Herne. Bei Westfalia Herne trainieren viele jüngere Spieler. Auf eine besondere Form von Erfahrung möchte Trainer Christian Knappmann nicht verzichten.

Ein Trainingsspiel. Am Sonntagmittag spielen die Oberliga-Fußballer des SC Westfalia Herne in drei Mannschaften ein kleines Turnier aus. Die in den roten Leibchen führen gegen die in den blauen T-Shirts, dann beendet Westfalias Co-Trainer Bektas Derdiyiok das Spiel – und die verschwitzen Gesichter über den Leibchen rufen ein kurzes „Ja“ heraus, so wie man es vielleicht auch beim Pöhlen auf der Straße oder dem Bolzplatz hören könnte.

Da ist hörbar Pfeffer drin.

Trainer Christian Knappmann, der für dieses Spiel auf der Bank Platz genommen hat, gefällt das.

Hohe Intensität

Der Trainer selbst hat bei dieser Spielform auch schon seine Meter gemacht und das Spielfeld umrundet, gibt Anweisungen, verteilt Lob auf Knappmann-Art („Suat mach ihn selbst! Stark, Dicker!“), ruckt selbst das Tor zurecht, während Bektas Derdiyok das Spiel leitet und Hayrettin Celik für das spielfreie Team die Athletik-Übungen anleitet.

Christian Knappmann, Trainer des SC Westfalia Herne
Christian Knappmann, Trainer des SC Westfalia Herne © Funke Foto Services GmbH | Rainer Raffalski

Robert Mainka, der neue spielende Co-Trainer, ist an diesem Sonntag verhindert, aber auch so sind alle Spieler an diesem Mittag, in der ersten Trainingseinheit des Tages, ausgelastet.

Knappmann lobt die hohe Intensität seit dem ersten Training tags zuvor – andererseits: „Das ist zum Auftakt immer so. Qualität muss sich hinterher im Alltag beweisen.“

Gas geben und Vorbild sein

Gerne auch ganz woanders. Suat Bas zum Beispiel hat gerade ganz abgezockt einen Lupfer im Tor untergebracht, aber nicht von ungefähr: „Suat war gerade zehn Tage mit der Familie im Urlaub, und er hat in auch in dieser Zeit hart gearbeitet“, so Knappmann.

Auch wenn die Westfalia zu den Vereinen gehört, die vor allem auf jüngere Spieler setzen: auf eine besondere Art von Routine möchte der Herner Trainer nicht verzichten. „Erfahrung ist nicht, wenn ein Spieler weiß, wann er im Training drosseln kann. Sondern Gas zu geben und damit Vorbild für andere zu sein“, sagt Knappmann, der selbst seinen Teil dazu beiträgt – 16 Kilo hat er abgenommen.

Jamal El Mansoury hat sich was vorgenommen

Suat Bas wiederum hat’s nicht nur auf dem Platz mit dem Lupfer vorgemacht. Ein extra Lob zumindest an diesem Mittag hat sich Jamal El Mansoury verdient, der vom SV Sodingen zum Oberligisten gewechselt ist und in der vorletzten Saison noch für den FC Marokko in der Kreisliga A gespielt hat.

Jamal El Mansoury (li.) zeigte feine Technik  beim Westfalia-Traing.
Jamal El Mansoury (li.) zeigte feine Technik beim Westfalia-Traing. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Nicht nur, weil er in einer Szene mal locker zwei Mann aussteigen lässt mit anschließender Torschussvorlage: „Man merkt Jamal an, dass er sich was vorgenommen hat“, so Christian Knappmann.

Eric Gweth und Robin Urban als Gäste dabei

Einer, der zwangsläufig viel Feedback bekommt, weil er im Spiel auf dem halben Feld öfter im Blickpunkt steht, ist Torhüter Jan Fauseweh: „Überragend“, sagt Knappmann bei nicht nur einer Aktion des bisherigen Bielefelder U19-Torhüters, der auch bei den Profis mittrainiert hat.

Zwei Gäste sind an diesem Tag in Herne auch noch dabei: Stürmer Eric Gweth (21/zuletzt FV Hennef) und Innenverteidiger Robin Urban (26/zuletzt VfB Homberg, davor unter anderem RW Essen, Jahn Regensburg und Hallescher FC).

Sie kriegen schnell mit, worauf es Knappmann und seinem Trainerteam ankommt: „Ich habe den Spielern am Samstag direkt erklärt, was wir spielen wollen – und darum geht es dann in jeder Einheit und in jeder Übung.“

Spiel auf den zweiten Ball und Zweikämpfe bleiben prägende Elemente

Dass seine Mannschaft die Dinge spielerisch löst, sei ausdrücklich gewünscht, so Knappmann. „Aber dafür müssen wir auch die nötigen Mindestansprüche in Sachen Fitness erfüllen.“

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Im Westfalia-Spiel sollen das Spiel auf den zweiten Ball und Zweikämpfe prägende Elemente bleiben. Wie wichtig das sein kann: Hernes Trainer hat es am Vorabend gesehen, als der 1. FC Nürnberg durch das späte Tor zum 1:3 beim FC Ingolstadt doch noch die Klasse in der 2. Bundesliga erhalten hat. Ingolstadt traf dreimal nach Freistößen, Nürnberg nach einem hoch in den Strafraum geschlagenen Ball in der Nachspielzeit. „Drei Tore nach Standards und einmal reingepöhlt“, so Knappmanns Kurz-Analyse.

Test am Samstag in Aachen

Ab dem nächsten Wochenende erproben die Herner in Testpartien, was sie spielen wollen. Samstag, 18. Juli, treten sie beim Regionalligisten Alemannia Aachen an, tags darauf, Sonntag, 19. Juli , spielen sie gegen den Landesligisten FC Remscheid.

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Aber an diesem Sonntagmittag geht es noch intern um Platzierungen – zu gewinnen gibt es auch was. Der Turniersieger muss am Ende des Trainings keine Tabata-Einheit (hochintensives Intervalltraining) mehr machen, die Zweitplatzierten hingegen eine und die Drittplatzierten zwei.

Im Jubel der Rotleibchen steckt also auch eine Menge Erleichterung.

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