junioren trainiert, aber auch bei den Senioren mitgemacht. Später wurde ich dann als A-Jugendlicher Stammspieler in der Bezirksliga-Mannschaft.“

Kraus sieht sich im Spiel mehr als Vorbereiter denn als Vollstrecker

Michi Kraus wirbelt am liebsten auf der Position des Zehners, als Spielgestalter: „Ich kann aber auch auf den Außenpositionen spielen. Es kommt eben darauf an, wo mich der Trainer hinstellt.“ Er sieht sich allerdings nicht als Torjäger: „Ich bin derjenige, der die Tore für andere vorbereitet.“ In Bommern erlebte er einen Abstieg, aber auch gleich wieder den Aufstieg in die Bezirksliga. Nach der abgebrochenen letzten Saison erfolgte bei den Bommeranern ein Umbruch, und auch Michi Kraus zog dort einen Schlussstrich.

Seine neue fußballerische Heimat hat der Maschinenbau-Student beim SV Herbede gefunden. Der Wechsel in die A-Kreisliga fiel ihm überhaupt nicht schwer: „Ich kannte den Vorsitzenden Marcus Hahn schon eine lange Zeit und habe öfter mit ihm über einen Wechsel gesprochen. Die Zusage habe ich eigentlich Christopher Pache gegeben, der dann nach Schermbeck wechselte.“ Mit dem neuen Trainer Jan Kastel kann er aber genau so gut leben: „Jan und ich kennen uns auch schon ewig. Er ist ein toller Typ und ein guter Trainer. Nach sieben Jahren in Bommern ist Herbede für mich eine neue Herausforderung.“

Zusammenhalt im Verein als großes Plus

Auch der Zusammenhalt die Atmosphäre in Herbede trägt viel dazu bei, seine Depressionen zu bewältigen: „Es ist nicht nur so, dass der Verein mich unterstützt. Auch der Zusammenhalt im Club und die gute Atmosphäre helfen mir sehr.“ Kraus ist eher ein geselliger Typ, und er freut sich, wenn die zweite Mannschaft sich die Spiele der ersten anschaut und auch die A-Liga-Elf die B-Liga-Kicker anfeuert: „Hinterher sitzen wir dann noch zusammen bei einer Flasche Bier und quasseln dummes Zeug.“ Er hatte sich im Laufe seiner Karriere andere Vereine angesehen, bei denen das nicht so war und dort gar nicht erst zugesagt.

Der Fußball half dem Wittener Michael Kraus durch die schwere Zeit.
Der Fußball half dem Wittener Michael Kraus durch die schwere Zeit. © Bastian Haumann | Bastian Haumann

Er glaubt auch, dass der Aufstieg in die Bezirksliga zu schaffen sei: „Wir haben einige Punkte liegen lassen und stehen trotzdem gut da. Auch wenn die Meisterschaft nicht das erklärte Ziel ist, will ich es doch irgendwie schaffen, falls doch eine Halbserie zu Ende gespielt wird.“

In der E-Jugend für den FC Schalke 04 gespielt

Die Zeit ohne Fußball verbringt Michi Kraus an der frischen Luft: „Meine Freundin Chiara hat ein Pferd, und wenn sie ausreitet, laufe ich nebenher. Das tut mir sehr gut.“ Kraus gibt zu, dass er das Fitness-Training nicht ganz so ernsthaft betreibt: „Ich bin kein Typ, der gerne joggt und läuft. Ich mache zwar ein bisschen, doch wenn das Training wieder losgeht, werde ich hart arbeiten müssen.“

Michi Kraus hat zwar nur in der E-Jugend für den FC Schalke gespielt, ist aber dennoch ein glühender Fan der Königsblauen: „Von 34 Spielen sehe ich mindestens 25 pro Saison.“ Die momentane Situation auf Schalke macht ihm sehr zu schaffen: „Momentan leide ich sogar nicht mehr richtig. Man ist eher hilflos, wenn man die Mannschaft spielen sieht.“ Er erkennt bei den Schalkern keinen Willen mehr, das Ruder noch einmal herumzureißen: „Die haben schon die Hosen voll, wenn sie auf den Platz kommen. Man sollte sich dort nun auf die zweite Liga und den Wiederaufstieg vorbereiten. Es besteht ja kein Zweifel, dass der Club in die Bundesliga gehört.“

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