Wattenscheid. Ein Spiel der Fußball-Kreisliga C in Hattingen ist bereits gewertet worden. Aber es wird ein Thema für das Sportgericht, und das sogar zweimal.

Es geht um eine Partie der Fußball-Kreisliga C, Staffel 3, die die dritte Mannschaft der SG Türkischer SV Witten/Rot-Weiß Langendreer III am 22. Oktober mit 2:1 bei Hedefspor Hattingen II gewonnen hat. Eigentlich. Längst ist diese Begegnung aber mit 2:0 für die Hedef-Zweite gewertet worden, weil die SG-Drittvertretung einen nicht spielberechtigten A-Jugendlichen einsetzte. Damit ist der Fall jedoch nicht abgeschlossen, sondern ein Thema für das Sportgericht des Fußballkreises Bochum, sogar für zwei Verhandlungen.

Zunächst einmal geht es um den Vorwurf Hedefspors, ein Fußballer der SG Türkischer SV/RW Langendreer III sei mit einem falschen Pass aufgelaufen. Mirac Bayraktar hat im Spielbericht gestanden, doch der Mann mit der Nummer 8 habe völlig anders ausgesehen. Das bestätigt auch Schiedsrichter Georg Bolinski, und Serdar Demir, der Co-Trainer des ersten Hedef-Teams ist, hat den Spieler an diesem Tag sogar wegen deren gemeinsamer Vergangenheit beim TuS Heven identifizieren können: Diyar Cigerli.

Unsportliches Verhalten: SG Türkischer SV Witten/Rot-Weiß Langendreer muss 100 Euro berappen

Alles klar? Nein. Mirac Bayraktar, der als Zeuge zur Verhandlung in Wattenscheid geladen ist, behauptet, an jenem Sonntag an der Munscheidstraße mit der Nummer 8 für die Spielgemeinschaft gekickt zu haben. Davon lässt er sich auch trotz der zahlreichen und nachdrücklichen Hinweise beziehungsweise Mahnungen des Vorsitzenden des Sportgerichts, Markus Selzener, nicht abbringen.

Dafür gibt es anschließend die Quittung. Im Urteil. Während die SG Türkischer SV Witten/Rot-Weiß Langendreer wegen unsportlichen Verhaltens 100 Euro berappen muss, wird gegen Mirac Bayraktar nun ein Sportstrafverfahren eingeleitet. „Zeugen“, betont Markus Selzener, „müssen die Wahrheit sagen. Beschuldigte können lügen, dass sich die Balken biegen.“

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Im Vergleich zu dem, was bei dieser Partie auf dem Rasen passiert ist, erscheint dieser Vorfall jedoch nur nebensächlich, um nicht zu sagen langweilig. „Wir wollen das nicht unter den Teppich kehren, er soll dementsprechend bestraft werden“, sagt Veli Kutlu, der Hedefspor-Vorsitzende. Gemeint ist Rezan Yüzer. „Ich habe das Video gesehen“, sagt dann Harun Karagöz, der Sportliche Leiter der Spielgemeinschaft. „Wir akzeptieren das sowieso nicht.“

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Was ist passiert? Die Bilder, die das Video zeigt, das die Kameras Hedefspors im Hattinger Rauendahl an jenem Sonntag eingefangen haben, sind erschreckend. Es kommt zu einer Rudelbildung, so dass der Unparteiische längst nicht alles wahrnehmen kann und die Tat auch übersieht. Aber: Rezan Yüzer tritt einen am Boden liegenden Hattinger mit voller Wucht. Er nimmt ihn sozusagen volley.

Eine Woche nach dem Tritt sieht Rezan Yüzer im nächsten Spiel die Rote Karte

„Niemand darf einen Rächer spielen. Egal, was vorher passiert ist“, sagt Markus Selzener in der Urteilsbegründung der Spruchkammer, zu der auch die Beisitzer Gerd Abstins, Joachim Köhn und Murat Ugur gehören. „Solch eine Eskalation darf man nicht dulden.“ Für die Tätlichkeit, für die sich Rezan Yüzer auf Türkisch entschuldigt und der laut Übersetzung Harun Karagöz’ familiäre Probleme habe, gibt es eine satte Strafe: zehn Spiele Sperre. Und diese Partien kommen auf die sechs Begegnungen Sperre drauf, die der 24-Jährige gerade abbrummt, weil er eine Woche nach diesem 22. Oktober die Rote Karte gesehen hat – beim 2:3 der SG Türkischer SV Witten/Rot-Weiß Langendreer III gegen die DJK Märkisch Hattingen II.

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Als die Verhandlung vorbei ist, umarmt Rezan Yüzer Hedef-Chef Veli Kutlu.