Der TV Wanne 85 ist seit 1994 Eigentümer der Erich-Höll-Sportanlage in Herne – sie ist ein echtes Kleinod mitten in Röhlinghausen.
„Als Ende August 1969 die Anlage zur Benutzung freigegeben wurde, war der Boden feucht vom Schweiß der Mitglieder. Ob Männlein oder Weiblein, ob Knabe oder Mädchen, alle packten an, so gut es ging.“
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Diese beiden salbungsvollen Sätze sind in der Broschüre „90 Jahre TV Wanne 85“ zu lesen, erschienen 1975. Sechs Jahre war der Wanne-Eickeler Traditionsverein da schon Pächter eines ca. 30.000 Quadratmeter großen Geländes in Röhlinghausen. Ein wildes Stück Land, das die Rheinelbe Bergbau AG (heute RAG) als Werksportplatz genutzt hatte. Doch mit dem Niedergang der Kohle im Ruhrgebiet ging auch das Interesse der „Zechenbarone“ an ihren Grundstücken zurück.
TV Wanne übernimmt die Sportanlage 1969
1969, exakt am 30. August, übernahm die Vereinsfamilie des TV 85 die „Sportanlage an der Zeche Pluto“, ausgestattet mit einem Pachtvertrag für 20 Jahre, der noch einmal um fünf weitere Jahre verlängert wurde.
Tausende von Arbeitsstunden investierten die Mitglieder in ihre Anlage, die schon kurz nach der Eröffnung den Beinamen „Ponderosa“ erhielt. Nicht, weil an der Plutostraße in Anlehnung an die TV-Kultserie „Bonanza“ – in der die Cartwright-Familie mit Ben, Hoss, Adam und Little Joe auf ihrer Ranch „Ponderosa“ lebte – Pferde und Colts, Viehdiebe und Sheriffs eingezogen waren. Sondern weil beim Anstrich eines Gebäudes auf dem Platz aus einem geplanten Ziegelrot ein schreiendes Rosa geworden war.
In Röhlinghausen: „Bei uns auf der Ranch ist immer etwas los“
Schnell wurde die „Ponderosa“ zur zweiten Heimat der TV-Familie (der aus Wanne!) mit ihren damals ca. 500 Mitgliedern. Waren bis 1969 die Abteilungen auf viele Wanne-Eickeler Sportplätze und -hallen verteilt, besaßen die „85er“ nun endlich ein eigenes Sportzentrum mit Rasenplatz, 400 m-Laufbahn, drei Sporthallen sowie Räumen für die Geschäftsstelle, für die Jugend und für Versammlungen.
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1985, im Jahr des 100-jährigen Bestehens, fanden dort unter anderem ein großes Leichtathletik-Sportfest und ein Internationales Handball-Kleinfeldturnier statt. Aber auch die Turner und Tischtennisspieler spielten und trainierten dort, ebenso die Breitensportler. Nicht zu vergessen die unzähligen Feten, die auf der „Ponte“ gefeiert wurden – „bei uns auf der Ranch ist fast immer etwas los“, heißt es im 1985 im Jubiläumsheft.
Namensgeber gehörte über 50 Jahre dem Verein an
Zudem nutzten auch andere Vereine die schmucke Anlage. So trainierten dort, als das Stadion im Sportpark Wanne-Süd gesperrt war, die Fußballer des DSC Wanne-Eickel, ebenso tummelten sich Schülerinnen und Schüler auf dem satten Grün. Seit Juli 1991 übrigens auf der „Erich-Höll-Sportanlage“, eine Umwidmung, mit der der TV Wanne 85 einen Mann würdigte, der über ein halbes Jahrhundert dem Verein angehörte, davon alleine 43 Jahre im Vorstand.
1994 wurde der nächste Meilenstein gesetzt. Für 95.000 DM kaufte der TV Wanne 85 Ende September von der Montan Grundstücksgesellschaft die bis dahin „nur“ gepachtete Anlage, „eine für unsere Vereinsgeschichte große und bedeutende Maßnahme“, formulierte es der damalige 1. Vorsitzende Gerhard Misterek. Gleichzeitig holte er die Mitglieder mit ins Boot und bat um „engagierte und tatkräftige Mithilfe, um die bereits begonnenen Umbau- und Sanierungsmaßnahmen auf unserer eigenen Anlage weiterzuführen bzw. Neubaumaßnahmen in nächster Zeit anzugreifen“.
Hallensanierung war ein echter Glücksfall
Ein Satz, der bis heute seine Gültigkeit hat. Das Intermezzo „American Football“ mit den Black Barons Herne, die dort von 2017 bis 2019 dem Ei nachjagten, ist zwar beendet, aber auf der „Ponderosa“ tut sich immer etwas.
So verfügt der Verein mit seinen zurzeit 755 Mitgliedern über eine Beach-Anlage, wo im feinkörnigen Sand Volleyball, Handball und auch Basketball gespielt wird, über eine große Grillecke, einen „Barfuß-Sinnespfad“, einen „Ideen-Trimmpfad“ und seit wenigen Wochen auch über eine mit Landesmitteln und viel eigener Spucke frisch renovierten Sporthalle. Volley- und Handball, Tischtennis und Taekwon-Do, Badminton, Breiten- und Reha-Sport – all dies kann auf drei Ebenen in der ehemaligen Maschinenhalle der Zeche Pluto-Thies trainiert, gespielt oder ausgeübt werden. „Ein echter Glücksfall“, freut sich Burkhard Ladewig, seit mittlerweile 13 Jahren 1. Vorsitzender des TV Wanne 85, der auch schon an die „Nach-Corona-Zeit“ denkt: „Die schmucke Halle wird sicher nicht nur unseren Mitgliedern gefallen, sondern hoffentlich auch neue anlocken.“
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Und Platz für Neue und Neues gibt es auf der Erich-Höll-Sportanlage. So will Ladewig den „Barfuß-Sinnespfad“ und den „Ideen-Trimmpfad“, beides können auch Schulen nutzen, wieder aktivieren. Zudem denkt er über die Gründung einer Dart-Abteilung nach. Und dann fliegen auf der „Ponderosa“ zwar keine Kugeln, aber immerhin kleine Pfeile…
Namen und Notizen zur Erich-Höll-Sportanlage
Der Namensgeber: Erich Höll, der 1990 verstarb, war nicht nur Ehrenmitglied des TV Wanne 85, sondern engagierte sich für den gesamten Sport in Wanne-Eickel. Bis zur Städteehe im Jahr 1975 war er Vorsitzender des Stadtsportverbandes Wanne-Eickel, nach dem Zusammenschluss dann stellvertretender Vorsitzender des Herner Stadtsportbundes. Zudem saß er lange Jahr als sachkundiger Bürger für den SSB im Sportausschuss der Stadt Herne. Heute erinnert eine Gedenktafel, im Juli 1991 enthüllt, an Erich Höll, der bei den „85ern“ auch als Handball-Obmann Vereinsgeschichte schrieb.
Die Zeche: Der Schacht 1 der Zeche Pluto im Stadtteil Röhlinghausen erhielt 1857 den Namen „Thies“ nach Johann Heinrich Wilhelm Thies, dem Gründer der Zeche. Schon früh entstanden Siedlungen in Richtung der zweiten Anlage „Pluto-Wilhelm“ an der Wilhelmstraße. Der Sportplatz liegt auf dem ehemaligen Kokereigelände. Der TV Wanne 85 nutzt dort unter anderem ein ehemaliges Maschinenhaus und die ehemalige Schmiede. Sie wurden nach dem Abtragen der ersten Zechenhalde um 1910 herum gebaut.
„Ottos“ Finger: Auch die WAZ-Sportredaktion Herne/Wanne-Eickel war gerne zu Gast auf der Erich-Höll-Sportanlage. Beim internen „Entencup“ gab es für die Fußballer auf dem Kleinfeld gegen stärkste Konkurrenz aus vielen anderen WAZ-Redaktionen im Revier zwar selten etwas zu gewinnen, aber eine Menge Spaß hat es immer gemacht. Sicher auch Sportredakteur Uwe Ross, der für uns das Tor hütete und (fast) alle Bälle abwehrte. Nur bei einer seiner zahlreichen Glanzparaden steckte zwischen Ball und Pfosten plötzlich sein Finger… „Otto“ trug es mit Fassung und gehörte in der 3. Halbzeit wieder zu den Spielmachern.
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