Sprockhövel. Wenn er am Ball ist, schreien alle. Selcuk Aydin hütet einmal mehr das Tor des SC Obersprockhövel beim WAZ-Pokal. Dabei hatte er andere Pläne.

Als der SC Obersprockhövel auflief, staunten die Zuschauer nicht schlecht. Zahlreiche Top-Kicker hatte der Westfalenligist zum WAZ-Pokal mitgebracht.

Ob Sidney Rast, Tim Dudda, Laurin Kamperhoff, Nico Jahnke, Luis Monse oder Lennart Seitz – der SCO machte mit dieser Aufstellung eine Ansage an die Konkurrenz: Wir wollen den WAZ-Pokal gewinnen.

SC Obersprockhövel: Selcuk Aydin hat die aktive Karriere eigentlich beendet

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Auf einer Position allerdings stand der Ersatz des Ersatzes auf dem Feld – Selcuk Aydin gab sich mit seinen 39 Jahren einmal mehr die Ehre, das Turnier, welches er mit der SG Welper mitzuspielen. „Eigentlich hatte ich damit schon abgeschlossen“, so Aydin lachend.

Seine aktive Karriere sei ja schon vorbei, aber es sei nun einmal Not am Mann gewesen. Dass er dann einspringe, sei doch Ehrensache. Und Aydin machte es gut, war mit vollem Eifer dabei, schmiss sich in die gegnerischen Schüsse, kam den Stürmern entgegen und machte sich dabei ganz groß und war auch noch schnell am Boden, um seine Pranken auszufahren. Seine Paraden hinterließen Eindruck – bei den Gegnern und dem eigenen Körper.

„Boah, mit 39 Jahren. Morgen früh werde ich das sicher merken“, schnauft der Torhüter nach dem Weiterkommen bereits am ersten Tag. „Die Knochen tun sicher weh, aber egal. Es macht immer wieder Spaß. Ich merke auch die Lunge. Aber ich spiele gerne hier, die Atmosphäre ist immer toll“, so Aydin.

Bei den Rufen der Zuschauer des WAZ-Pokals muss Aydin lachen

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Dass der SCO vor dem Turnier als einer der ganz großen Favoriten auf den Titel galt und diesen Eindruck in der Gruppenphase der Vorrunde bestätigte, machte auch den erfahrenen Recken, der normalerweise Torwarttrainer in Obersprockhövel ist, froh. Freilich stehe der Spaß im Vordergrund, „aber wenn ich hier teilnehme, möchte ich auch gewinnen. Das merkt man vielleicht auch daran, dass ich bei Gegentoren ab und zu sauer werde“, sagt Aydin schmunzelnd.

Richtig ins Lachen kommt er dann, als er über die Zuschauer sprechen, die den Torhüter lautstark auffordern, selbst nicht nur defensiv zu denken. „Immer wenn ich den Ball habe, ruft die ganze Halle, ich solle schießen. Ich habe bei dem Turnier hier früher auch schon das eine oder andere Tor geschossen. Aber wenn ich den besser positionierten Mitspieler sehe, gebe ich ihm gerne den Ball.“

Mit der SG Welper gewann Aydin einst das Turnier, nun ist er voll und ganz beim SCO

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Immerhin hat Aydin selbst seinen Soll mit zwei Titeln beim WAZ-Pokal bereits mehr als erfüllt. Mit der SG Welper, damals Bezirksligist, bezwang Aydin die TSG Sprockhövel. „Bei ihnen spielten damals schon namhafte Kicker, die später sogar in noch höheren Ligen aktiv waren. Das war schon eine geile Zeit“, denkt Aydin zurück.

Nun aber, ist er mit dem Kopf voll beim SC Obersprockhövel, dessen Spiele er auch in der Westfalenliga von der Seitenlinie – sollte er nicht auf dem Feld gebraucht werden – mit vollem Eifer verfolgt. Die Saison bisher liefe okay, sagt er. Meistens hätte das Team ordentliche Auftritte hingelegt, zu Beginn der Saison aber auch viel Lehrgeld bezahlt, wodurch die Ergebnisse noch nicht stimmten.

„Aber die individuelle Qualität und das Spielerische sind da. Wenn wir in der Rückrunde etwas konstanter spielen, werden wir mit dem Abstieg nichts zu tun haben, auch wenn die Tabelle sehr eng ist. Gewinnst du ein paar Mal, bist du direkt oben mit dabei. Bei einer Negativserie geht es aber auch fix nach unten.“

Gibt es für ihn noch ein Spiel in der Westfalenliga?

Aktuell hat der SCO als Tabellenfünfter sieben Punkte Vorsprung auf die Abstiegszone. Gut möglich also, dass der Klassenerhalt auch schon vor dem letzten Heimspiel feststeht. Das wäre doch die passende Gelegenheit, den erfahrenen Keeper selbst noch mal ein Spiel in der Westfalenliga zu gönnen.

„Ich habe mit Hedefspor auf der roten Asche damals ja schon einmal in der Westfalenliga gespielt“, winkt Aydin selbst ab, lässt sich aber ein Hintertürchen offen: „Im Mai werde ich 40 Jahre alt. Da müsste ich noch einmal mit dem Coach sprechen. Aber klar, wenn ich gebraucht werde, dann spiele ich auch. Ansonsten bin ich aber auch gerne einfach an der Linie“, sagt er lachend.

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