Mülheim. Am Ende spielte Speldorf nur noch gegen neun Fußballer des FC Blau-Gelb Überruhr - und nutzt dies kalt aus. Aushilfs-Verteidger bekommt Sonderlob.
Beinahe wäre es die Szene des Spiels geworden: Kai Gröger, Keeper des VfB Speldorf, musste vor dem eigenen Sechzehner nach einem missglückten Rückpass von Noah Jecksties mit dem Fuß retten, ließ einen Angreifer technisch stark aussteigen und leitete dann den Konter ein, den Yassin Merzagua fast mit dem 2:0 vollendet hätte. Es war eine von vielen vergebenen Chancen des VfB, der sich im Landesliga-Kellerduell gegen den FC Blau-Gelb Überruhr das Leben selbst schwer machte, am Ende nach zwei späten Treffern aber verdient mit 3:0 (1:0) gewann.
„Ich habe echt noch diese ganzen Chancen im Kopf“, musste sich Speldorfs Trainer Dimitri Steininger nach seinem ersten Liga-Sieg erst einmal sammeln, nachdem er seine Schützlinge mit dem „Auftrag“ in die Kabine entlassen hatte, den Sieg auch richtig zu feiern. „Wir wollen uns wieder dran gewöhnen.“
VfB Speldorf - FC Blau-Gelb Überruhr: Beide Trainer hadern mit vergebenen Chancen
Speldorfs Coach hatte insgesamt einen verdienten Sieg gesehen. „Wir müssen uns einfach früher belohnen. Sonst haben wir immer wieder dieses Zittern bei Standards und dann geht das Rattern wieder los“, so Steininger.
Ähnlich wie in der ersten Halbzeit. Zwar brachte Kevin Mouhamed den VfB nach 24 Minuten in Führung, auf der anderen Seite klatschte ein Schuss von Bright John Essien nach einer Ecke an den rechten Pfosten (33.), eine Minute vor der Pause gab es zudem eine dicke Kopfballchance für Überruhr. „Wir haben uns wie jede Woche selbst geschlagen. Wenn wir die hundertprozentigen Dinger nicht reinmachen, dann gewinnen wir so ein Spiel nicht“, haderte hinterher BGÜ-Trainer Muhammet Isiktas.
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Sein Trainerkollege war da schon deutlich zufriedener. „Wir sind insgesamt gut reingekommen, wollten etwas höher durchschieben und schon im ersten Drittel des Gegners Bälle erobern“, schildert Steininger das Vorgehen. Auch wollte man die langen Bälle des Gegners verhindern. Der Coach lobte vor allem seinen Aushilfs-Rechtsverteidiger Alexandros Chassanidis, der vor allem in der zweiten Halbzeit seine Sache gut machte, nachdem Überruhr seine linke Seite noch einmal verstärkte.
VfB Speldorf lässt mehrfach die vorzeitige Entscheidung liegen
Dreimal mussten die Speldorfer dann eigentlich das wichtige zweite Tor machen: Erst Yassin Merzagua nach einer Flanke von Mouhamed (55.), dann dieser selbst nach starker Vorarbeit von Abdoulaye Sall (64.) und schließlich erneut Merzagua nach der eingangs geschilderten Szene nach der Rettungsaktion von Kai Gröger.
Dann waren es die Gäste selbst, die sich um alle Chancen brachten, noch wenigstens einen Punkt mitzunehmen. BGÜ hatte gerade eigentlich selbst einen Freistoß zugesprochen bekommen, als sich Dennis Abrosimov zu einem Nachtreten gegen Yassin Merzagua hinreißen ließ und folgerichtig vom Platz flog. Keine drei Minuten später holte sich René Burczyk seine zweite Gelbe Karte ab – plötzlich spielten neun Überruhrer gegen elf Speldorfer. „Wir waren bis dahin gut im Spiel und schlagen uns dann selbst. Speldorf hat das Angebot dann angenommen“, so Isiktas.
Einwechselspieler Timm und Appiah machen alles klar.
Ließ Bennet Schlie noch eine weitere hundertprozentige Chance liegen, machte der eingewechselte Janis Timm mit seiner ersten Aktion alles klar. Alfred Appiah, ebenfalls eingewechselt, legte sogar noch das 3:0 nach. „Wir können aktuell nicht auf Einzelschicksale Rücksicht nehmen“, erklärte VfB-Coach Steininger, warum auch größere Namen mal auf der Bank sitzen können.
Sein Team soll wieder als Einheit zusammenwachsen. „Die fußballerische Klasse hat man phasenweise gesehen. Jetzt geht es weiter darum, die Box zu verteidigen, da hatten wir auch heute Situationen dabei, da war es nicht sorgfältig genug gegen den Ball.“
Der VfB fährt am kommenden Sonntag nach Budberg, Überruhr empfängt zum Essener Lokalduell den FC Kray.
VfB Speldorf – FC Blau-Gelb Überruhr 3:0 (1:0)
- Tore: 1:0 Mouhamed (24.), 2:0 Timm (86.), 3:0 Appiah (87.)
- VfB: Gröger – Sato, Jecksties, Paul, Chassanidis – Fritzsche, Hammacher (69. Mourtala) – Sall (86. Timm), Schlie, Merzagua (89, Manzelmann) – Mouhamed (69. Appiah)
- BGÜ: Mrstik – Abrosimov, Burczyk, Sealiti, Nadi – Pape (46. Amezigar), Fritsche – Richter, Leite dos Santos (78. Kaneko – Islam (72. Luniama-Mukulayenge), Essien
- Rote Karte: Abrosimov (75., Nachtreten)
- Gelb-Rote Karte: Burczyk (77., wiederholtes Foulspiel)
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