Herne. Die DBBL-Basketballerinnen des Herner TC liefern Titelanwärter Keltern einen großen Kampf. Entscheidung beim 66:70 fällt Sekunden vor Schluss.

Nichts ist unmöglich in der Toyota DBBL, auch nicht ein Sieg gegen die Rutronik Stars Keltern. Diesmal aber blieb Hernes Bundesliga-Basketballerinnen ein Erfolg gegen den erklärten Titelfavoriten noch verwehrt.

Beim 66:70 (30:34) ließ der Herner TC den Triumph letztendlich durch ungewohnte Schwächen an der Freiwurflinie liegen, nachdem er den Sternen einen beinharten, packenden und bis zur letzten Minute offenen Kampf geliefert hatte.

Herner TC: Niederlage ist an zwei Punkten festzumachen

Mit einer 50-Prozent-Quote nach der Pause, als nur sieben von 14 Freiwürfen durch den Ring rutschten, und insgesamt neun Fehlversuchen lässt sich ein abgezocktes Team wie das aus dem Raum Pforzheim schwerlich schlagen.

Das sah auch Marek Piotrowski nicht anders, der die knappe Niederlage darüber hinaus an zwei weiteren Punkten festmachte: „Keltern konnte mit vollem Kader viel wechseln und in der Defense immer Druck auf uns ausüben. Außerdem haben wir uns sechs oder sieben Turnovers mehr erlaubt“, analysierte der HTC-Cheftrainer.

HTC-Trainer Marek Piotrowski sieht viel Positives

Dennoch nahm Piotrowski auch viel Positives mit aus diesem Spiel. „Zufrieden kann man ja nie sein, wenn man verloren hat. Dieses Spiel aber muss man mit vier Augen sehen. Wir haben nur eine von drei Verletzten ersetzt und hätten Keltern trotzdem schlagen können“, lautete sein Fazit.

Mit zwei seiner Spielerinnen war der Coach besonders zufrieden: „Laura Zolper hat wieder ein gutes Spiel gemacht und gezeigt, dass sie mithalten kann. Und man hat auch gesehen, dass Jelena Vucetic uns behilflich sein kann, wenn sie mal richtig integriert ist.“

Starker Auftritt von Neuzugang Jelena Vucetic

Letzteres ist gewiss eher untertrieben. Denn was die 27-jährige Montenegrinerin, die erst am Mittwochabend in Deutschland gelandet war, nach nur zwei Trainingseinheiten mit ihrem neuen Team aufs Parkett der H2K-Arena brachte, war schon allererste Sahne.

Gleich in die Starting Five beordert, sorgte Vucetic für einen sicheren Ballvortrag, setzte ihre Kolleginnen gut in Szene oder zog selbst energisch zum Korb und verwandelte hochprozentig. Wenn sie die Herner Systeme verinnerlicht hat und die Laufwege der Kolleginnen besser kennt, wird das am Samstag teils etwas statische Angriffsspiel sicher noch flüssiger und weniger ausrechenbar.

Keltern spielt offensiv top und bissig in der Defensive

Diesmal stand dem HTC allerdings auch ein richtig guter Gegner gegenüber. Mit wieselflinken Guards, sicheren Distanzwerferinnen und physisch enorm starken Centerinnen war Keltern nicht nur offensiv top besetzt, auch die Defense arbeitete bissig, aggressiv und mit viel Körpereinsatz.

Coaching: Trainer Marek Piotrowski im Gespräch mit Kristina Topuzovic. Im Hintergrund Predrag Stanojcic, Co-Trainer des Herner TC:
Coaching: Trainer Marek Piotrowski im Gespräch mit Kristina Topuzovic. Im Hintergrund Predrag Stanojcic, Co-Trainer des Herner TC: © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Weil auch Herne robust dagegenhielt, entwickelte sich vom Sprungball an ein hartes Kampfspiel höchster Intensität. Herne legte zunächst ein 4:1 vor (3.), geriet dann mit 6:10 ins Hintertreffen (6.), holte sich aber in der Endphase des ersten Viertel die Führung wieder zurück (17:16).

23:18 ist die höchste Herner Führung des Spiels

Schon in dieser Phase hatte Vucetic einige Akzente gesetzt, zu Beginn des zweiten Abschnitts legte sie noch eine Schüppe drauf. Sie baute die Führung mit zwei Korblegern auf 21:16 aus und legte nach Jasmine Thomas‘ Anschlusstreffer einen weiteren Korb zum 23:18 (13.) nach. Es sollte die höchste Herner Führung im gesamten Spielverlauf bleiben.

Etwas übereifrig kassierte Vucetic bald darauf ihr drittes „Persönliches“, Sofia Pelander und Ae‘Rianna Harris taten es ihr postwendend nach – Herne geriet schon Mitte des zweiten Viertels in Foultrouble, angesichts des schmalen Kaders eine echte Hypothek. Die Gäste nutzten es konsequent aus. Sie drückten weiter aufs Tempo, hielten die Intensität hoch und erkämpften sich nun auch unter den Brettern leichte Vorteile, die sie in eine 34:30-Halbzeitführung ummünzten.

Laura Zolpers Dreier ist das Signal zur Aufholjagd

Nach Wiederbeginn schienen die Gäste sogar etwas davonziehen zu können, als sie sich durch sieben Punkte ihrer Centerinnen Vaughn und Cvitkovic auf 41:30 (23.) absetzten. Doch dann gab Laura Zolper per Dreier das Signal zur Aufholjagd, und als Herne das Viertel mit einem 9:0-Run zum 46:47 abschloss, war die Partie wieder komplett offen.

Harris brachte den HTC zu Beginn des Schlussabschnitt wieder in Führung (48:47), Keltern konterte durch zwei Treffer von Mailis Pokk und einen Korb von Krystal Vaughn zum 48:53 (32.). Von dieser Mini-Führung zehrten die Sterne bis zum Schluss. Die HTC-Damen kämpften aber verbissen um die erneute Wende.

Die Rutronik Stars zahlen jeden Treffer sofort zurück

Immer wieder wühlten sich Vucetic, Kristina Topuzovic oder Laura Westerik zum Brett durch, aber die Gäste zahlten jeden Treffer sofort zurück. Beim 55:61 (35.) rief Piotrowski zur Auszeit. Und sein Plan schien aufzugehen. Erst traf Topuzovic mit Foul, dann auch Westerik. Beide Bonus-Freiwürfe saßen, Herne war beim 61:63 (36.) auf Schlagdistanz.

Auch interessant

Es ging in die Crunchtime. Doch hier hatten die Sterne die besseren Nerven. Zweimal patzte HTC-Kapitänin Westerik an der Linie, Laura Zolpers Distanzwurf sprang auf den Ring, auch ein Dreier von Jelena Vucetic drehte sich wieder raus.

Weil auf der Gegenseite Vaughn und Sanja Mandic sieben von acht Kelterner Freiwürfen verwandelten, reichten Topuzovics Dreier und ein Harris-Korb nicht mehr, um den Gästen den Sieg noch zu entreißen. Mit schnellem Foul direkt nach Harris Treffer zum 66:68 holte Herne fünf Sekunden vor Schluss Sania Mandic an die Linie. Und die blieb eiskalt. Der erste saß, der zweite auch: Die Sterne waren obenauf.

Viertel: 17:16, 13:18, 16:13, 20:23

HTC: Vucetic (16), Westerik (14), Topuzovic (12/1, 9 Rebounds), Harris (10), Zolper (6/2), Pelander (5), Rouse (3), Polleros, Tews.

RSK: Vaughn (15), Mandic (15), Thomas (9/1), Cvitkovic (8/1, 8 Reb.), Pokk (8), Pavic (4), Mingo (3/1), Mayombo (3), Kiss-Rusk (3), Deura (2).

Statistik (HTC – RSK) – Zweier: 56,4 % (22/39) – 44,4 % (24/54); Dreier: 23,1 % (3/13) – 33,3 % (3/9); Freiwürfe: 59,1 % (13/22) – 76,5 % (13/17); Rebounds: 35 (13, offensiv, 22 def.) – 34 (15, 19); Assists: 12 – 11; Ballverluste: 21 – 15; Fouls: 21 – 21.

Die vorherigen Spiele des Herner TC

Bully, Westerik & Co.: Der Kader des Herner TC für die Saison 2020/21:

Mehr Bilder und Artikel aus dem Herner und Wanne-Eickeler Sport gibt es hier