Herne. In Freiburg treffen die Bundesliga-Basketballerinnen des Herner TC auf ein junges, gut ausgebildetes Team mit der besten Werferin der Liga.

Es ist die Kehrseite eines Privilegs, das Profisportler im Lockdown genießen.

Saßen die Bundesliga-Basketballerinnen des Herner TC in früheren Jahren zu dieser Zeit auf gepackten Koffern, um zwischen Weihnachten und Neujahr in der Heimat zu entspannen, verbringen sie diesmal die Feiertage in Sporthallen, auf Autobahnen und in ihren Herner Apartments. Denn die Winterpause wurde dem verspäteten Saisonbeginn geopfert.

Herner TC hat noch vier Spiele bis zum Jahresende

Das erste von noch vier Spielen bis zum Jahresende führt die HTC-Damen an diesem Samstag in den Breisgau, wo um 19.30 Uhr die Partie gegen die Eisvögel USC Freiburg beginnt.

Freiburg zählt zu den liebsten Zielen des HTC-Trosses, gerade in der Weihnachtszeit. „Schon der Weihnachtsmarkt war immer eine Reise wert“, schmunzelt Marek Piotrowski, der sich aber auch an etliche Siege in der Uni-Sporthalle erinnert.

Muss er diesmal schon auf den Duft von Glühwein und gebrannten Mandeln verzichten, will er wenigstens die Punkte mitnehmen.

Eisvögel Freiburg haben schon starke Ergebnisse erzielt

„Aber auch das wird schwer genug“, warnt Hernes Headcoach – und verweist auf die starken Ergebnisse, welche die Eisvögel bislang erzielt haben.

Nachdem sie schon die abgebrochene letzte Saison mit acht Siegen in Folge beendet hatten, haben die Breisgauerinnen in dieser Spielzeit vier von sechs Partien gewonnen und rangieren damit direkt vor Herne auf dem dritten Platz.

Breisgauerinnen machen heimische Talente zu Erstliga-Spielerinnen

„Freiburg hat sehr, sehr positiv überrascht. Trainer und Verantwortliche machen da einen tollen Job“, bekundet der 61-Jährige großen Respekt vor der Arbeit seiner Trainerkollegin Hanna Ballhaus und ihres Teams.

Unter deren Anleitung entwickeln sich immer wieder heimische Talente zu konkurrenzfähigen Bundesliga-Spielerinnen.

So wie Emily Kapitza, Maria Konstantinidou, Sara Kranzhöfer, Luisa Nufer oder die Ouedraogo-Schwestern, die regelmäßig ihre Minuten bekommen und absolut mithalten können. Mehr als mithalten kann eine andere junge Freiburgerin. Die 19-jährige Pauline Mayer hat eine wahre Leistungsexplosion erlebt.

Als Pointguard trägt sie nicht nur große Verantwortung für den Spielaufbau, sie zählt mit einem Schnitt von über 17 Punkten pro Spiel auch zu den erfolgreichsten Werferinnen der gesamten Liga.

Daneesha Provo ist regelmäßig für 30 Punkte gut

Angeführt wird diese Kategorie im Ranking der Toyota DBBL von einer anderen Freiburgerin.

Daneesha Provo, 24-jähriger Neuzugang aus Kanada, hat sich als Volltreffer erwiesen und ist regelmäßig für 30 Punkte gut. Im letzten Freiburger Heimspiel hat sie diese Marke sogar locker getoppt. Beim 101:79 gegen Heidelberg versenkte der 1,84m große Shooting Guard allein elf Dreier, brachte es insgesamt auf 41 Punkte.

Nur knapp verpasste der Herner TC, hier Laura Westerik, die Überraschung gegen den Titelfavoriten Rutronik Stars Keltern.
Nur knapp verpasste der Herner TC, hier Laura Westerik, die Überraschung gegen den Titelfavoriten Rutronik Stars Keltern. © Foto Funke Services | Klaus Pollkläsener

„Sie ist unangefochten die beste Korbjägerin der Liga“, weiß auch Marek Piotrowski.

Und natürlich steht der Name Provo weit oben auf seinem Zettel, wenn es um die konkrete Spielvorbereitung geht. „Wir werden uns schon mit ihrer Spielweise beschäftigen und schauen, wie wir sie verteidigen“, verrät Hernes Trainer. „Ausschalten wird man sie nicht, aber in ihrer Wirkung begrenzen.“

Freiburg hat eine gute Mischung

Sich zu sehr auf die Dreierspezialistin zu konzentrieren, würde deren Teamkameradinnen zu viele Freiräume geben.

Zum Beispiel den beiden US-Girls, die sich im Breisgau ebenfalls gut eingelebt haben. Centerin Cassidy Boensch räumt unter den Brettern auf und legte zuletzt in Nördlingen ein Double-Double auf, Powerforward Dominique Toussaint sorgt vom Flügel für Gefahr. „Freiburg hat insgesamt ein gute Mischung“, findet Marek Piotrowski. „Und sie spielen einen sehr unangenehmen Basketball.“

In jeder Sekunde hellwach sein

Was er unter unangenehm versteht, konkretisiert Hernes Trainer so: „Nach vorne sehr schnell und aggressiv. Vor allem aber spielen die Eisvögel viele verschiedene Verteidigungen, die sie ständig wechseln.“

Trotz der 500 Kilometer Anreise müssen die Hernerinnen in jeder Sekunde hellwach sein, um sich auf alle Varianten einzustellen und die richtigen Lösungen zu finden.

Das aber traut Piotrowski seinem Team durchaus zu: „Wir wollen nicht zu sehr auf den Gegner schauen, wir haben selber eine gute Mannschaft.“ (Spielbericht zur knapp verpassten Überraschung gegen Keltern hier)

Herner TC: Tendenz zeigt nach oben

Zwar fehlen nach wie vor die verletzten Laura Stockton, Chloé Bully und Alyssa Lawrence, doch die neue Spielmacherin Jelena Vučetić hat nach gerade zwei gemeinsamen Trainingseinheiten zuletzt gegen Keltern schon einen beachtlichen Einstand gegeben (mehr dazu hier). Jetzt hat sie ihre neuen Mitspielerinnen schon etwas besser kennengelernt, was dem Spielfluss gut tun dürfte.

„Wir sind wieder einen Schritt weiter“, glaubt auch Marek Piotrowski. „Die Tendenz zeigt nach oben, und ich hoffe, dieser Trend stabilisiert sich und wir können noch etwas zulegen.“ Dann dürfte in Freiburg auch diesmal etwas zu holen sein.

Die Spiele des Herner TC in den vergangenen Wochen

Bully, Westerik & Co.: Der Kader des Herner TC für die Saison 2020/21:

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