Mülheim. In Ägypten startet die Handball Weltmeisterschaft. Mülheims Handballer verfolgen das Turnier - wenn auch nicht so wie in den vergangenen Jahren.

Kurz vor dem Start der Handball Weltmeisterschaft in Ägypten hält sich die Begeisterung der Fernsehzuschauer offenbar noch in Grenzen. Durchschnittlich 2,13 Mio. Zuschauer haben etwa das zweite Spiel der DHB-Auswahl gegen Österreich in der Qualifikation für die Europameisterschaft 2022 gesehen. Damit kam die Partie auf deutlich weniger Zuschauer als zum Beispiel die Biathlon- oder Skispringen-Übertragungen.

Auch bei den Mülheimer Handballern ist die Freude auf die bevorstehende Großveranstaltung in Zeiten von Coronakrise und dem deutschlandweiten Lockdown etwas getrübt. Dennoch wird ein Großteil die Spiele verfolgen, auch wenn viele Stammspieler wie Hendrik Pekeler, Fabian Wiede, Patrick Wienczek oder Steffen Weinhold nicht mit dabei sein werden.

Weltmeisterschaft ist für Handball insgesamt wichtig

"Schon allein, um den Handball-Pegel zu halten", sagt Jens Doleys, Trainer der Verbandsliga-Handballerinnen des SV Heißen. Der Coach beschreibt sich selbst vor dem Hintergrund der langen Handball-Zwangspause "schon als total ausgehungert". Allgemein trifft die Entscheidung, die WM während einer weltweiten Pandemie stattfinden zu lassen, unter den Mülheimer Handballern auf Verständnis, auch wenn im Amateurbereich nun schon seit über zwei Monaten Stillstand herrscht.

"Das sind ja ganz andere Bedingungen als im Amateurbereich", meint Doleys. Von den regelmäßigen Coronatests abgesehen sollen die Spieler in einer Blase komplett abgeschirmt werden. So ist jedem Spielort ein Hotel zugeteilt, das die Nationalspieler und alle anderen an der WM Beteiligten nur in Ausnahmefällen verlassen dürfen. "Die Sicherheitslage vor Ort zu beurteilen, da müssen wir uns schon auf die Entscheidungsträger verlassen", sagt Kevin Michalski, Geschäftsführer und Spieler beim Verbandsligisten HSV Dümpten.

Er hält die WM für wichtig, um im Gedächtnis zu bleiben. "Jedes Turnier, das noch stattfindet, tut unserem Sport gut", so Michalski. Ähnlich sieht es auch Lukas Görgens, Trainer der in der Landesliga spielenden HSG Mülheim: "Ich halte es für wichtig, dass Handball regelmäßig im Fernsehen zu sehen ist."

Deutsches Abschneiden beeinflusst Imagefrage

Wobei der tatsächliche Imagegewinn für die Sportart Handball auch ein Stück weit davon abhängt, wie weit die deutsche Mannschaft kommt, gibt Rüdiger Mierswa, stellvertretender Jugendleiter bei der DJK Tura 05 Dümpten zu bedenken. Der Verein will seine Jugendlichen auch nochmal daran erinnern, dass die WM stattfindet. Sonst gab es zu solchen Anlässen auch schonmal gemeinsames Rudelgucken im Tura-Vereinsheim, das in diesem Jahr natürlich auch entfallen muss.

Auch Oliver Scholz, Trainer der Damenmannschaft des HSV Dümpten befürchtet, dass die WM für die Zuschauer uninteressanter sein könnte, weil viele bekannte Gesichter fehlen. "So eine Weltmeisterschaft lebt ja auch von ihren Stars", so Scholz. Nicht nur die deutsche Mannschaft muss auf einige Stammkräfte verzichten: So fehlt Aron Palmarsson ebenso verletzungsbedingt bei Island wie Elohim Prandi bei Frankreich oder der langzeitverletzte Kieler Nikola Bilyk bei Österreich. Bei Dänemark musste Henrik Toft Hansen absagen und bei Tschechien gab es gleich mehrere positive Corona-Tests.

Absagen treffen deutsche Mannschaft hart

"Uns hat es, was die Ausfälle angeht, aber besonders hart getroffen", sagt auch SVH-Trainer Doleys. Für viele ist insbesondere der Ausfall des Kieler Mittelblocks mit Pekeler und Wienczek "nicht zu ersetzen". Die Entscheidung der Familienväter angesichts des aktuellen Infektionsgeschehens trifft aber auf Verständnis. Es sei "richtig und wichtig", dass der DHB den Spielern in dieser Sache Wahlfreiheit gegeben hat.

Mit dem Ausfall der Stammkräfte sei aber auch ein Stück weit der Druck von der Mannschaft genommen, meint Thorsten Minten, Vorstandsvorsitzender und Jugendtrainer bei der DJK Styrum 06. Zudem hätte die deutsche Mannschaft schon häufiger gezeigt, was mit dem richtigen Team-Spirit möglich ist. "Das Erreichen des Halbfinales wäre schön", so Minten.

Großes Vertrauen in den Bundestrainer

Auch Doleys und Görgens trauen der DHB-Auswahl trotz der widrigen Umstände viel zu. Görgens vertraut da vor allem auf die Erfahrung des Bundestrainers. "Ich bin ein absoluter Fan von Alfred Gislason. Für mich gibt es kaum einen besseren Handballtrainer", so Görgens. Mut machen aber auch die beiden Auftritte gegen Österreich in der Qualifikationsrunde zur Europameisterschaft 2022, die die Deutschen klar gewannen. Doleys hebt dabei insbesondere die Abwehrleistung des Flensburger Kreisläufers Johannes hervor. "Wenn die Abwehr steht, können wir es jedem Gegner schwer machen", meint auch Görgens.

Deutschland spielt am Freitag, 15. Januar, um 18 Uhr zum Auftakt gegen Uruguay, danach folgen in der Vorrunde Kap Verde und Ungarn.

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