Herne. Ein Heimsieg wäre die halbe Miete gewesen – aber nach dem 59:60 im ersten Halbfinalspiel gegen Osnabrück steht der Herner TC unter Druck.
Noch ist es nicht vorbei. Nach dem 59:60 (30:25) im ersten Halbfinale gegen die GiroLive Panthers Osnabrück aber steht fest: Wenn die Basketballerinnen des Herner TC das Endspiel um die deutsche Meisterschaft noch erreichen sollten, geschieht dies nicht im Triumphzug, sondern führt über einen mit Verletzungen gepflasterten Leidensweg.
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Nachdem es zuletzt Laura Westerik erwischte, fiel diesmal Laura Zolper bei einer Abwehraktion unglücklich aufs Handgelenk und musste sich die entscheidende Phase von der Bank aus anschauen. Sie droht auch für das Rückspiel in Osnabrück am nächsten Freitag auszufallen.
Herner TC spielt ohne zwei Topspielerinnen für die Guardpositionen
Leidenschaft und Hingabe, Spannung, ja Dramatik: Die Partie in der H2K-Arena besaß viele Attribute eines Playoff-Krimis. Was fehlte, war spielerische Klasse. Beide Mannschaften verteidigten hart, rangen auch im Bodenkampf um jeden Ball, ließen es aber an Ideen und einstudierten Spielzügen mangeln.
Teilweise war es ein arges Gewürge, nicht die feine Basketballkost, die ein besser besetztes Herner Team im Januar und März regelmäßig serviert hatte. Aber das kam nicht ganz unerwartet, fehlten dem HTC neben Westerik mit Loryn Goodwin und Jelena Vucetic doch zwei Topspielerinnen für die Guardpositionen.
Fehlende Optionen
Blieben von den Stammkräften nur Chloe Bully und Laura Zolper. Zwar half Kristina Topuzovic nach Kräften mit, den Ball nach vorn zu tragen, aber die fehlenden Optionen auf den kleinen Positionen erwiesen sich als Herner Achillesferse. Denn natürlich wussten die Panther, wo und wen sie beißen mussten.
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Von Beginn an nahm sich die athletische Kata Takács besonders liebevoll der jungen Laura Zolper an, gönnte ihr keinen halben Meter Platz für ihre Distanzwürfe. Die 20-Jährige ließ sich aber nicht beeindrucken, und als sie ihren ersten Korbleger zur Herner 12:11-Führung (8.) untergebracht hatte, war sie voll im Spiel.
Verbaselte Angriffe bringen Osnabrück heran
Wechselte die Führung zunächst noch hin und her, schien sich Herne im zweiten Abschnitt etwas absetzen zu können. Angeführt von Topuzovic, die sich nach missglücktem Freiwurf selbst den Rebound schnappte und den Ball in die Reuse stopfte, machte der HTC aus dem 12:15 nach dem ersten Viertel ein 28:20 (15.). Es war die beste Herner Phase mit einem feinen Dreier von Sarah Polleros und zwei ganz frechen Steals von Zolper, die sie auch gleich zu Fastbreakpunkten nutzte.
Herner TC gegen GiroLive Panthers Osnabrück
Lange aber konnten die Schützlinge von Marek Piotrowski dieses Niveau nicht halten. Zwei, drei verbaselte Angriffssequenzen später war Osnabrück auf 28:25 (17.) dran, und danach gelang beiden Teams bis zur Pause (30:25) nicht mehr viel.
Schock nach der Pause durch Laura Zolpers Verletzung
Kurz nach Wiederbeginn der Schock: Zolper wollte den Schnellangriff von Takács stoppen und verletzte sich dabei. Für sie kam die 17-jährige Jule Groll, die sich respektlos mit einem Dreier zum 33:26 (22.) anmeldete, dem schnellen, harten Spiel aber insgesamt physisch noch nicht gewachsen war. Zwar kam Zolper noch einmal zurück, musste diesen Versuch aber schnell wieder abbrechen.
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So trug Bully einen noch schwereren Rucksack mit sich herum. Die Herner Kapitänin, eher auf Position 2 als auf der 1 zuhause, musste nun durchspielen. Sie gab alles, doch mit nachlassender Kraft häuften sich ihre Ballverluste, und auch die Bodenpässe unter den Korb wurden oft abgefangen.
Kristina Topuzovic muss traurig gratulieren
Allerdings fehlte es der Belgierin auch an Unterstützung. Insbesondere AeRianna Harris kann viel mehr, als sie an diesem Samstag zeigte. Stark in der Defense gegen Sam Fuehring, wirkte sie im Angriff bei aller Coolness mitunter etwas teilnahmslos. Noch weniger kam von Dayna Rouse, die sich lediglich mit einem Fehlwurf und einem Foul auf den Scoringbogen eintrug. Das konnte nicht einmal Kristina Topuzovic kompensieren. Mit jeder Faser ihres Körpers stemmte sich die Serbin gegen die drohende Niederlage. Am Ende hatte sie 25 Punkte und 19 Rebounds gesammelt – und musste dennoch traurig gratulieren.
Denn ihren Acht-Punkte-Rückstand hatten die Panther schon beim 36:36 (25.) aufgeholt. Danach blieb es ganz eng. Mit energischen Einzelaktionen hielten Bully und Topuzovic den HTC bis zum 53:48 (37.) auf Kurs, doch Fuehring und die starke Emma Eichmeyer stellten auf 54:55 (39.).80 Sekunden blieben noch, die Crunchtime begann. Und Herne zeigte Nerven.
Sofia Pelander verweigerte den freien Wurf, Bully ebenso – und schon war der Ball weg. Topuzovic wollte retten, bezahlte das mit einem „unsportlichen Foul“, das Takács zu drei Punkten nutzte. Topuzovic verkürzte auf 56:58, aber nach Fuehrings Offensivrebound und Harris‘ Foul traf Osnabrücks Frieda Bühner 2,6 Sekunden vor Schluss beide Freiwürfe zum 56:60.
„Wenn man nur zu Sechst spielt, ist irgendwann die Konzentration zu Ende“
Nach Auszeit Herne ging es mit Einwurf Seite weiter. Der HTC brauchte einen Dreier mit Bonus-Freiwurf. Doch so dumm waren die Gäste nicht. Topuzovic traf mit der Sirene, aber ohne Foul. Und die Panthers jubelten.
.„Wir haben gefightet und mit einem Punkt verloren. Individuelle Fehler haben uns das Genick gebrochen“, kommentierte HTC-Trainer Piotrowski. „Aber wenn man nur zu Sechst spielt, ist irgendwann die Konzentration zu Ende. Ich kann der Mannschaft keinen Vorwurf machen.“
Viertel: 12:15, 18:10, 12:16, 17:19HTC: Topuzovic (25/2 Dreier, 19 Rebounds), Pelander (8), Bully (8), Zolper (6), Harris (5), Polleros (4/1), Groll (3/1), Rouse, Langermann.
Panthers: Eichmeyer (21/1), Fuehring (11/1), Strozyk (7/1), Dölle (6/1), Takács (6), Poros (5), Bühner (2), Cuic (2), Knopp, Fikiel, Dzeko.
Statistik (HTC – Panthers) – Zweier: 39 % (23/59) – 41,1 % (23/56); Dreier: 33,3 % (4/12) – 23,5 % (4/17); Freiwürfe: 60 % (9/15) – 66,7 % (10/15); Rebounds: 46 (17 offensiv, 29 def.) - 23 (4 off., 19 def.); Assists: 4 – 9; Turnovers: 19 – 13; Steals: 7 – 10; Fouls: 18 – 14.
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