Herne. Die Herner Bundesliga-Basketballerinnen bleiben ungeschlagene Tabellenerste. Zwei Eigengewächse setzen gegen Nördlingen Akzente von der Bank.
Hernes Basketballerinnen marschieren in der 1. Toyota DBBL vorneweg. Im dritten Spiel gelang ihnen auch der dritte Sieg, und der war zu keiner Zeit ernsthaft gefährdet. In einem bärenstarken ersten Viertel legte der Herner TC den Grundstein zum 67:56 (39:27)-Erfolg gegen die XCYDE Angels aus Nördlingen und hat dank der Länderspielpause nun 14 Tage Zeit, weiter an den Feinheiten seines offensiven Zusammenspiels zu feilen. An der Defense fand selbst der sonst so kritische Trainer Marek Piotrowski kaum etwas auszusetzen.
- Corona-Maßnahme: Herner TC macht wöchentliche Pool-Tests
- Zweites Spiel, zweiter Sieg: Herne übernimmt die Tabellenspitze
- Noch lange nicht zufrieden: Kapitänin Westerik geht auf und neben dem Feld voran
Die wenigen Helfer und Offiziellen auf der Tribüne und rund ums Parkett gaben sich alle Mühe, dem Bundesligaspiel trotz der nicht zugelassenen Zuschauer einen stimmungsvollen Rahmen zu geben. Und die jungen Damen beider Teams nahmen es dankbar auf, hatten ganz augenscheinlich richtig Lust, Basketball zu spielen.
Herner TC legt vom Start weg einen 12:2-Lauf vor
Beflügelt von einem gelungenen Start, der ihnen eine schnelle 12:2-Führung bescherte, zeigten vor allem die Hernerinnen gleich im ersten Abschnitt mehrere fein einstudierte Spielzüge, die dann auch hochprozentig verwertet wurden. Die Angels suchten in der Anfangsphase ihr Glück fast durchweg über Kelly Campbell, die per Dreipunktspiel auch noch einmal auf 12:5 (5.) verkürzte.
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Doch der Konter kam sofort. Laura Westerik traf noch in derselben Minute für drei und dehnte den Vorsprung erneut in den zweistelligen Bereich aus. Davon erholten sich die Gäste nie.
Die Angels steckten zwar nie auf und kämpften unverdrossen um jeden Ball, doch mit ihrer Siebener-Rotation hatten sie weder die Kraft noch die Qualität, dem HTC wirklich gefährlich zu werden. Erst gegen Ende des Spiels gelang es ihnen zweimal für wenige Sekunden, den Rückstand auf neun Punkte zu verkürzen (56:47/36. und 58:49/37.).
Ramona Tews und Sarah Polleros tragen enorm zum Herner Sieg bei
Große Spannung kam deshalb nie auf. Das lag auch daran, dass zwei HTC-Spielerinnen richtig aufdrehten, mit denen Nördlingen eher nicht gerechnet haben dürfte: Ramona Tews und Sarah Polleros.
Weil Chloe Bully beim Aufwärmen umknickte und ihr Sprunggelenk danach in Eis packen musste, weil auch Alyssa Lawrence angeschlagen nur für den Notfall auf der Bank saß, kam Tews schon Mitte des ersten Viertels für Sofia Pelander, die sich schnell zwei Fouls eingehandelt hatte. Und die in der Herner Jugend ausgebildete Dreierspezialistin zeigte überhaupt kein Lampenfieber.
Gemeinsam mit Laura Stockton dirigierte sie die Angriffe, zog zum Korb und versenkte auch einen Dreier. Bis zum Viertelende sammelte sie sechs Punkte und hatte großen Anteil an der 25:12-Führung.
Polleros spielt 25 Minuten und beweist absolut Bundesliga-Niveau
Die 18-jährige Sarah Polleros kam Sekunden vor Ende des ersten Viertels, markierte gleich die ersten Punkte des zweiten Abschnitts und hatte damit richtig Selbstvertrauen getankt.
Sie fügte sich prima in die Angriffe ein, stellte Blocks, nahm Würfe, kämpfte erfolgreich um die Rebounds und stand auch in der Defense ihre Frau. Polleros fiel keinen Deut ab im Vergleich zu den Profis auf dem Parkett. Trainer Piotrowski sah es mit Wohlgefallen und belohnte diese tolle Leistung mit knapp 25 Minuten Spielzeit.
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Doch nicht alles gefiel dem Magier. Als kurz vor der Pause einige Angriffe verdaddelt wurden und die Angels mit einer 5:0-Serie auf 37:27 (18.) herankamen, rief Piotrowski zur Auszeit und faltete sein Team hörbar zusammen. „Wir hätten die Partie schon zur Halbzeit komplett im Sack haben müssen“, begründete er seine lautstarke Ansage nach Spielschluss.
Herne lässt die Partie lang offen, eine Aufholjagd gibt es aber nicht
Die Mädels hatten verstanden. Konzentriert kamen sie zurück aufs Feld, bauten ihre Führung auf 16 Punkte aus (48:32/25.) und hielten die Angels auch danach stets auf Abstand. Schlichen sich mal wieder Ungenauigkeiten oder leichtfertige Ballverluste ein, erhöhten die Hernerinnen wieder Tempo und Intensität und erstickten jegliches Nördlinger Aufbegehren im Keim.
Am Ende war es ein so verdienter wie ungefährdeter Sieg des an diesem Tage besseren Teams.
So sah es auch Marek Piotrowski. „Wir wollten Nördlingen unter 65 halten, sie haben keine 60 Punkte gemacht. Das war okay“, freute sich der HTC-Trainer über eine weiter verbesserte Defense. „Unsere Verteidigung steht schon stabil, da haben wir den nächsten Schritt gemacht. In der Offensive aber haben wir zu viel liegen lassen. Aber das ist Meckern auf einem hohen Level.“
Zwei Hernerinnen sind mit der Nationalmannschaft unterwegs
Jetzt geht es in die Länderspielpause. Laura Westerik und Sofia Pelander sind für ihre Nationalteams im Einsatz, mit den anderen werden Piotrowski und Co-Trainer Predrag Stanojcic intensiv trainieren.
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„Wir werden in den zwei Wochen das aufarbeiten, wo wir noch Bedarf sehen“, kündigt der Herner Headcoach an. Um auch den vierten Spieltag ungeschlagen zu überstehen, bedarf es nämlich einer weiteren Steigerung. Denn am 22. November geht es zum Mitfavoriten nach Wasserburg.
Herne bleibt ungeschlagen – die Statistik zum Heimspiel gegen Nördlingen:
Herner TC – XCYDE Angels 67:56 (39:27)
Viertel: 25:12, 14:15, 13:14, 15:15.
HTC: Topuzovic (14), Stockton (11/1 Dreier, 5 Assists), Harris (10, 9 Rebounds), Polleros (9/1), Pelander (8), Westerik (7/1), Tews (6/1), Lawrence (2), Zolper, Rouse, Groll; Bully (n.e.).
Angels: Campbell (15/3), Mynadier (14/2), Ilmberger (8), Leaphart (8), Schlüter (7/1), Brodersen (2), Waldner (2).
Statistik (HTC- Angels):
Zweier: 54,5 % (24/44) – 35,9 % (14/39);
Dreier: 25 % (4/16) – 31,6 % (6/19);
Freiwürfe: 46,7 % (7/15) – 71,4 % (10/14);
Rebounds: 42 (13 offensiv, 29 def.) - 32 (9, 23);
Assists: 14 – 7;
Ballverluste: 15 – 15;
Ballgewinne: 8 – 5;
Fouls: 16 – 17.
Bully, Westerik & Co.: Der Kader des Herner TC für die Saison 2020/21:
- Dayna Rouse: Letzter Transfer war lange in der Schwebe
- Alyssa Lawrence: Durchsetzungsstark auf dem Flügel und unter dem Korb
- Kristina Topuzović: Die serbische Flügelspielerin will mit Herne auf Titeljagd gehen
- Ae’Rianna Harris: Starke Defensivspielerin – und sie hält einen Allzeitrekord
- Sofia Pelander: Die Kapitänin der finnischen Nationalmannschaft ist nicht nur unter den Körben stark
- Ramona Tews: 8 Jahre nach dem Aufstieg ist sie zurück
- Laura Stockton: Die Spielmacherin ist mehr als die Tochter einer NBA-Legende
- Predrag Stanojcic: Verstärkung aus Belgrad – für die Trainerbank
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