Wattenscheid. Das Sportgericht wertet das Spiel der Fußball-Kreisliga B zwischen VfL Winz-Baak und DJK TuS Ruhrtal Witten II nach dem Abbruch – und zwar so.

Es ist das vierte und letzte Verfahren an diesem Donnerstagabend, das das Sportgericht des Fußballkreises Bochum verhandelt. Der Saal des Jugendheims der SG Wattenscheid 09 an der Berliner Straße ist wesentlich voller als zuvor. Und als der Vorsitzende Markus Selzener vom SV Waldesrand Linden das Urteil verkündet, spricht er unter anderem einen kurzen, allerdings sehr prägnanten Satz: „Das kann nicht sein!“ Vier Fußballer müssen nach Abbruch der Kreisliga-B-Partie zwischen dem VfL Winz-Baak und der DJK TuS Ruhrtal Witten II Konsequenzen tragen und nun jeweils eine Sperre von acht Spielen abbrummen – zwei mehr, als es die Mindeststrafe vorsieht.

Es ist eine etwas zähe Verhandlung, bei der Ömer Akkan, der inzwischen zurückgetretene Winz-Baaker Meister-Coach, fehlt. Dennoch wird auch er wegen einer Tätlichkeit vom 22. Oktober an der Munscheidstraße, an der die Begegnung beim Stand von 0:0 in der Nachspielzeit abgebrochen worden ist, verurteilt – ebenso wie zwei Winz-Baaker Fußballer, nämlich Cihat Akkan und Abdessamad Hadjallah, sowie ein Ruhrtaler, und zwar Sergiy Lazarenko.

Raimund Rewers, Fußball-Chef der DJK TuS Ruhrtal Witten: „Das war erschreckend“

Alle drei haben zuvor versucht, ihre Taten, die Markus Selzener später als schweres sportwidriges Verhalten bezeichnet, ganz abzustreiten oder zumindest weniger schlimm darzustellen. Vergeblich. Diese Sperren sind das Ergebnis der Ereignisse, die Raimund Rewers, der Fußball-Chef der DJK TuS Ruhrtal, zum Auftakt dieser sportjuristischen Sitzung sogar als Jagdszenen beschrieben hat. „Das war“, hat er gesagt, „sehr erschreckend und hatte mit Fußball nichts zu tun. Das war sehr dramatisch.“

Vom Unparteiischen will Markus Selzener wissen, ob der denn nicht während der Partie noch entsprechend mit progressiven Strafen hätte sanktionieren können. Nein. Und schließlich wird Daniel Pokorra später auch dafür gelobt, wie er mit der Situation umgegangen sei und dass er einige Dinge so genau und gut protokolliert habe. „Der Schiedsrichter hat sich top verhalten“, meint auch Raimund Rewers. „Den Rest habe ich bei der Masse an Menschen, die auf dem Platz war, einfach nicht mehr sehen können“, sagt der Schiedsrichter selbst, der auch mehrmals von Tumulten spricht und davon, dass die Bänke aufeinander losgegangen seien. Eine Fortsetzung des Spiels sei nicht möglich gewesen.

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Niemand wird sich darüber wundern, dass die Vorgänge dieses Oktober-Sonntags mit vielen Rudelbildungen, bei denen es zahlreiche Beleidigungen auf Türkisch gegeben haben muss, nicht im Detail geklärt worden sind. Zumal auch das Video, das durch die Kameras Hedefspor Hattingens entstanden ist, keine wirkliche Hilfe geliefert hat. Die entscheidenden Szenen an den Trainerbänken sind zu weit weg, nicht scharf genug zu erkennen.

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Und die Spruchkammer, die auch deshalb in erster Linie dem Sonderbericht und den Aussagen des Schiedsrichters Daniel Pokorra vertraut, ist nach ihrer Beratung fest davon überzeugt, nicht alle Übeltäter erwischt zu haben. „Viele, die etwas Schlechtes getan haben, sind jetzt so rausgekommen“, sagt Markus Selzener.

VfL Winz-Baak gegen DJK TuS Ruhrtal Witten: Null Punkte für beide Teams

Gewissheit haben die beiden Mannschaften nun auch, dass sie sich erst am 28. April des nächsten Jahres wiedersehen werden. Zum Rückspiel auf dem Husemann-Sportplatz. Die Hinrunden-Begegnung wird für beide Teams, den Tabellenachten VfL Winz-Baak und den Tabellenelften DJK TuS Ruhrtal II, als verloren gewertet – inklusive jeweils einer 100-Euro-Strafe. „Es war kein Raum dafür, einem Verein allein die Schuld zu geben“, begründet der Vorsitzende Sportgerichts, Markus Selzener.

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Die Kosten des Verfahrens tragen zu jeweils 25 Prozent die beiden Vereine, zu jeweils zehn Prozent die vier verurteilten Spieler und zu zehn Prozent der Fußballkreis Bochum, weil der fünfte Beschuldigte, nämlich Ruhrtals Adnan Ramljak, nach dessen Zweikampf mit Winz-Baaks Abdessamad Hadjallah das ganze Tohuwabohu im Hattinger Rauendahl entstand, freigesprochen worden ist.