Herne. Westfalia Herne unterliegt Sodingen 1:2. Wie der Vorletzte für den Klassenerhalt rechnet – und warum Änderungen an der Klubspitze möglich sind.
Der Abpfiff nach 96 gespielten Minuten in der Polygonvatroarena war schon einige Zeit vorbei, aber er wirkte noch nach als Schlusspunkt des Dramas in der verlängerten Crunchtime des Westfalenliga-Derbys zwischen Westfalia Herne und dem SV Sodingen. Westfalia-Torhüter Daniel Dudek hatte gerade einen Elfmeter des Sodingers David Schroven gehalten, da bekamen die Gäste noch einen Eckball und Jan-Lucas Wilczynski die Chance zum Siegtreffer, die er nutzte. Sodingen gewann mit 2:1. Die Spieler von Westfalia Herne konnten die Niederlage in allerletzter Minute nicht fassen, einige lagen ausgepumpt auf dem Kunstrasen.
Im blauen Container, wo gleich die Pressekonferenz anfangen sollte: Stille. Sodingens Thomas Stillitano war der erste der beiden Trainer, der reinkam und nach kurzer Begrüßung zunächst mal mitschwieg. Wohl kein Unterschied zur Atmosphäre in der Westfalia-Kabine: Von „Funkstille“ dort sprach Westfalia-Trainer Hayrettin „Henry“ Celik nach dem Spiel.
Westfalia Herne: „Unser Fokus liegt voll auf der Liga“
Dieses 1:2 war ein Rückschlag im neuen Jahr für Westfalia Herne. Das Aus im Kreispokal, das 0:5 gegen den SV Wacker Obercastrop, war schon längst vergessen gewesen vor diesem Derby gegen Sodingen, in dem die Herner drei wichtige Punkte für die Klettertour aus dem Tabellenkeller holen wollten. „Unser Fokus liegt voll auf der Liga“, hatte der Vorsitzende Ingo Brüggemann am Sonntag vor dem Spiel gesagt.
„Wir werden alles dafür tun, dass wir drin bleiben“, so Brüggemann. Der SCW hatte nach dem Trainerwechsel im Herbst, als Henry Celik fest die Nachfolge von Patrick Knieps angetreten hatte, im Winter auf Abgänge und Verletzungen reagiert, neue Spieler geholt. Der letzte Neuzugang am letzen Tag der Winter-Wechselperiode, Orhan Dombayci, war allerdings an diesem Sonntag noch nicht dabei gewesen.
Westfalia Herne: Fünf Punkte Rückstand auf ersten Nichtabstiegsplatz
In dieser Saison kann in der Westfalenliga vieles ganz schnell gehen. Der erste Nichtabstiegsplatz 13 (DSC Wanne-Eickel/18 Punkte) ist für die Herner fünf Punkte entfernt, insgesamt geht es in der Liga eng zu.
Genau kann die Rechnung für den Klassenerhalt deshalb nicht sein. Deshalb ergänzt Ingo Brüggemann die Aussage: „Du brauchst sieben Siege, egal gegen wen“ um den Zusatz: „Um eine Chance zu haben, drin zu bleiben.“
Sonntag beim Drittletzten BSV Schüren
15 Rückrundenspiele haben die Herner nun Zeit dafür. Gleich in der nächsten Partie treten die Herner beim Drittletzten BSV Schüren an, der um einen Punkt besser dasteht als das Herner Team.
Neben dem Kampf um den Verbleib in der Liga könnte es in diesem Jahr auch Veränderungen an der Spitze des Traditionsvereins geben. 2020 hatte Ingo Brüggemann zusammen mit Jörg Tottmann und zunächst Holger Stoye den Klub übernommen: „Unser Ziel damals war es gewesen, den Verein nach drei Jahren schuldenfrei übergeben zu können.“
Nach dem Insolvenzverfahren: Verein hat Vieles angeschoben seit 2020
Das wäre jetzt möglich bei einer Mitgliederversammlung im März, so Brüggemann. Aber beschlossen ist noch nichts: „Wir sind auf der Suche nach möglichen Nachfolgern aus eigenen Reihen“, so der SCW-Vorsitzende. Sollte diese geregelt sein, will er aber dem Verein erhalten bleiben. Als Mitglied und, so Brüggemann, „als Sponsor mit einem überdurchschnittlichen Engagement“.
Das abgeschlossene Insolvenzverfahren war nur bedingt ein Startschuss: „Als wir angefangen haben, war eine mögliche Euphorie schon im Keim erstickt“, so Brüggemann. Zunächst wegen Corona, im vergangenen Jahr durch die wirtschaftlichen Folgen des Kriegs in der Ukraine.
Trotzdem, so Brüggemann, habe der Verein Vieles angeschoben: Die neue zweite Mannschaft, die in die Kreisliga B aufgestiegen ist, ein neues U18-Team, die U19 ist in die Landesliga aufgestiegen, die U15 in die Westfalenliga. Die Finanzierung der Sanierung der Vereinsgebäude ist sichergestellt – „und wir sind ein zuverlässiger Partner für unsere Zulieferer“.
Derbys der Bezirks-, Landes- und Westfalenliga
Enttäuschend allerdings sei in dieser Saison das bisherige Abschneiden der ersten Mannschaft in der Westfalenliga gewesen: „Von den Rahmenbedingungen ist eigentlich eine Platzierung in den Top fünf zu erwarten gewesen.“
Platz fünf belegt nach dem Derbysieg vom Sonntag der SV Sodingen. Auf diesen Rang haben die Herner neun Punkte Rückstand – aber jetzt ist erst mal das Schüren-Spiel komplett im Fokus.
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