Essen / Riga. Ruhrgebiets-Basketballerin Sonja Greinacher hat in ihrer Karriere schon viel erreicht. Jetzt will sie endlich auch mit dem DBB-Team Erfolg haben.
Mit 28 Jahren hat Sonja Greinacher schon eine beeindruckende Basketball-Karriere hinter sich: High School und College in den USA, wo sie besonders mit der Gonzaga University sehr erfolgreich war, Bundesliga für NB Oberhausen und den Herner TC, inzwischen spielt die 1,90 Meter große und beim ETB Schwarz-Weiß ausgebildete Essenerin ihre vierte Saison in Polen. Eins fehlt aber, trotz mehr als 50 Länderspielen: Eine Turnierteilnahme mit der Nationalmannschaft. Das soll sich jetzt ändern.
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„Ich spiele bestimmt nicht mehr zehn Jahre in der Nationalmannschaft“, sagt Greinacher, „deshalb liegt der volle Fokus jetzt darauf, endlich mit der Nationalmannschaft den nächsten Schritt zu machen und die EM zu erreichen. Das wäre natürlich auch für meine persönliche Karriere ein echtes Highlight.“
Nationalmannschaft spielt am Donnerstag gegen Lettland
Seit Montag ist Greinacher mit dem DBB-Team in Riga, wo zwei Qualifikationsspiele gegen Lettland (Donnerstag) und Nord-Mazedonien (Samstag) für die EM 2021 in Spanien und Frankreich stattfinden.
Dienstag und Mittwoch standen je zwei Trainingseinheiten an, davor natürlich Corona-Tests. Um möglichst kein Risiko einzugehen, finden die Spiele in einer so genannten „Bubble“ statt. Nur fürs Training und die Spiele verlassen die Teams das Hotel, auch dort gelten strenge Kontakt- und Abstandsregeln. Trotzdem: Greinacher ist „mega froh“, dass überhaupt gespielt wird.
Der deutsche Basketball hat so viele Talente wie lange nicht mehr
Seit 2007 hat Deutschland nicht mehr an einer Europameisterschaft teilgenommen, seit 2011 ist Greinacher Nationalspielerin. Sie ist überzeugt: „Wir haben eine junge Mannschaft, sind noch nicht ganz so erfahren. Aber wir haben in diesem Jahr die besten Voraussetzungen, das ist die beste Mannschaft, die wir hatten.“
Mit dem WNBA-erfahrenen Walt Hopkins hat das Team einen neuen Coach, der Energie und Professionalität mitbringen soll. Dazu scheint das Team so talentiert wie nie mit mehreren Spielerinnen, die im europäischen Ausland oder sogar der WNBA spielen.
Vier deutsche Spielerinnen wurden in den vergangenen beiden WNBA-Drafts ausgewählt: „Man merkt, da ist richtig viel Bewegung“, sieht Greinacher den Frauenbasketball auch in der öffentlichen Wahrnehmung im Aufschwung.
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Greinacher spielt in Polen – und will irgendwann zurück in die Bundesliga
Nach den Länderspielen geht es zurück nach Polen, seit 2018 spielt Greinacher in Danzig für Euro-League-Teilnehmer Basket 90 Gdynia. Wie lange noch? Seit drei Jahren wolle sie grundsätzlich zurück nach Deutschland wechseln, sagt Greinacher. „Aber ich habe hier ein Team gefunden, in dem ich mich super wohl fühle, so dass ich immer gesagt habe: Ich bleibe. Ich schaue einfach von Jahr zu Jahr.“
Neben der Profikarriere absolviert sie ihr Masterstudium der Psychologie; falls sie ihre Karriere in der Bundesliga fortsetzen will, würden ihr wohl nicht nur beim Herner TC, für den sie 2015 bis 2017 spielte , alle Türen offen stehen. Am wichtigsten ist jetzt aber der Erfolg im Nationaltrikot.
„Das Nationalteam war für mich immer eine Priorität und eine Ehre. Es ist natürlich toll, für seinen Heimatverein zu spielen, aber für Deutschland zu spielen ist nochmal ein ganz anderes Gefühl.“
Auch der Traum von Olympia ist immer noch groß
Neben der möglichen EM-Teilnahme ist Greinacher für Deutschland auch in der Variante 3x3 aktiv, die im kommenden Sommer erstmals Teil der olympischen Spiele sein wird. „Das ist natürlich ein ganz großes Ziel – ich freue mich riesig drauf und es macht unglaublich Spaß“, sagt Greinacher, die 2019 deutsche 3x3-Meisterin wurde.
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Jetzt liegt der Fokus auf Riga, um 18.45 Uhr geht es heute gegen die Lettinnen, die bislang ebenfalls einen Sieg und eine Niederlage haben. Ein Sieg ist für Deutschland fast schon Pflicht. „Das wird ein super hartes Spiel, aber wir haben alle Chancen“, so Greinachers Einschätzung.
Greinacher übernimmt im DBB-Team eine Führungsrolle
Gemeinsam mit Spielerinnen wie Kapitänin Svenja Brunckhorst vom TSV Wasserburg kommt ihr dabei als eine der Erfahrensten eine besondere Rolle zu: „Den Ball haben wollen, aggressiv spielen, nach Fehlern nicht den Kopf hängen lassen – ich glaube, dass die Jüngeren auch auf uns gucken. Ich versuche sowohl in der Kommunikation als auch mit meinem Spielstil Verantwortung zu übernehmen.“
Das Erreichen der EM wäre ein großer Erfolg für den deutschen Frauenbasketball.
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