Herne. Michele Di Bari, Trainer der SG Herne 70, übernimmt das Amt als Sportvorstand beim Oberligisten. Er erklärt die Hintergründe, Ziele und Pläne.

Stühlerücken im Vorstand des SC Westfalia Herne: Holger Stoye hat sein Amt zum 30. Juni niedergelegt, dafür erweitert ein neuer Mann die Führungsetage des Fußball-Oberligisten, allerdings alles andere als positionsgetreu: Michele Di Bari, ehemaliger Jugendtrainer beim SCW und aktuell Coach bei Bezirksligist SG Herne 70 übernimmt zusätzlich das Amt des Westfalia-Sportvorstands. Eine Verstärkung „aus dem obersten Regal“, nennt das Westfalias Vereinsvorsitzender Ingo Brüggemann.

Di Bari übernimmt die Verantwortung für den kompletten sportlichen Bereich von der Jugend bis zur Oberliga-Mannschaft, ist also auch zum Beispiel für die Kaderplanung der Oberliga-Mannschaft von Trainer Christian Knappmann zuständig.

Westfalia Herne war schon fast zehn Jahre Di Baris Verein als Trainer

Es ist ein auf den ersten Blick überraschender Schritt vor dem Hintergrund, dass Di Bari ja vor nicht einmal einem Jahr die Sportliche Leitung beim DSC Wanne-Eickel abgab, um wieder als Trainer arbeiten zu können. Den Trainerposten bei der SG 70 behält er aber – und so ergibt sich für beide Seiten eine fast logische Personalentscheidung, denn Berührungspunkte gibt es reichlich.

Di Bari war bereits fast zehn Jahre lang als Trainer in der Nachwuchsabteilung des SC Westfalia tätig, bis er 2014 Westfalia verließ und zum SV Fortuna wechselte. Ingo Brüggemann und Di Bari kennen sich gut aus gemeinsamen Zeiten beim DSC, wo beide erfolgreich vor allem in der Jugendabteilung zusammen arbeiteten. „Da hat sich eine Freundschaft entwickelt, Ingo und ich waren schon in den vergangenen Monaten fast täglich im Austausch über Fußball“, sagt Di Bari.

Grünes Licht von der SG 70 für das Extra-Engagement

Hoffentlich hat er die Mütze noch: Michele Di Bari, hier 2014 als Jugendtrainer des SC Westfalia Herne, kehrt nach sieben Jahren zurück.
Hoffentlich hat er die Mütze noch: Michele Di Bari, hier 2014 als Jugendtrainer des SC Westfalia Herne, kehrt nach sieben Jahren zurück. © Haenisch / waz fotopool | Joachim Haenisch

Aus diesem Austausch heraus entstand die Anfrage, ob Di Bari nicht das Amt des Sportvorstands bei Westfalia übernehmen könnte – der zögerte. „Ich sehe mich zuerst an der Linie, deshalb bin ich ja beim DSC weggegangen, um wieder trainieren zu können.“

Nach Bedenkzeit und weiteren Gesprächen mit beiden Vereinen habe er dann zugesagt: „Natürlich habe ich mit Rainer Simon und André Krämer gesprochen – hätte 70 mir kein grünes Licht gegeben, dann hätte ich nicht zugesagt, zumal ich ja nicht nur für ein Jahr hier Trainer bleiben will, sondern das gerne länger machen würde.“ Für die SG 70 lief Di Bari als Spieler auf, der Wechsel war eine Art „Heimkehr“, genau wie jetzt das Engagement bei der Westfalia.

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Als er die Freigabe seitens der SG 70 bekam, sagte Di Bari Westfalia zu. „Ingo und dem Verein konnte ich nicht absagen – Westfalia ist ja auch der Verein, bei dem ich als Trainer groß geworden bin.“

Auf Di Bari warten viele Aufgaben – vor allem muss er neues Personal suchen

Die Belastung ist aber nicht ohne. Die Aufgabe beim personell dünn aufgestellten Oberligisten sollte umfangreicher sein als die, die er zuletzt beim DSC erfüllte, gleichzeitig bleibt er Bezirksliga-Trainer. Di Bari weiß das: „Ich kann das nicht alleine schaffen, so war es ja auch beim DSC nicht. Für mich wird es zuerst vor allem darum gehen, Strukturen zu schaffen, Koordinatoren zu finden und Aufgaben zu verteilen. Zudem kann ich viel im Hintergrund arbeiten und muss nicht jeden Tag am Platz sein.“ Die Planung für die aktuelle Saison sei fast abgeschlossen, er arbeite jetzt schon perspektivisch auf die Winterpause und den Sommer 2022 hin – langfristig eben.

Profitieren soll auch die SG 70, die regelmäßig auf Kunstrasen am Schloss statt auf Asche trainieren kann. Eine sportliche Zusammenarbeit dagegen, zum Beispiel bei Spielerleihen, sei zwar „der kürzeste Weg“, sagt Di Bari, „aber eigentlich nicht Sinn der Sache“. Und Westfalia hat dadurch nun einen Sportvorstand, der zweimal die Woche sowieso im Stadion ist.

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Ingo Brüggemann ist froh darüber: „Wir sind überglücklich, dass Michele endlich den Weg nach Hause gefunden hat. Er ist zu einhundert Prozent der richtige Mann am richtigen Ort, ein echter Herner. Mit seiner akribischen und professionellen Arbeit wird er den sportlichen Bereich ganzheitlich führen.“