Freiburg. Angeführt von der überragenden Laura Zolper macht der Herner TC in Freiburg alles klar – aber ab sofort ist der HTC wohl in der Außenseiterrolle.
Es ist vollbracht: Mit einer abgeklärten, souveränen Vorstellung haben die Basketballerinnen des Herner TC auch das zweite Viertelfinalspiel gegen die Eisvögel USC Freiburg gewonnen und mit dem 69:59 (32:22) vorzeitig die Halbfinalserie der Deutschen Meisterschaft erreicht.
Gegner werden dort die GiroLive Panthers Osnabrück sein, die sich ebenfalls in zwei Spielen gegen den TSV Wasserburg behaupten konnten. Am Ostermontag können sich die HTC-Ladys also eine schöpferische Pause gönnen. Die wird allerdings nicht ausreichen, um sich für die Halbfinals in eine Favoritenrolle zu bringen. Zu heftig hat das Verletzungspech die Hernerinnen erwischt.
Herner TC muss einen Rückschlag nach dem anderen wegstecken
Schon in Freiburg saß Sofia Pelander nur in Zivil auf der Bank, nachdem sie sich vor 14 Tagen in Heidelberg die Nase gebrochen hatte und inzwischen operiert worden war. Ebenfalls nur für den Notfall hielt sich Loryn Goodwin mit bandagiertem Daumen ihrer Wurfhand bereit. Tragischerweise trat dieser Notfall dann kurz nach der Halbzeitpause auch ein.
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Laura Westerik landete nach einem Korbleger unglücklich und knickte um. Für sie war das Spiel und ist wohl auch die Saison damit vorbei. Die Kämpferin aus den Niederlanden ist nach Alyssa Lawrence, Laura Stockton, Chloe Bully, Jelena Vucetic, Pelander und Goodwin bereits die siebte Herner Spielerin, die sich in dieser Saison ernsthaft verletzt hat.
Doch Jammern gilt nicht. Bislang hat der HTC alle Nackenschläge weggesteckt, und er wird auch jetzt nicht die weiße Fahne hissen. Erneut in der Finalserie um den DM-Titel zu spielen, ist jedenfalls ein lohnenswertes Ziel, um ab kommendem Wochenende noch einmal alle Kräfte zu mobilisieren. In Freiburg zeigte sich einmal mehr, wie schlau der Herner Kader zusammengestellt, wie schwer dieses Team auszurechnen ist.
HTC-Trainer Piotrowski: „Das war ein Riesen-Defense-Fest“
Für Goodwin übernahm Chloé Bully den Spielaufbau, und die Belgierin sorgte in einer zerfahrenen Anfangsphase gleich für die ersten sechs Herner Punkte. Als Bully auf 7:6 verkürzte, lief bereits die achte Spielminute. Bis dahin war beiden Teams in der Offensive nicht viel gelungen, was auch an der guten Verteidigungsarbeit lag. „Das war ein Riesen-Defense-Fest“, titulierte HTC-Cheftrainer Marek Piotrowski das erste Viertel, das mit 10:10 endete. „Beide Mannschaften haben gut und hart verteidigt.“
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Genau wie im Hinspiel legten die HTC-Damen im zweiten Abschnitt den Grundstein zum Sieg. Bis zum 17:16 (14.) wechselte die Führung mehrfach, dann setzte sich der Gast mit einem 15:3-Run auf 20:31 (19.) ab. Die Initialzündung gab Laura Zolper. Erst gegen Ende des Anfangsviertels von der Bank gekommen, bewies die 20-Jährige gleich an der Linie ihr feines Wurfhändchen, hatte dann mit zwei Floatern Erfolg und zeigte anschließend, dass sie es aus der Distanz besonders gut kann.
Ihr erster Dreier rauschte zum 17:19 durch die Reuse, der zweite zum 17:27. Am Ende hatte Hernes flinker Shooting Guard vier von neun Dreiern getroffen und war mit 27 Punkten beste Scorerin der gesamten Partie.
Hernerinnen setzen sich mit starkem Teamplay ab
Mit einem Zehn-Punkte-Polster startete Herne in die zweite Hälfte, die Laura Westerik mit einem feinen Korbleger eröffnete. Es war ihre vorletzte Aktion, dann humpelte sie vom Feld. So groß der Schock über dieses Pech gewesen sein muss – auf dem Feld war nichts davon zu sehen.
Vielmehr ließen Ae‘Rianna Harris, Kristina Topuzovic, Goodwin und Co. den Ball mehrfach wunderbar um die Freiburger Zone wandern, bis kurz vor Ablauf der Shotclock eine freie Wurfposition gefunden war. Binnen zwei Minuten stellten die Hernerinnen von 26:34 auf 28:44 (25.), und spätestens beim 31:50 (28.) wähnten sich die Gäste klar auf Halbfinalkurs.
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Noch aber gab sich Freiburg nicht geschlagen, vor allem nicht Daneesha Provo. Mit acht Punkten in Serie brachte die Topscorerin der Liga die Eisvögel bis zur letzten Pause wieder in Schlagdistanz (41:50).
Herne spielt eine souveräne Schlussphase – Sorgen um Westerik
Die Freiburger Hoffnungen auf eine spannende Schlussphase aber erfüllten sich nicht. Mit Dreiern von Zolper und zweimal Topuzovic hielt Herne die Eisvögel auf Abstand. Ein letztes Freiburger Aufbegehren zum 52:61 (35.) erstickten Zolper und Bully mit zwei Korblegern im Keim. Danach blieb der Vorsprung konstant im zweistelligen Bereich.
„Wir sind zufrieden. Wir haben gut gespielt und sind im Halbfinale. Damit haben wir unser Ziel erreicht“, konstatierte Marek Piotrowski. „Aber heute haben wir ein lachendes und ein weinendes Auge. „Irgendwann ist mal gut mit diesen Verletzungen. Hoffen wir, dass es bei Westerik nicht so schlimm ist.“
Statistik: Eisvögel USC Freiburg – Herner TC 59:69 (22:32)
Viertel: 10:10, 12:22, 19:18, 18:19
USC: Provo (19/4 Dreier), Boensch (13), Toussaint (10), Mayer (8), Konstantindou (6), Kapitza (3), S. Ouedraogo, Nufer, Gerlinger, Paradzik, S.-L. Ouedraogo.
HTC: Zolper (27/4), Topuzovic (14/2), Harris (11), Bully (10), Westerik (5), Polleros (2), Rouse, Goodwin, Groll.
Statistik (USC – HTC): Zweier 43,2 % (16/37) – 55 % (22/40); Dreier: 23,5 % (4/17) – 31,6 % (6/19); Freiwürfe: 78,9 % (15/19) – 70 % (7/10), Rebounds: 29 (8 offensiv, 21 def.) - 37 (10, 27); Assists: 8 – 17; Turnovers: 16 – 20; Steals: 9 – 7; Fouls: 14 – 15.