Hattingen/Sprockhövel. Die Turnhalle Talstraße wird für den Sportbetrieb gesperrt. Auf drei Vereine kommen dadurch große Probleme zu. Der Stadtsportverband ist sauer.

Es hatte sich angedeutet, auch wenn die Stadt Hattingen stets davon sprach, es vermeiden zu wollen.

Die Turnhalle Talstraße wird ab dem 7. November für den Sportbetrieb gesperrt, damit Geflüchtete aus der Ukraine untergebracht werden können. Es ist nicht das erste Mal, dass die Sporthalle für andere Zwecke gebraucht wird. Die betroffenen Vereine haben Verständnis – ein großes Problem ist es aber dennoch.

Handball Ruhrbogen Hattingen wird nach Holthausen ausweichen

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„Wir haben schon länger damit gerechnet. Wir überlegen nun, ob wir unser Heimspiel am 5. November noch in der Talstraße austragen und dann abends alles ausräumen“, sagt Andreas Trompeter, Trainer des Handball Ruhrbogen Hattingen.

Der Verein könne in die Halle nach Holthausen ausweichen. „Es muss ja irgendwie weitergehen, aber es ist sehr nervig. Denn in Holthausen haben wir nicht die Kapazitäten, die wir in der Talstraße haben. Die Räumlichkeiten für einen Verkaufsstand fehlen zum Beispiel komplett. Auch Sachen zu lagern wird schwer“, so Trompeter.

Auch der HSC Welper muss sich nun überlegen, wie und wohin er ausweichen kann. Immer Mittwochs trainieren die Handballerinnen des HSC normalerweise an der Talstraße. „Aktuell bedeutet es für uns, dass das Training reduziert wird. Wir hoffen aber, dass wir noch eine Trainingszeit in Holthausen haben“, so Dominik Braun, Trainer des HSC.

1. JJJC Hattingen: „Wir fühlen uns alleine gelassen“

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Am kompliziertesten wird es für den 1. JJJC Hattingen. Denn während sich Bälle noch relativ einfach von einem Ort zum anderen transportieren lassen, sieht es bei Judomatten schon ganz anders aus.

„Wir hätten uns echt gewünscht, dass es dieses Mal den Sport nicht betrifft. Es ist wieder eine Katastrophe, das muss man so sagen, unabhängig von der Situation, dass man verpflichtet ist, zu helfen. Wir fühlen uns alleine gelassen und man fragt sich schon, wie wichtig der Sport in der Stadt ist“, sagt Angela Andree, Vorstandsmitglied des 1. JJJC.

Für den Klub fällt die Haupttrainingsstätte weg, immer freitags von 16 bis 22 Uhr sind die Kampfsportler normalerweise in der Halle. Auch Montags gibt es eine Gruppe. Durch die Entscheidung und die Schwierigkeiten erwartet Andree einen Mitgliederverlust.

Es sei schade, dass die Stadt es nicht geschafft habe, im Vorhinein Alternativen zu schaffen.

Vereine zeigen Solidarität

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„Wir haben im April ein erstes Schreiben von der Stadt bekommen, mit der Bitte, sich Gedanken zu machen, wie wir ausweichen können. Judomatten müssen irgendwo gelagert sein, da hat sich die Stadt selbst keine Gedanken gemacht, also sind wir selbst initiativ geworden“, sagt Andree.

Gemeinsam mit dem Stadtsportverband hat der Verein ein Schreiben an alle anderen Hattinger Vereine aufgesetzt und nach Hilfe gefragt. „Es haben sich einige Vereine zurückgemeldet. Zum Beispiel die Berg- und Skigilde Hattingen, die gesagt hat, dass wir in der Halle an der Waldstraße zusammenrücken können. Auch andere Klubs haben sich solidarisch gezeigt“, so Andree.

Dennoch sei der Verein aktuell auf der Suche nach Möglichkeiten. Eine Option könnte die kleine Halle der Grundschule Bruchfeld sein.

Stadtsportverband findet die Schließung „nicht akzeptabel“

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Am Montagabend beschäftigte sich der Sportausschuss mit der Thematik. Der Stadtsportverband stellte dabei den Antrag, dass möglichst schnell Container angeschafft werden, um die Sporthalle Talstraße wieder für den Sportbetrieb nutzen zu können. Viele Ausschussmitglieder unterstützten diesen Antrag.

„Wir heißen die Geflüchteten willkommen und sind uns unserer Verantwortung bewusst. Unsere Vereine leisten einehervorragende Integrationsarbeit. Der Sport kann jedoch nur helfen, wenn er seine Sportstätten auch in seiner vorhergesehenen Funktion nutzen kann, unter anderem auch um die Integration leben zu können“, so Michael Heise, der Vorsitzende des Stadtsportverbandes.

Die Schließung der Sporthalle sei nicht akzeptabel, zudem habe die Erfahrung gezeigt, dass eine solche Massenunterbringung von Geflüchteten in Sporthallen aus humanitären Gründen „menschenunwürdig“ sei. Der Stadtsportverband schloss sich dabei den Forderungen des Landessportbundes NRW und des Deutschen Olympischen Sportbundes an, Sporthallen nicht mit Geflüchteten zu belegen.

Auch in Sprockhövel sind die Turnhallen ein Thema. An der Kreissporthalle in Hasslinghausen werden seit Sanierungsarbeiten durchgeführt. Die Sporthalle am Busbahnhof ist für die Unterbringung von Geflüchteten gesperrt. Beide sind dem Sport nicht zugängig. Der TTC Haßlinghausen muss deshalb zum Beispiel aktuell zur Halle im Baumhof ausweichen.

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