Hattingen. Trotz möglichen Oberliga-Aufstiegs wechselt bei den SF Niederwenigern die Sportliche Leitung. Welche Ziele verfolgen Christopher Weusthoff und sein Nachfolger?

Die Sportfreunde Niederwenigern stehen an der Tabellenspitze der Landesliga-Staffel 2 und sind momentan der Top-Kandidat für den Aufstieg in die höchste Klasse des Fußballverbandes Niederrhein. Da gibt es auch keine Widersprüche. Dennoch: Das Thema Oberliga behandeln sie im Dorf sehr vorsichtig – defensiv, um in der Fußballer-Sprache zu bleiben. Christopher Weusthoff muss auch ein bisschen schmunzeln. „Ich glaube nicht, dass das defensiv ist“, sagt der 39-Jährige in seiner sechsten und letzten Saison als Sportlicher Leiter, als wir gemeinsam mit seinem Nachfolger Marcel Kuhlmann im hinteren Kämmerchen an der Burgaltendorfer Straße sitzen. „Wir blicken nicht auf Liga und Tabellenstand. Es geht darum, die Spieler und die Mannschaft weiterzuentwickeln.“

Für einen Außenstehenden mag die Fußball-Philosophie der Sportfreunde etwas merkwürdig klingen. Für Christopher Weusthoff geht es aber zunächst einmal um gute Spiele und gute Ergebnisse. „Was dabei herauskommt, wird man sehen“, sagt er. „Ein alter Trainer hat mal gesagt: Die Tabelle lügt nicht. Und da ist viel dran.“ Gemeint ist der 55-jährige Jürgen Margref, der ehemalige Profi, der mit Rot-Weiss Essen 1994 im Finale des DFB-Pokals stand, jahrelang der verantwortliche Coach in Niederwenigern war und aus dem hässlichen Entlein so etwas wie einen Goldenen Schwan geformt hat.

Sergej Stahl wird nach der Saison eine Fußball-Pause einlegen

Klar: Wenn die Sportfreunde Niederwenigern nach 2019 zum zweiten Mal den Oberliga-Aufstieg feiern werden, wird das Dorf explodieren. Aber alle Versuche, schon mal himmelhochjauchzend darauf zu schauen, scheitern: nicht nur bei Christopher Weusthoff, auch bei Marcel Kuhlmann. Der 30-jährige, der ab der kommenden Saison Sportlicher Leiter sein wird, allerdings schon jetzt in alle Planungen intensiv involviert ist, hat ebenfalls diese DNA des Glück-Auf-Sportplatzes. „Ich werde nicht vom Weg abweichen“, sagt er. „Es ginge auch in der Oberliga darum, die Jungs weiterzuentwickeln.“ Aber? „Das würde“, meint er, „etwas schwieriger.“ Anspruchsvoller.

Nur weil wir aufsteigen, werden wir nicht versuchen, noch fünf neue Spieler zu holen.
Marcel Kuhlmann (30), der bei den Sportfreunden Niederwenigern Sportlicher Leiter wird

Auf ihrem gerade gemeinsamen Weg planen Christopher Weusthoff und Marcel Kuhlmann völlig unabhängig davon, ob es 2024/25 im Dorf Landes- oder Oberliga-Fußball zu sehen gibt. „Nur weil wir aufsteigen, werden wir nicht versuchen, noch fünf neue Spieler zu holen“, sagt der kommende Sportliche Leiter. Zwar wird es ein paar wenige personelle Veränderungen geben – Kevin Stinnen aus dem U-19-Team der Spvg Schonnebeck und Torwart Tim Höppner vom SC Velbert sind als Zugänge bereits bekannt –, aber in erster Linie geht es darum, Bewährtes auch zu würdigen. „Wenn wir es schaffen sollten, kann ich den Spielern doch nicht die Klinke in die Hand geben und sagen: Danke für euren Erfolg!“, sagt der aktuelle Sportliche Leiter. „Die, die es geschafft haben, müssen sich dann auch beweisen dürfen.“

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Sergej Stahl wird den Fußballern der Sportfreunde Niederwenigern zur neuen Saison nicht mehr zur Verfügung stehen.
Sergej Stahl wird den Fußballern der Sportfreunde Niederwenigern zur neuen Saison nicht mehr zur Verfügung stehen. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Ein sehr entscheidender Faktor ist für die Verantwortlichen des Vereins das Klima. „Es gibt immer einen gesunden und vernünftigen Austausch“, sagt Christopher Weusthoff. Dazu gehört auch, dass Innenverteidiger Sergej Stahl frühzeitig darüber informiert hat, ab der kommenden Saison nicht mehr zur Verfügung zu stehen. „Er wird eine komplette Fußball-Pause einlegen. Aber so, wie ich ihn kenne, vermute ich: Er hält’s nicht lange durch“, sagt Christopher Weusthoff und schmunzelt.

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Das, was die Arbeit bei den Sportfreunden Niederwenigern auszeichnet, ist vor allem auch das große Vertrauen in die Mannschaft. Oder besser: in die Mannschaften – die Reserve steuert unaufhaltsam Bezirksliga-Kurs, und das dritte Team ist auch noch im Rennen um den Kreisliga-A-Aufstieg. „Die Jungs dürfen auch mal Fehler machen“, sagt Christopher Weusthoff. „Für die Spieler ist es wichtig zu lernen, auch mit Widerständen umzugehen“, meint Marcel Kuhlmann und spricht davon, dass dies im Verein vorgelebt werde, sich nicht unterkriegen zu lassen.

Niederwenigerns A-Junioren empfangen den ETB Schwarz-Weiß

Der neue Sportliche Leiter der Schwarz-Gelben freut sich sehr auf seine kommende Rolle. „Es wird ein seichter Übergang“, sagt Marcel Kuhlmann. Er wolle versuchen, die Arbeit Christopher Weusthoffs weiterzuführen, „nicht viel zu verändern, aber mein Denken schon mit einzubringen“, wie er formuliert. Schließlich seien die Sportfreunde für ihn auch sein Herzensverein. „Hier hatte ich als Spieler meine beste Zeit“, sagt Marcel Kuhlmann, der von 2017 bis 2021 das SFN-Trikot getragen hat und weiß, wie sich ein Oberliga-Aufstieg anfühlt. „Das Hauptaugenmerk“, betont er, „liegt auf der Jugend. Das ist das A und O.“

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Und wer weiß? Vielleicht gelingt es Niederwenigerns A-Junioren ja sogar noch, die Qualifikation für die Niederrheinliga zu erreichen. „Aber“, sagen beide, „das wird ganz, ganz schwer.“ Die beiden Tabellenersten der Leistungsklasse werden in diese Runde einziehen. Aktuell liegt das U-19-Team der Sportfreunde mit 21 Punkten auf Rang drei – acht Zähler hinter dem ETB Schwarz-Weiß, der am Sonntag ab 10 Uhr auf dem Glück-Auf-Sportplatz zu Gast sein wird, und zwei hinter dem FC Kray.

2019 sind die Sportfreunde Niederwenigern in die Oberliga aufgestiegen

Doch wie für alle Mannschaften im Dorf gilt auch für das Team von Trainer Simon Kopp. „Eine Bratwurst nach dem Spiel gibt’s auch bei einer Niederlage“, sagt Christopher Weusthoff und lächelt. Er weiß allerdings auch ganz genau, dass nicht nur die Würstchen viel, viel leckerer sind, wenn sie durch Aufsteiger-Kehlen wandern. Und zum Abschluss seiner Tätigkeit wäre der große Triumph in Form des Oberliga-Aufstiegs – dann zum zweiten Mal nach 2019 – für Christopher Weusthoff sicherlich nicht lästig.

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„Es waren sechs sehr, sehr schöne Jahre. Unterschiedliche Jahre“, sagt er. „Corona, der Aufstieg. Aber ich bin mehr an der Sonne gewesen. Die Mannschaft und das Trainerteam haben es einem leichtgemacht.“ Eigentlich der gesamte Verein. „Ich möchte mich auch bei allen Offiziellen bedanken, beim Seniorenausschuss um Ralf Kraushaar – und vor allem auch bei Manni Lümmer, der mich in meinen Anfängen toll unterstützt hat. Das ist keine One-Man-Show“, sagt er. „Hier kommst du nur weiter, wenn du im Team arbeitest.“

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