Der Herner TC muss für die neue Bundesligasaison ein neues Team aufbauen. Nur Kapitänin Emina Karic bleibt an Bord.
- Das Bundesligateam des Herner TC wird zur neuen Saison ein völlig neues Gesicht haben
- Von den Spielerinnen aus dem engeren Kader bleibt nur Emina Karic in Herne
- Langjährige Stützen suchen nach Abschluss ihres Studiums eine neue Herausforderung
Wenn Hernes Bundesliga-Basketballerinnen am 23. September zum Auftaktspiel gegen Saarlouis in die H2K-Arena einlaufen, werden sich die Besucher die Augen reiben: Kaum eine der jungen Damen werden sie wiedererkennen, es gilt, sich an viele neue Gesichter zu gewöhnen. Denn das Team, das sich in den letzten Jahren in die Herzen vieler Herner Sportfreunde gespielt hat, gibt es nicht mehr. Es zerstreut sich in alle Winde – bedauerlich, aber nicht ganz unerwartet.
Schon gar nicht für Marek Piotrowski. Dem Trainer des Herner TC war schon länger klar, dass sich Spielerinnen wie Sonja Greinacher, Ireti Amojo oder Caro Van der Velde nach Abschluss ihres Studiums neu orientieren wollen – beruflich, sportlich oder auch privat motiviert. „Man kann es auch in jedem Fall absolut verstehen. Aber es ist dennoch sehr schade“, bekennt Piotrowski freimütig. „Das sind Spielerinnen, die viele Jahre im Verein waren und zu denen man einen sehr guten Kontakt hatten. Es ist fast so, als ob die Töchter einer Familie das Haus verlassen.“
Greinacher will auf europäischer Ebene spielen
Während es Ireti Amojo aus familiären und beruflichen Gründen zurück nach Berlin zieht, will „Sunny“ Greinacher den nächsten Schritt in ihrer Basketball-Karriere gehen: Sie wechselt nach Krakau, wo sie in der EuroLeague auf höchstem Niveau spielen will. Diesen Anspruch muss sie als eine der wenigen deutschen Spielerinnen von internationalem Format auch haben, meint Piotrowski. „Und das können wir ihr in Herne nicht bieten. Unsere wirtschaftliche Lage lässt es nicht zu, international zu spielen.“ Das sei ein klarer Standortnachteil, zumal der Trend eindeutig in diese Richtung gehe. „Nach Wasserburg, Keltern und im letzten Jahr Freiburg hat jetzt auch Marburg für den Fiba-Cup gemeldet. Das ist gerade für die talentiertesten Spielerinnen sehr attraktiv.“
International wollte auch Haiden Palmer spielen, die deshalb das Herner Angebot ausgeschlagen und beim Serienmeister Wasserburg angeheuert hat. Von Aufsteiger Heidelberg wurde Rachel Arthur als Neuzugang vorgestellt. „Ihre Eltern sind nach Deutschland zurückgekehrt und leben eine halbe Stunde von Heidelberg entfernt“, weiß Piotrowski den Grund. Andere Spielerinnen haben sich nicht unbedingt für einen neuen Vertrag aufgedrängt, so dass sich Piotrowski und Co-Trainer Ondrej Sykora zu einem radikalen Neuaufbau durchgerungen haben.
„Das kann man mit zwei Augen sehen. Es tut einerseits weh, ist andererseits aber auch reizvoll“, sagt Piotrowski, der schon mehr als ein Jahrzehnt die sportliche Entwicklung des Herner TC verantwortet. „Wir gehen es positiv an. Wir nehmen einen neuen Anlauf und schauen mal, was dabei herauskommt.“
Kapitänin Emina Karic bleibt an Bord
Eine aber bleibt an Bord: Nationalspielerin Emina Karic, seit Kindesbeinen für den HTC am Ball. Um die 26-jährige Identifikationsfigur herum formen Piotrowski und Sykora das neue Team. Dabei müssen sie mit einem kleineren Etat als im Vorjahr zurechtkommen.
Trotzdem sind die Planungen bereits weit gediehen. Mit Jill Bettonvil (25 Jahre/1,88m), ihrer Schwester Loyce Bettonvil (23/1,85m) und Karin Kuijt (26/1,75m) hat sich der HTC drei Holländerinnen geangelt, die im Verein und im Nationalteam schon länger zusammen spielen. „Das ist bei unserem radikalen Neuaufbau natürlich ein Vorteil“, weiß Piotrowski. „Trotzdem wird es eine Zeit brauchen, bis aus vielen neuen Spielerinnen ein Team wird.“
Wie dieses Team genau aussehen wird, ließ Piotrowski noch offen. Bis auf ein, zwei Positionen seien alle Plätze so gut wie besetzt. Namen aber will der Verein erst preisgeben, wenn die Unterschriften trocken sind. Etwas aber ließ sich Piotrowski doch noch entlocken: „Wir werden zehn etablierte Spielerinnen im Kader haben und dazu sechs Talente aus unserem WNBL-Team. Wenn die sich gut entwickeln, haben wir in zwei, drei Jahren vielleicht wieder fünf, sechs deutsche Spielerinnen mit Topniveau.“