Witten. Zwischen Trainer Adam Juretzko und dem Vorstand des KSV Witten ist ein Streit entbrannt. Rückzug aus der ersten Liga weiterhin nicht verarbeitet.

Nach einer Videokonferenz des Deutschen Ringer-Bundes (DRB) mit den zuletzt noch aktiven elf Bundesliga-Vereinen war es am Wochenende beschlossene Sache: Die Saison wird mit sofortiger Wirkung abgebrochen, einen Deutschen Meister wird es für die Serie 2020/21 nicht geben. Nur fünf Clubs hatten bei der Abstimmung für eine Fortsetzung plädiert. Beim KSV Witten 07, der als erster Club Anfang Oktober seinen Rückzug erklärt hatte, machen sich derweil interne Streitigkeiten breit.

Die Umstände, die seinerzeit für das Liga-Aus sorgten, sorgen beim siebenmaligen nationalen Titelträger weiter für Diskussionsstoff. Mittendrin: der Trainer und Sportliche Leiter Adam Juretzko. Dem wirft der KSV-Vorsitzende Thomas Altstadt nämlich vor, seine Aufsichtspflicht verletzt zu haben. „Es sind Dinge vorgefallen, die so nicht zu tolerieren sind“, lässt Altstadt wissen - ohne ins Detail gehen zu wollen.

KSV-Coach Juretzko: „Kann meine Augen nicht überall haben“

Die Konfrontation dreht sich um den bekannt gewordenen Coronafall eines KSV-Neuzugangs, der sich nach der Ankunft in Witten zwar einem Test unterzog, vor dessen Auswertung aber unbedachterweise - und entgegen der Absprache mit dem Vorstand - den direkten Kontakt mit den künftigen Teamkollegen gesucht hatte. „Das ist sicherlich nicht glücklich gelaufen, aber ich kann auch nicht überall meine Augen haben“, stellt Juretzko klar. Er habe dem betreffenden Ringer gesagt, er könne zum Training in die Halle, wenn dort niemand anderes mehr sei. „Das hat Thomas Altstadt auch so abgenickt“, so der 49-Jährige. „Ich frage mich, warum die neuen Sportler nach ihrem Test überhaupt in der Vereinswohnung über der Halle untergebracht waren und nicht in einem Hotel.“

Ein Urgestein des KSV Witten: Adam Juretzko (re., hier mit Stadtwerke-Geschäftsführer Andreas Schumski) ist seit Jahrzehnten dem Club verbunden.
Ein Urgestein des KSV Witten: Adam Juretzko (re., hier mit Stadtwerke-Geschäftsführer Andreas Schumski) ist seit Jahrzehnten dem Club verbunden. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Juretzko jedenfalls will sich nicht zum alleinigen Sündenbock abstempeln lassen, weil er angeblich „die Sportler zum Training animiert“ habe, wie er ausführt. „Wir hätten an diesem ersten Bundesliga-Kampftag auch ohne die neuen Ringer antreten können und hätten eine Siegchance gehabt“, versteht der zehnmalige Deutsche Meister auch nicht, warum der KSV Witten gleich sein Team abmeldete. Der Routinier, der in seiner langen Laufbahn 208 Kämpfe für die Ruhrstädter bestritten hat, seit 1988 dem Club angehört, nahm dann die Offerte von Rifat Yildiz, Sportlicher Leiter in Kleinostheim, an und bestritt noch Kämpfe für den dortigen Bundesligaclub. „Dass man mich jetzt als den Schuldigen ‘rauspickt und auf mich eindrischt, ist für mich nicht zu ertragen. Ich war immer mit dem Herzen in Witten, für mich ist da eine Welt zusammengebrochen. Für den KSV hätte ich sogar umsonst gerungen“, sagt Juretzko. „Arbeit und Familie habe ich immer an die zweite Stelle gesetzt.“

Kein Hausverbot gegen den zehnmaligen DM-Titelträger erlassen

Dass der Greco-Spezialist nun angeblich ein Hausverbot im Wittener Trainingszentrum habe, wie kolportiert wird, weist Clubchef Thomas Altstadt von sich. „Ich werde erstmal das Gespräch mit Adam suchen. Da sind einige Sachen, die diskutiert werden müssen“, so der 52-Jährige, dem es auch nicht passte, dass einige Ringer des KSV Witten während der Quarantäne-Phase zum Training nach Hohenlimburg gefahren waren. „Der dortige Verein hatte mich angerufen und gefragt, wie das sein könne“, erklärt Altstadt, der „natürlich enttäuscht darüber“ sei, dass die Wittener den Rückzug aus der Liga angetreten haben - auch wenn das ohne Sanktionen blieb. „Wir werden nächstes Jahr sicher nicht in der Oberliga starten, aber wir müssen uns nächste Woche erstmal zusammensetzen und beraten, wie es jetzt weitergeht.“ Auch kündigte er an, dass man nun die Trainerfrage klären müsse. „Wir werden uns umsehen, eventuell können wir das auch intern lösen.“

Dass der DRB nun das vorzeitige Aus für die Bundesliga verkündete, war für Altstadt absehbar. „Es gab ja ständig neue Coronafälle. Der Virus ist einfach nicht kontrollierbar.“ Beim KSV Witten müsse man nun „einen Cut machen und sich überlegen, wohin die Reise gehen soll.“ Das Projekt „Deutscher Meister bis 2023“ könne man erstmal abhaken. „Wir werden jetzt erstmal das Gespräch mit unseren Sponsoren suchen, wie wir das neue Jahr planen können. Vielleicht müssen wir unsere Ausrichtung ganz neu definieren und vor allem auf unsere eigenen Talente wie Noah Englich oder Gregor Eigenbrodt setzen. Das hat den KSV Witten immer stark gemacht.“

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