Witten. Angekündigt hatte Thorsten Kastner schon vor einiger Zeit, dass er bald in Fußball-Rente gehen wolle. Jetzt macht er Nägel mit Köpfen.
Das halbe Jahrhundert macht er im kommenden Monat voll. "Und ich habe immer gesagt: Wenn ich 50 werde, dann ziehe ich mich aus dem aktiven Fußballgeschehen zurück", so Thorsten Kastner, Trainer des Bezirksligisten TuS Heven 09. Jetzt macht der Bochumer seine Ankündigung wahr: Im Sommer übergibt er das Amt am Haldenweg an einen Nachfolger, mit dem sich die Clubverantwortlichen schnell einig wurden.
"Ich habe jetzt 45 Jahre mit dem Fußball verbracht - irgendwann muss man da einfach auch einen Schlussstrich ziehen", sagt Kastner. Selbst der mögliche Aufstieg in die Landesliga (die Hevener sind derzeit Tabellenzweiter; drei Zähler hinter dem FC Altenbochum, der eine Partie mehr absolviert hat) ist für den Familienvater keine Verlockung, noch ein weiteres Jahr an der Seitenlinie dranzuhängen. "Ich komme dann aber sicherlich öfter mal vorbei und schaue mir die Spiele mit einem Bierchen oben von der Terrasse am Clubheim aus an", sagt Thorsten Kastner.
Als Nachfolger für den scheidenden Coach, der im Sommer 2019 das Amt bei den Blau-Weißen übernommen hatte, wird dann Max Wagener den TuS Heven ab Juli coachen. Aktuell ist der 30-jährige angehende Lehrer noch Trainer des Bezirksliga-Konkurrenten SV Phönix Bochum, war zuvor Co-Trainer beim TuS Harpen. "Max war bei meiner Nachfrage gleich Feuer und Flamme für diesen Job", sagt Uli Sieweke, Sportlicher Leiter am Haldenweg. Wagener bringt Co-Trainer Hendrik Weber im Sommer gleich mit nach Witten.
Er sieht das Laufbahn-Ende von Thorsten Kastner mit einem weinenden Auge. "Es ist wirklich schade, denn wir hatten immer ein gutes Verhältnis. Thorsten ist ein guter Trainer und auch als Mensch immer geradeaus. Ich kann aber verstehen, dass er sich jetzt mehr seinem Privatleben widmen will", lässt Sieweke wissen.
Kastner selbst ist überzeugt, "dass ich das alles nicht so vermissen werde. Irgendwann kommt halt der Tag X, an dem man sich entscheiden muss, loszulassen". Gleichwohl hofft er, dass er mit seiner Mannschaft die Saison noch zu Ende spielen kann. Die Hevener gelten als einer der Aufstiegsfavoriten, liegen nach sieben absolvierten Partien gut im Rennen. "Der Aufstieg wäre natürlich das Sahnehäubchen", so der 49-Jährige, der von seiner aktuellen Mannschaft nur Gutes berichten kann und ihr durchaus zutraut, auch in der Landesliga eine gute Rolle spielen zu können.
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"Ich habe hier in den zwei Jahren wirklich einige tolle Spieler kennengelernt, dafür bin ich sehr dankbar. Das hat auch menschlich hervorragend gepasst. Da war nie ein Stinkstiefel dabei. Auch wenn es hier und da mal kleinere Reibereien gab, waren die im Gespräch schnell abgehakt", so Kastner, der seine Trainerlaufbahn seinerzeit bei Raspo Weitmar (damals noch als Spielertrainer) begann, dann Co-Trainer bei der DJK TuS Hordel war, ehe er die A-Jugend von Weitmar 45 übernahm. Nach seiner Zeit bei der SG Welper wechselte er dann zum TuS Heven.
Die aktuelle Saison stellt die Vereine wegen der Corona-Situation natürlich ohnehin vor erhebliche Probleme. "Aber da wir jetzt schon so gut dastehen, hoffe ich, dass uns auch der entscheidende Schritt noch gelingt", sagt Thorsten Kastner, der indes eine Vorbereitungszeit von lediglich zwei oder drei Wochen vor einem möglichen Wiederbeginn für unzureichend hält. "Da wäre das Verletzungsrisiko zu hoch." Dass seine Spieler in Sachen Kondition fit genug aus der mehrmonatigen Zwangspause kommen, davon ist der Bochumer überzeugt. "Wenn die Chance auf den Aufstieg kein Anreiz für die Mannschaft ist, dann weiß ich auch nicht."
Sein designierter Nachfolger Max Wagener freut sich derweil schon auf die Herausforderung beim TuS Heven. "Das ist wieder eine neue, große Chance für mich als junger Trainer. Heven ist ein ambitionierterer Verein als Phönix Bochum, ich freue mich sehr auf diese Aufgabe", berichtet Wagener, der seinerzeit beim TuS Hordel noch unter dem Trainer Thorsten Kastner gespielt hatte. "Wir sind jetzt in den Gesprächen, was die Kaderplanung anbelangt", so der künftige TuS-Coach, der mit seinem derzeitigen Club eine sportlich schwierige Saison absolviert, nachdem im Sommer ein arger personeller Umbruch stattfand. "Ich habe in diesen zwei Jahren bei Phönix mehr gelernt als andere das sonst in fünf Jahren tun könnten", so Max Wagener.
Dass er ab dem Sommer auf ein fußballerisch starkes Hevener Team treffen wird (in welcher Spielklasse auch immer), davon ist der 30-Jährige überzeugt. Wichtige Akteure wie Torhüter Kevin Wirges, Tim Dosedal, Besim Kasumi oder Marcel Herrmann haben bereits ihr Bleiben signalisiert, weitere sollen bald folgen. "Das Gerüst steht", erklärt Uli Sieweke. Und der Abschied von Thorsten Kastner fiele am Haldenweg gewiss auch ein wenig leichter, wenn man die Saison als Landesliga-Aufsteiger mit einer zünftigen Meisterfeier beenden könnte.
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