Mülheim. Emrehan Gedikli hat den Sprung geschafft. Vom 1. FC Mülheim in den Profifußball. Der Teenager hat sein Debüt für Bayer Leverkusen gefeiert.

Ein kurzes Abklatschen mit Karim Bellarabi, dann läuft Emrehan Gedikli auf den Rasen der BayArena und macht mit nur 17 Jahren seine ersten Schritte als Profi-Fußballer bei Bayer 04 Leverkusen. Angefangen hat alles in Mülheim-Styrum.

Wenige Woche nach seinem ersten Einsatz in der Europa League steht der junge Fußballer auf dem Platz des 1. FC Mülheim an der Moritzstraße. Dort, wo er seine allerersten Tore erzielt hat. „Damals noch auf Asche“, wie sich der 17-Jährige erinnert.

Scouts entdeckten den Mülheimer auf einem Hallenturnier

Durch seinen Bruder war er als Kind zum Mülheimer Traditionsverein gekommen. Drei Jahre kickte er im schwarz-weißen Dress. „Wir waren schon gut“, weiß Gedikli noch heute. Deswegen war das Team auch bei etlichen Turnieren in der Umgebung am Start.

Bei einem davon waren auch Scouts von Bayer Leverkusen vor Ort. „Die sind dann mitten im Turnier auf meine Eltern zugekommen“, erinnert sich der Stürmer, der einige Wochen später mit einer Reihe gleichaltriger Jungs an einem Sichtungstraining teilnahm. „Meine Eltern haben mich hinterher noch reingelegt und mir erst gesagt, ich hätte es nicht geschafft.“

Ehemaliger Trainer ist mittlerweile der Gastvater

Hatte er aber doch. Seit der U8 spielt der Mülheimer für Bayer. „Wenn man allein die Trainingsplätze sieht, ist das ja ein Traum.“ Der Styrumer war plötzlich in einer ganz anderen Welt.

Regelmäßig wurde er von seinen Eltern zum Training und wieder nach Hause gefahren. Später übernahm ein Pendelbus von Essen aus diese Fahrten. Mittlerweile lebt der 17-Jährige seit etwa drei Jahren in einer Gastfamilie bei seinem früheren U13-Trainer Slawomir Czarniecki in Opladen.

Vergleiche mit Kießling, Idol Ibrahimovic

Ergin Yeter, der frühere Jugendleiter des Mülheimer FC 97, kennt Emrehan Gedikli schon lange, schließlich ist der Bayer-Youngster der Sohn seiner Cousine. „Er ist ein klassischer Mittelstürmer, technisch versiert und sehr ehrgeizig. Ich vergleiche ihn vom Stil her immer ein bisschen mit Stefan Kießling“, sagt Yeter.

Große Fußstapfen für einen 17-Jährigen, doch der Ehrgeiz ist in der Tat unverkennbar. Nicht durch Zufall ist Zlatan Ibrahimowic sein Idol. Durchaus auch wegen der markigen Worte. „Ich gehe auch in jedes Spiel mit dem Anspruch, dass ich drei Tore schieße. Klappt aber nicht immer.“ (lacht) Und ergänzt: „Grundsätzlich habe ich einen hohen Anspruch an mich und die Mannschaft. Auch, wenn es bei den Profis natürlich nicht mehr so einfach ist wie in der Jugend“, so Gedikli.

Mülheimer ist mit großem Torriecher ausgestattet

Im ersten U17-Jahr schoss er 25 Tore in 26 Spielen und wurde in der Torjägerliste nur von Dortmunds Youssufa Moukoko überboten. In der abgebrochenen vergangenen Saison war er mit 17 Toren sogar bester Knipser in der B-Jugend-Bundesliga West. „Ich war schon als Kind total fixiert auf Tore“, sagt er.

Emrehan Gedikli (l.) im Trikot von Bayer 04 Leverkusen. Im Dezember 2019 lief er als Kapitän der Leverkusener U17 im Bundesligaspiel beim VfL Bochum 1848 auf.
Emrehan Gedikli (l.) im Trikot von Bayer 04 Leverkusen. Im Dezember 2019 lief er als Kapitän der Leverkusener U17 im Bundesligaspiel beim VfL Bochum 1848 auf. © Carsten Klein | Carsten Klein

Dass er mittlerweile sogar bei den ganz Großen mittrainieren darf, ist für den Junior natürlich noch einmal eine riesige Umstellung. „Ich versuche aber keinen größer zu machen als er ist, das sind auch nur Menschen“, gibt sich Gedikli gelassen. Und doch ist manches freilich anders: „Man hat viel weniger Zeit bei der Ballannahme, da sind gleich drei Mann um dich herum.“

Auch die Bender-Zwillinge tragen schon mal die Bälle

Dass er als Neuling die Bälle tragen muss, gehört für ihn wie selbstverständlich dazu. „Es gibt aber auch ältere Spieler wie die Bender-Zwillinge, die das auch mal übernehmen. Das ist ganz normal“, hat der Youngster beobachtet.

Ehrenurkunde vom 1. FC Mülheim

Beim Fototermin mit dieser Zeitung überreichte Detlef Weides, Geschäftsführer des 1. FC Mülheim, Emrehan Gedikli eine Ehrenurkunde seines ersten Vereins für "herausragende sportliche Leistungen" sowie zwei T-Shirts in den Vereinsfarben der "Löwen".

"Wir sind als Verein natürlich immer total stolz, wenn es einer von uns so weit nach oben schafft", sagte Weides. Der 17-Jährige versprach, demnächst ein selbstgetragenes Bayer-Trikot für das Klubhaus zur Verfügung zu stellen. Den Dress seines ersten Einsatzes hatte er dabei. "Aber das habe ich schon meiner Mama versprochen."

Im Spiel bei Mainz 05 stand Gedikli erstmals im Kader der Werkself, kam aber noch nicht zum Einsatz. Das änderte sich beim Euro-League-Spiel gegen Be’er Sheva. „Ich sollte eigentlich schon früher reinkommen, aber dann haben wir das Gegentor kassiert.“ In Minute 80 war es dann aber soweit. „Das war extrem cool. Man spielt einfach und hat Spaß“, sagt Gedikli über seine ersten Minuten im Europapokal.

Verein unterstützt auch ein zweites Standbein

Dass die Leverkusener mit Kai Havertz und nun auch Florian Wirtz immer wieder junge Spieler herausbringen, die den Durchbruch schaffen, gibt auch dem jungen Mülheimer Zuversicht. „Ab dem Sommer will ich fester Bestandteil der Mannschaft sein. Das wird nicht einfach, aber ich werde weiterhin hart dafür arbeiten“, hat er sich als Ziel gesetzt. Er ergänzt mit einem Grinsen: „Wenn ich im Kader war, haben wir bis auf das Spiel gegen Bayern München nie verloren. Als Glücksbringer scheine ich auch zu taugen.“

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Voll auf die Karte Profifußball will er sich aber nicht verlassen müssen. Seit August 2019 absolviert er bei seinem Verein eine Ausbildung als Sport- und Fitnesskaufmann, die er bereits um ein halbes Jahr verkürzen konnte. Seine erste Einsatzstelle war der Fanshop, nun beantwortet er im Kundencenter Emails. „Der Verein legt sehr großen Wert auf Ausbildung und Schule“, lobt Gedikli. Als er einmal schlechtere Noten hatte, musste er oben im Büro lernen, während seine Teamkollegen schon trainierten.

Freie Tage bei den Eltern in Mülheim-Styrum

Über Weihnachten genoss der 17-Jährige ein paar freie Tage zu Hause in Styrum. Die letzten Wochen waren anstrengend. „Wir hatten ja alle drei Tage ein Abschlusstraining“, erzählt er. Dazu kommen die regelmäßigen Corona-Tests. Auch seine Eltern mussten, bevor er wieder daheim eintraf, getestet werden.

Die Weihnachtspause ist mittlerweile vorbei. Emrehan Gedikli lebt seinen Traum vom Profifußball bei Bayer 04 Leverkusen weiter.

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