Herne. Zeche, Ruß und Staub: Der Herner Autor Friedhelm Wessel erzählt im Roman „Verballert“ die Geschichte des Sodinger Fußballers Siegfried Grams.
Siegfried Grams spielte mit den großen Namen, spielte gegen sie. Overath, Libuda, Höttges, Adamik. Aber er selbst wurde nie einer von denen, die mit einem verzückten Lächeln bei Fußball-Stammtischen der älteren Generation besprochen werden. Er blieb der Siggi aus Sodingen, der ein einziges Bundesligaspiel bestreiten durfte.
Diese Geschichte hat Autor Friedhelm Wessel (76) nun in seinem semi-biographischen Roman „Verballert“ niedergeschrieben. Es beinhaltet alles, was Wessel kennt und kann. Klassisches Ruhrgebiet, mit Zeche, Ruß und Staub, und eben Fußball. Ganz viel Fußball.
Friedhelm Wessel: Wege mit Wolfgang Grams treffen sich spät
Obwohl Wessel in den 50er-Jahren als Kind oft zum SV Sodingen ging – ebenso übrigens zum Lokalrivalen Westfalia Herne – und dort gegen ein kleines Handgeld Softdrinks verkaufte, hat er Grams nie spielen sehen. Erst viel später sollten sich die Wege der beiden treffen.
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Aus dem ehemaligen Jugendtalent Grams, der in Auwahlteams unter anderem mit Wolfgang Overath und Jürgen Sundermann zusammenspielte, war ein Mann im gesetzten Alter geworden, als Wessel im Rahmen einer Recherche zu einem anderen Buch auf ihn aufmerksam wurde. „Ein Bekannter hat mir erzählt, dass einer aus Sodingen mal ein Bundesligaspiel für den FC Schalke gemacht hat“, erinnert sich Wessel.
SVS-Debüt gegen den 1. FC Köln
Er machte ihn in Meinerzhagen ausfindig. Das war circa 2008. Die beiden Männer wurden Freunde und Grams erzählte Wessel nur allzu gerne seine Geschichten und Geschichtchen aus seiner aktiven Zeit als Stürmer.
Sein Debüt für den SV Sodingen gab Grams im August 1963 in der Oberliga West gegen den 1. FC Köln. Ein Highlight dieser Spielzeit, die mit dem Abstieg für die Sodinger endete, war sein Siegtreffer gegen Borussia Dortmund. Ein Stück Vereinsgeschichte war geschrieben.
Fußball-Highlights vom Wochenende in Herne
Verbissene Duelle gegen „Eisenfuß“ Höttges
Über die Zwischenstation Borussia Mönchengladbach ging es für Grams 1964 zu den Knappen, dem Kumpel- und Malocherklub in der Nachbarstadt. Zwei Jahre sollten vergehen, bis Grams das Spiel absolvieren sollte, von dem so viele Kinder bis heute träumen: das erste Bundesligaspiel.
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1966. Glückauf-Kampfbahn. Gegner: Werder Bremen. „Siggi“ auf der einen, „Eisenfuß“ Horst-Dieter Höttges auf der anderen Seite. „Ich hatte die ganze Zeit Blut im Schuh“, soll Grams über die verbissenen Duelle gegen den späteren Welt- und Europameister gesagt haben, erzählt Wessel.
Bereits elf Jahre zuvor war Grams schon einmal in der Schalker Heimstätte gewesen. Beim 1955-Finalspiel um die Deutsche Meisterschaft zwischen Sodingen und der Übermannschaft des 1. FC Kaiserslautern war er als Balljunge im Einsatz – verschüchtert und verängstigt von der riesigen Kulisse von mutmaßlich 80.000 Zuschauern.
1:6 gegen Werder bleibt das einzige Bundesligaspiel von Siegfried Grams
Die 1:6-Niederlage gegen Werder später sollte sein einziges Bundesligaspiel bleiben. „Es hat für ihn einfach nicht gereicht. Enttäuscht darüber war er aber kaum“, meint Wessel. Seine Karriere ließ der 2017 verstorbene Grams beim heutigen Oberligisten RSV Meinerzhagen ausklingen.
Wessel hat sich diese Momente, Erlebnisse, Höhen und Tiefen vorgenommen, an ihnen orientiert und zwischen zwei Buchdeckel gepresst. Es wurde kein Tatsachenbericht, eher eine anekdotenreiche Biographie, die nicht nur das Leben von Grams nacherzählt, sondern auch ein Buch über dessen Heimat geworden ist. Fußball unter dem Förderturm.
„Verballert“ ist beim Historischen Verein Herne/Wanne-Eickel erschienen. Es ist dort und beim Autor erhältlich. 116 Seiten, 7,95 €
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