Herne. Richard Mueller vom Eishockey-Oberligisten Herner EV beantwortet nach seinen ersten Wochen Fragen zum Wechsel und den sportlichen Zielen.
Mit kurzfristigen Wechseln kennen sie sich aus in dieser Saison beim Herner EV.
- American Football:Für die Herne Black Barons liegt die Zukunft im Amateursport
- Fußball:Oberligist Westfalia Herne blickt schon Richtung nächste Saison
- Basketball:Starke Teamleistung des Herner TC beim Sieg in Hannover
Vorige Woche etwa ist Verteidiger Niklas Heyer in die DEL2 nach Crimmitschau gegangen – am Mittwoch gab der HEV bekannt, dass Mike Schmitz aus dem DEL-Team der Krefeld Pinguine Heyers Platz in der Verteidigung einnehmen wird (Bericht hier). Einen überraschenden Zugang hatten die Herner bereits Ende Oktober gemeldet: mit der Verpflichtung des Stürmers und Ex-DEL-Profis Richard Mueller (Bericht von Ende Oktober hier) ist dem Oberligisten ein Transfer-Coup gelungen. Nach den ersten Wochen der Saison stellte sich Mueller den Fragen der WAZ.
Herner EV: Kurzer „Dienstweg“ für Richard Mueller zum Oberligisten
Im Oktober hat Sie der Herner EV als Neuzugang gemeldet. Dass Sie im Vertrieb von „Sport Sponsoring Müller“ tätig sind, mit dem der HEV seit Sommer im Marketing- und Sponsoring-Bereich zusammenarbeitet, dürfte den „Dienstweg“ in die Hannibal-Arena verkürzt haben. Aber Sie hatten auch andere Angebote – was hat den Ausschlag zugunsten des Herner EV gegeben?
Richie Mueller: Ja, ich hatte auch andere Angebote. Aber als Sportsponsoring Müller die Zusammenarbeit mit Herner EV begann, habe ich Jürgen Schubert gesagt, wenn ich mich jemals wieder für Eishockey entscheiden würde, dann würde ich nur für Herne spielen. Herne ist eine Spitzenmannschaft in der Oberliga und ich kenne Björn Linda und Nils Liesegang sehr gut. Die Entscheidung ist mir leichtgefallen.
Vor dem ersten Spiel für Herne nur dreimal auf dem Eis
Sieben Monate lang haben Sie nach Ihrer letzten Station Kassel Huskies in der DEL2 nicht auf dem Eis gestanden. Wie leicht oder schwer ist Ihnen der Wiedereinstieg gefallen?
Es war eine lange Zeit, in der ich nicht auf dem Eis stand. Aber ich bleibe gerne in guter Form und nehme meine Fitness sehr ernst. Ich habe Spaß daran, zu trainieren und in Form zu bleiben. Vor meinem ersten Spiel für Herne war ich aber nur dreimal auf dem Eis, und das Schwierigste ist dort das Timing. Zu wissen, wo man in welcher Situation auf dem Eis sein muss, um an der richtigen Stelle zu sein. Aber insgesamt war es nicht zu schwer.
Hoffen auf Spiele vor Publikum noch in dieser Saison
In dieser Saison finden die Meisterschaftspartien als Geisterspiele statt. Inwieweit hat das Ihren Einstieg beeinflusst, also bei Ihrem neuen Verein „anzukommen“?
Es ist definitiv schwer, ohne Publikum zu spielen. Ich habe gehört, dass die Fans in Herne sehr laut sind und ihre Mannschaft großartig unterstützen. Es ist toll zu wissen, wenn die Fans hinter einem stehen. Ich hoffe wirklich, dass sie in dieser Saison noch zu den Spielen kommen dürfen und ich die Atmosphäre am Gysenberg erleben kann.
Erfahrung ins Team einbringen
Welche Rolle wollen und sollen Sie als 38-jähriger Routinier spielen?
Ich denke, meine größte Aufgabe besteht darin, meine Erfahrung in das Team einzubringen. Ich bin jetzt in meinem 17. Jahr als Eishockey-Profi und habe eine Menge erlebt. Und ich glaube, ich habe in dieser Zeit fast jede Situation mitgemacht, die eine Mannschaft im Laufe einer Saison durchmachen kann.
Keine persönlichen Statistik-Ziele – aber Ambitionen mit der Mannschaft
Was sind Ihre Ziele mit dem Herner EV, persönlich und mit der Mannschaft? Drei Deutsche Meistertitel mit den Eisbären Berlin und Meisterschaften in der Oberliga und in der DEL2 mit den Löwen Frankfurt haben sie ja schon. Aber im Ernst: Was ist drin in dieser Saison, die wegen Corona unter ungewöhnlichen Bedingungen stattfindet, für den Herner EV?
Ich setze mir nie persönliche Ziele. Ich glaube nicht, dass es wichtig ist, persönliche Statistik-Ziele zu setzen, wenn man Mannschaftssport betreibt. Ich möchte für mich persönlich Dinge verbessern. Wenn ich älter werde, bin ich vielleicht nicht mehr so schnell wie früher, deshalb wollte ich in den vergangenen Spielzeiten an meinem Schuss arbeiten. Wenn ich vielleicht nicht mehr so oft mit Schnelligkeit punkten kann, dann eben damit. Unser Mannschaftsziel ist es, um die Meisterschaft mitzuspielen. Dies ist aber ein Prozess, der dauert. Wir werden gute, aber auch schlechte Momente haben. Aber wir sind ein intaktes Team, das zusammenhält, und am wichtigsten ist: Wir haben gute Leader in der Mannschaft.
Aus Fehlern lernen und Teamgeist aufbauen
Bisher blickt der Herner EV auf einige „Achterbahnwochenenden“ zurück. Was hat bisher zu mehr Konstanz gefehlt?
Ja, es war in den letzten Wochen eine ziemliche Achterbahnfahrt. Dies ist Teil des Prozesses. Ich möchte nicht zu viel über die negativen Aspekte der letzten zwei Wochen sprechen, aber wir lernen aus unseren Fehlern und bauen unseren Teamgeist auf. Wir hatten bisher eine gute Trainingswoche mit einer guten Arbeitsmoral und bereiten uns auf das Wochenende vor.
Richard Mueller: Titelsammler in der DEL, der DEL2 und der Oberliga
Richard Mueller wurde im Mai 1982 in Richmond, British Columbia, geboren. Der Deutsch-Kanadier (sein Vater Maximilian war von Augsburg nach Kanada ausgewandert) begann seine Karriere in der kanadischen Juniorenliga WHL, in der er zunächst für die Brandon Wheat Kings spielte.
2004 wechselte er vom Team der University of Calgary zu den Eisbären Berlin Juniors (Oberliga Nord-Ost). Mit dem DEL-Team der Eisbären Berlin wurde Mueller 2005, 2006 und 2008 dreimal Deutscher Meister und 2008 Pokalsieger.
Nachdem Richard Mueller 2007 die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten hatte und in seiner ersten Saison bei den Hamburg Freezers überzeugt hatte, wurde er in die deutsche Nationalmannschaft berufen.
Nach einer Verletzung in seinem zweiten Jahr in Hamburg feierte Mueller später vor allem mit den Löwen Frankfurt Erfolge – 2014 als Meister der Oberliga West mit der Qualifikation zur DEL2 sowie 2017 mit dem Gewinn der DEL2-Meisterschaft. Mueller war 2015 Torschützenkönig der DEL2 (40 Tore) und 2018 Topscorer der DEL2-Hauptrunde 2017/18 mit 80 Punkten.
Die bisherigen Spiele des Herner EV
- 1:4 in Leipzig: Zwei Serien enden im Kohlrabizirkus
- HEV gelingen erstmals zwei Siege an einem Wochenende
- Stark in Hannover, gegen Tilburg hinterhergelaufen
- Gute Ausgangsbasis verspielt
- Harte Arbeit zum Auftakt gegen Leipzig
Mehr Bilder und Artikel aus dem Herner und Wanne-Eickeler Sport gibt es hier