Herne. Laura Zolper und Sarah Polleros vom Herner Turn-Club spielen jetzt die EM-Qualifikation im 3x3-Basketball. Das ist eine junge Basketballvariante.

Die Nominierung für die EM-Qualifikation war kein großer Akt. „Wir haben am Wochenende noch unser Turnier in Köln gespielt, bei dem wir Dritter geworden sind“, berichtet Sarah Polleros. „Der Bundestrainer hat da zugeguckt und abends kam dann schon der Anruf.“ Der Anruf, der bedeutete, dass es nach Italien geht – Laura Zolper und Sarah Polleros vom Herner Turn-Club spielen die EM-Qualifikation im 3x3-Basketball, einer jungen Basketballvariante, die groß im Kommen ist – und ab 2020 auch zum Olympiaprogramm gehört.

Dass Spielerinnen des Herner TC das Trikot der deutschen Nationalmannschaft tragen, gab es in den vergangenen Jahren nicht allzu selten, „das macht uns aber besonders stolz“, sagt Präsident Wolfgang Siebert: Sarah Polleros und Laura Zolper spielen am Wochenende in Rieti (Italien) um die Qualifikation für die U18-Europameisterschaft im 3x3 (sprich: drei-ix-drei). Und weil im 3x3 nur vier Spielerinnen einen Kader machen, ist die halbe Nationalmannschaft aus Herne.

Zolper und Polleros als starkes Team

Die Hernerin Laura Zolper gehört zum Aufgebot des deutschen Teams, das sich für die kontinentalen Titelkämpfe qualifizieren will.
Die Hernerin Laura Zolper gehört zum Aufgebot des deutschen Teams, das sich für die kontinentalen Titelkämpfe qualifizieren will. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

„Das ist irgendwie natürlich schon ein bisschen Zufall“, meint Zolper, die genau wie Polleros auch zum DBBL-Meisterkader gehörte. „Aber Sarah und ich sind ein eingespieltes Team, wir kennen uns aus der WNBL schon ganz genau. Ich weiß, wie Sarah sich bewegt, was sie für Stärken hat – und dann können wir auch gegenseitig füreinander spielen.“

3x3 ist eigentlich nicht ganz neu, auch als „Streetball“ bekannt. Gespielt wird nur auf einen Korb, nach einem Ballgewinn muss man raus hinter die Dreierlinie. Es wird anders gezählt als im fünf-gegen-fünf, die Uhr läuft durch. Vor allem ist es aber – auch wenn es Basketball bleibt – ein ganz anderer Sport. Das können die Nationalspielerinnen am besten erklären.

Gestandene DBBL- und Nationalspielerinnen spielen 3x3 für Deutschland

„Es ist viel schneller“, sagt Sarah Polleros, „man kann nicht mal kurz weggucken, wenn man von Offense auf Defense wechselt. Wenn man schnell umschaltet, nach dem Wurf direkt wieder verteidigt, kann man als Team so Spiele gewinnen.“ – Zolper: „Die Zeit läuft durch und stoppt nicht, dadurch passiert viel mehr. Und es gibt zwar eine Art System, aber es ist kreativer und freier als im Fünf-gegen-Fünf. Man spielt viel eins-gegen-eins, wirft viel, es ist härter. Es ist aber nicht einfach so, dass man nur ein bisschen zockt.“ Das kommt derzeit gut an.

Der Deutsche Basketball-Bund hat seit etwas mehr als einem halben Jahr mit Bundestrainer Matthias Weber und 3x3-Referent Christian Geueke zwei Stellen, die sich nur aufs drei-gegen-drei konzentrieren. 2020 in Tokio ist 3x3 erstmals olympisch. Mit zum Beispiel Svenja Brunckhorst und der Ex-Hernerin Sunny Greinacher spielen auch gestandene DBBL- und Nationalspielerinnen 3x3 für Deutschland. „Das ist schon seit mehreren Jahren Thema, weil es olympisch ist, hat sich das Engagement aber natürlich verstärkt“, erklärt Geueke. „Inzwischen haben wir bei Damen und Herren auch U18- und U23-Nationalteams.“ Während es bei den Männern auch 3x3-Spezialisten gebe, setzt der DBB im Mädchen- und Damenbereich auf Vereinsspielerinnen.

Großes Lob für den Herner TC

Gescoutet wurde bei den „normalen“ Nationalteamlehrgängen, „aber man kann nicht sagen, dass jede gute Basketballerin auch automatisch eine gute 3x3-Spielerin ist“, sagt Geueke. 3x3 sei körperlicher, aber auch freier. Bei den Lehrgängen trainierten die Mädchen auch mal gegen die Jungs, um sich daran zu gewöhnen. Ist es Zufall, dass das halbe Nationalteam aus Herne kommt? „Was 3x3 angeht, schon“, meint Geueke, „aber in Herne wird ja seit Jahren schon richtig gute Arbeit im weiblichen Bereich geleistet – von daher ist es sicher kein Zufall.“ Für Polleros und Zolper ist 3x3 ein Ansporn, sich noch mehr mit Basketball zu beschäftigen.

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„Das hat schon ein sehr großes Potenzial“, meint Zolper, die auch schon an einem Lehrgang der U23-Nationalmannschaft teilnahm. „Es war lange nicht so präsent, jetzt bekommt es mehr Aufmerksamkeit und wird populärer.“ – Polleros: „In Deutschland ist es durch die ING-Diba-3x3-Tour in den letzten Jahren größer geworden. Dass 3x3 olympisch ist, ist total cool – da sehen wir auch, wo es hingehen kann.“

Erstmal zur EM. Zwei von sechs Mannschaften qualifizieren sich in Rieti für das Turnier gegen Georgien. „Darum geht es, wir wollen zur EM – das ist das Ziel“, sagen die beiden Hernerinnen fast im gleichen Wortlaut. Und damit schon das halbe Nationalteam.