Velbert. Daniel Duhrs dritter Band der Handball-Höllen-Reihe ist auf dem Markt: „Handball-Hardcore Kreisklasse“. Ein Weltmeister liefert das Vorwort

Das traurige Triple ist perfekt. Zum dritten Mal mutet Daniel Duhr der Handball-Szene ein Buch zu, das wie ein Schlagwurf wirkt, der im Gesicht des Mitspielers landet. Vor drei Jahren hatte der Autor mit „Handball-Hölle Bezirksliga“ den ersten ebenso gemeinen wie gelungenen Wurf gelandet, als er die Leser in die Tiefen des Amateur-Handballs hinabriss.

Ungeniert und unzensiert ging es zur Sache, schließlich galt es, sich den härtesten Seiten des Handballs zu stellen: „Alle elf Minuten verliebt sich ein Single auf Parship. Mag sein. Alle elf Minuten läuft ein Bezirksliga-Handballer in eine Faust. Das ist Fakt. Und verleiht dem Begriff „blutiger Anfänger“ eine ganz neue Qualität.“

Die Kreisklasse als Hall of Shame des Handballs

Die Leser hielten alle Härten nicht nur aus, sie wollten mehr: So folgte der „Handball-Himmel Kreisliga. Abstieg in den Olymp“; nun ist es Duhr mit seinem frisch erschienenen dritten Werk „Handball-Hardcore Kreisklasse“ gelungen, das Niveau auch beim dritten Mal zu unterbieten, jedenfalls das sportliche. Das klappt freilich nur mit dem Trick, im Buchtitel von Jahr zur Jahr eine Liga runter zu gehen: Bezirksliga, dann Kreisliga, nun Kreisklasse – damit ist aber unwiderruflich das Ende erreicht, weshalb der Untertitel auch „Höhepunkte am Karriere-Tiefpunkt“ lautet.

Die Kreisklasse als unterste Handball--Schublade, sie ist die „Hall of Shame“. Hier versuchen sich im Prinzip zwei Arten von Spielern, stellt Daniel Duhr fest: Zum einen die, die es noch nie höher geschafft haben und auch nie höher schaffen; zum anderen die, die mal erheblich höher gespielt haben, jedoch mittlerweile auf Anraten ihres Arztes am besten überhaupt nicht mehr spielen sollten.

Für die Hartgesottenen: Handball Hardcore Kreisklasse
Für die Hartgesottenen: Handball Hardcore Kreisklasse © Daniel Duhr

Aber zugleich sei diese „Hall of Shame“ auch Teil des unter Schutz stehenden handballerischen Kulturerbes. Die Sammelstätte der sportlichen Ruinen bilde die Basis „der schönsten Sportart überhaupt“, so der Autor, dessen bissige Beobachtungen des spielerischen und konditionellen Bodensatzes deshalb gleichzeitig Huldigungen des Handball-Amateursports sind.

Eingeleitet werden sie durch ein weltmeisterliches Vorwort – von Oliver Roggisch persönlich, der 2007 mit der Nationalmannschaft WM-Gold gewann. Roggisch ist am anderen Ende der Karriere-Leiter gelandet, aber er betont, dass er mit den Amateuren auch viele Gemeinsamkeiten teilt. Die Härte sowieso, schließlich hat der gefürchtete Abwehrspieler in seiner Bundesliga-Laufbahn nicht weniger als 497 Zeitstrafen gesammelt.

Er habe sich in dem Buch wieder gefunden: „Die legendären Momente im Trainingslager, die epischen Eins-gegen-Eins-Situationen – das habe ich alles erlebt und geliebt.“ Wobei er weiß, dass es beim DHB-Lehrgang anders zugeht als in der Handball-Hölle.

Da wird im Trainingslager meist die Geduld des Coaches trainiert. Und das „Eins gegen Eins“ ist eher ein „Eins gegen drei“, denn der Angreifer bewegt sich in der Regel so langsam, dass sich ihm in aller Gemütlichkeit gleich mehrere Abwehrspieler in den Weg stellen können.

In 13 Kapiteln auf 132 Seiten gibt es wieder Anekdoten und Beobachtungen: Die Spielerbank, der Trainernovize, die Tribüne, diverse Spielsituationen von Verletzungen über das Eins-Zu-eins bis zum Siebenmeter – alles hat hier Hardcore-Qualität. Natürlich auch die Sprüche und Zitate. Was sagt der Kreisklassen-Handballer, wenn die Saison ähnlich schlecht läuft wie im Vorjahr? Vielleicht das: „Es ist schon besser geworden. Wir können nun nicht nur Rückständen hinterher laufen, wir können auch Vorsprünge verspielen.“

Eine Erfolgsstory: Letzte Liga, erste Sahne

Bücher über den Fußball gibt es bis zum Abwinken, vor allem das Wirken der Profis wird gern unters Volk gebracht. Bücher über Handball sind da schon seltener und eine literarische Auseinandersetzung mit dem Amateurhandball hatte es praktisch gar nicht gegeben – bis Autor Daniel Duhr Ende 2017 „Handball-Hölle Bezirksliga“ auf den Markt warf. Im Eigenverlag auf eigene Gefahr.

​Autor aus Velbert, Handballer aus Leidenschaft: Daniel Duhr
​Autor aus Velbert, Handballer aus Leidenschaft: Daniel Duhr © DD

Unter dem Untertitel „Siebte Liga, erste Sahne“ ging es auf 132 Seiten, den härtesten, die der Handball bietet, zur Sache. Authentisch, denn Duhr ist selber Bezirks- und Kreisliga-Spieler, und originell. Auch wenn oft das sportliche Scheitern im Blickpunkt steht – es sind Beschreibungen einer Leidenschaft: „Die Faszination von Kameradschaft, Mannschaftsgeist und Himbeergeist“, wie der Autor betont.

Die Amateure hatten gleich einen prominenten Paten: Weltmeister Henning Fritz schrieb das Vorwort zur „Handball-Hölle“, die schnell etliche Leser in ihren Bann zog. Tausende Bücher gingen über den Ladentisch, im Netz gingen so viele Bestellungen ein, dass das Buch als Amazon-Bestseller beworben wird. Inzwischen gibt es die Handball-Hölle bereits als Hörbuch.

Der erfolgsbewusste Autor weiß eben, was zu tun ist: Er legt nach. Nach dem „Handball-Himmel Kreisliga“ liegt nun eine komplette gedruckte Höllen-Trilogie vor, denn der dritte Band „Handball Hardcore Kreisklasse“ ist mit 132 weiteren knallharten Seiten auf dem Markt. Wieder hat ein Weltmeister, diesmal Oliver Roggisch, das Vorwort geliefert.

Der Zuspruch in der Handball-Szene ist groß. Die Amateure mögen es, auch wenn sie literarisch kräftig in die Mangel genommen werden, die Profis ebenso. Kultspieler Stefan Kretzschmar hatte kurz nach dem ersten Erscheinen bereits ein Exemplar.

Gegenüber dem Birther Sportpalast geboren

Der Autor der Handball-HöllenSerie Daniel Duhr ist gebürtiger Velberter, hier hat er selbst lange Handball gespielt – eigentlich kein Wunder, kam er doch 1984 „per Dreher“, wie er sagt, in der Nähe der Sporthalle Birth zur Welt. Hier im „Birther Sportpalast“, sind die Handballer des TV Dalbecksbaum beheimatet.

Für den TVD Velbert sowie für den Nevigeser TV hat er etliche Jahre gespielt. So berichtet er in seinen Büchern aus eigenen Erfahrungen und nächster Nähe – was er etliche Jahre auch beruflich tat. Er war Mitarbeiter der WAZ-Lokalsport-Redaktionen
Velbert und Mülheim und absolvierte ein Volontariat.

Warum es so gut funktioniert: „Jeder Handballer wird sich in den vielen kleinen Geschichten aus dem Handballer-Alltag wiederfinden. Genau das macht den Charme aus“, sagt Daniel Duhr.

Dabei geht ihm der Stoff nie aus: „Der Amateurhandball liefert schließlich immer wieder neue Geschichten, die einfach zu gut sind, um sie nicht zu erzählen.“

Dabei entstand der dritte Teil der Höllen-Serie auch unter den Erfahrungen der Corona-Krise. Als im März der erste Lockdown auch den Handball vorerst von der Bildfläche verschwinden ließ, reagierte Duhr im typischen Höllen-Stil: „Der Amateur-Handball hält sich schon lange an die aktuellen Gesundheits-Vorgaben: „Kein Körperkontakt, kleiner Aktionsradius, viel Flüssigkeit trinken.“

Das Buch Handball Hardcore Kreisklasse. Höhepunkte am Karriere-Tiefpunkt“ kostet 11.95 Euro. Infos: www.handballhoelle.de

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