Hattingen. Plötzlich spielen die Routiniers der HSG Hattingen-Sprockhövel in der Bezirksliga. Und ein paar Handballer des Oldie-Teams trainieren sogar noch.
Benjamin Erlenbruch ist ein Handball-Trainer der ganz besonderen Art. Der Coach ist mit seiner Mannschaft von der HSG Hatttingen-Sprockhövel von der Kreis- in die Bezirksliga aufgerückt, obwohl sein Team überhaupt nicht aufgestiegen ist. Und trainieren im eigentlichen Sinne tut er seine Ansammlung von Routiniers auch nicht. Was ist da los bei der HSG? Wie funktioniert das?
„Wir sind eine reine Spaß- und Hobbytruppe, die nach der eigentlichen Karriere weiter Lust auf Handball hat, allerdings dafür keinen großen Aufwand mehr betreiben möchte. Also haben wir uns viele Jahre lang als TuS Hattingen III und seit dem Vorjahr als HSG Hattingen-Sprockhövel III immer an den Wochenenden getroffen und in der Kreisliga mitgespielt. Richtig trainiert haben wir aber eigentlich nie. Dass wir dennoch recht erfolgreich waren, spricht für die Qualität, die die Spieler in ihren Glanzzeiten hatten. Nicht umsonst heißt die Truppe ja in Insiderkreisen auch die Altinternationalen“, sagt Benjamin Erlenbruch.
HSG-Handballer trafen sich einst, um in der Halle Fußball zu pölen
„Früher, zu Zeiten von Frank Osterloh, Peter Klöckner und Co. war es sogar so, dass die Jungs sich noch einmal unter der Woche in der Halle getroffen haben, aber nicht um Handball zu spielen oder zu trainieren, sondern einfach, um ein bisschen Fußball zu pölen“, verrät der 43-Jährige. Die Mannschaft spielte aber in all den Jahren in der Kreisliga durchweg eine gute Rolle und mischte auch wiederholt im oberen Tabellendrittel mit. Einmal qualifizierte sich das Team sogar für die Relegation und musste verbandsseits daran teilnehmen, kurioserweise wohlwissend, überhaupt nicht aufsteigen zu dürfen, da die zweite Mannschaft ja schon in der Bezirksliga spielte.
Auch in der vergangenen Spielzeit mischte die Erlenbruch-Sieben wieder lange an der Tabellenspitze der Kreisliga mit, verpasste aber knapp den Meistertitel, weil wichtige Spieler des Teams wie Linus Grossmann, Jannis Sinnemann, Markus Witkowski und Thomas Zeller mit ihrer Erfahrung und Qualität bei den anderen Seniorenteams per Feuerwehrspielerliste im Abstiegskampf (erfolgreich) aushalfen.
Bjarne Krans trainiert auch beim Oberliga-Team der HSG Hattingen-Sprockhövel
Um die Seniorenteams neu zu strukturieren und den Nachwuchsspielern bessere Entwicklungsmöglichkeiten zu verschaffen, hat die Sportliche Leitung im Vorfeld der gerade begonnenen Saison entschieden, die zweite und die dritte Mannschaft in den jeweiligen Ligen auszutauschen. So spielen die jüngeren und in der Bezirksliga zuletzt doch ein wenig überforderten Spieler des bisherigen Reserveteams nun unter dem neuen Trainer Leo Schiller überwiegend in der Kreisliga, und die dritte Mannschaft mit den bis auf die beiden Torhüter Simon Gräbener und Bjarne Krans durchweg erfahrenen Recken rückte mit Benjamin Erlenbruch dafür in die Bezirksliga auf.
„Ich mache ja keinen meiner Spieler mehr besser und bin auch eher ein Coach als ein Trainer. Deshalb handhaben wir es so, dass wir innerhalb der Spiele alles erarbeiten, auch experimentieren und so versuchen wollen, trotz aller individuellen Stärken jedes Einzelnen immer besser als Einheit zusammenzuwachsen.“
Aktuell ist es so, dass einige Spieler wie Jannis Sinnemann, Linus Grossmann und Torwart Simon Gräbener mehr oder weniger regelmäßig bei den Trainingseinheiten der Kreisliga-Mannschaft dabei sind. Bjarne Krans, der mit Doppelspielrecht noch vorrangig für die A-Jugend der SG TuRa Altendorf spielt, trainiert sogar sporadisch beim Oberliga-Team der HSG. Die neue Zweite hält allerdings keine eigenen Übungseinheiten ab.
Trainer der HSG-Zweiten glaubt, dass sein Team konkurrenzfähig ist
„Ich mache ja keinen meiner Spieler mehr besser und bin auch eher ein Coach als ein Trainer. Deshalb handhaben wir es so, dass wir innerhalb der Spiele alles erarbeiten, auch experimentieren und so versuchen wollen, trotz aller individuellen Stärken jedes Einzelnen immer besser als Einheit zusammenzuwachsen“, sagt Benjamin Erlenbruch. „Dazu benötigen wir natürlich besonders in dieser höheren Liga eine gewisse Anlaufzeit. Das hat man ja auch bei unserer Niederlage zum Saisonauftakt deutlich gesehen.“
Benjamin Erlenbruch, der fest davon ausgeht, dass sein Team auch in der Bezirksliga ohne echtes Training durchaus konkurrenzfähig sein wird, ist selbst schon seit vielen Jahren nicht mehr aktiv am Ball.
Der TV Gladbeck gastiert am Sonntag bei der HSG Hattingen-Sprockhövel II
„Ich habe mit vier Jahren mit dem Handballsport angefangen und dann rund 20 Jahre lang weitgehend verletzungsfrei gespielt. Nach zwei Knieoperationen musste ich dann kürzertreten und konnte nur noch gelegentlich in der zweiten und dritten Mannschaft auflaufen, ehe ich dann doch wegen der andauernden Beschwerden lieber aufgehört und vor rund einem Dutzend Jahren das Traineramt übernommen habe“, sagt er.
Seinen Job als Coach ohne Trainingseinheiten nimmt Benjamin Erlenbruch sehr ernst. Und ehrgeizig ist er nach wie vor. So peilt er bereits im zweiten Spiel gegen den TV Gladbeck, das am Sonntag um 15.30 Uhr in der Kreissporthalle angepfiffen wird, mit seinen Altinternationalen den ersten Saisonsieg an.
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