Bochum/Hattingen. Video-Schiedsrichter sind eine Neuheit im Schwimmsport. Im Artikel sieht man, wie die SG Ruhr Technik nutzt. Andere Ideen sieht sie skeptisch.
Seit Februar ist Mark Jayasundara nun Teil des Trainerteams bei der SG Ruhr und hat bereits Eindruck hinterlassen. „Er ist ein Weltklasse-Trainer. Seine Expertise ist einzigartig. Er hat ein Team aufgebaut, das sich wirklich sehen lassen kann. Teil davon zu sein, macht mich stolz“, sagt der 16-Jährige Jarno Bäschnitt über seinen Coach.
Dieser hat sich auf die Fahne geschrieben, die SG Ruhr und den Landesstützpunkt Bochum, bei dem er ebenfalls Trainer ist, für die Zukunft noch stärker aufzustellen.
„Unser Ziel ist, dass wir in den kommenden Jahren auf nationaler und internationaler Ebene wirklich konkurrenzfähig werden“, verrät Jayasundara offensiv seine Ambitionen.
Die SG Ruhr hat ein schlagkräftiges Team aufgebaut
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Die ersten Schritte in die Richtung sind schon getan und tragen bereits Früchte. Mit Jarno Bäschnitt nahm im Juni zum ersten Mal ein Teilnehmer an den Jugend-Europameisterschaften teil und schaffte es ins Finale. Til Schmidt startete bei den Jugendeuropameisterschaften im Freiwasser.
Mit dem Olympia-Neunten Lucas Matzerath, Nicolas Klüttermann, den Warnecke-Brüdern Tristan und Colin, Yannis Willim und Paula Buß, die vom VfL Gladbeck zur SG Ruhr wechselte, trainieren weitere ambitionierte Schwimmende unter Jayasundara und der Trainerkollegin Kati Hämmerich.
„Paula möchte weit kommen und zeigt viel Potenzial. Yannis kam aus Leipzig zu uns, er hat in diesem Jahr schon eine Bronzemedaille bei den Deutschen Meisterschaften geholt, war auch schon einmal Deutscher Meister und und ist ein Kandidat in Richtung Olympia 2024 oder 2028“, sagt Jayasundara.
Zusammenarbeit mit der Ruhr-Universität Bochum
Es ist also absolut gewollt, dass ambitionierte Ziele durch das Hallenbad Querenburg, wo die Athletinnen und Athleten der SG Ruhr Tag für Tag trainiert, wabern. Damit diese auch Realität werden, wird hochspezialisierte Technik eingesetzt und mit der benachbarten Ruhr Universität zusammengearbeitet.
„Diese versuche ich zu verstärken und zu optimieren. Wir bekommen von der Universität Unterstützung in der Diagnostik, können ihre Räumlichkeiten nutzen und gehen in den wissenschaftlichen Austausch. Da tut sich gerade viel und ich denke, das gibt es nicht so oft in Deutschland“, sagt Jayasundara.
Leistungsdiagnostik in Hamburg mit zahlreichen Messungen
Auch Trainingslager im Ausland sowie eine vierteljährige Leistungsdiagnostik gehören zum Programm. Dort werden unter anderem Videoanlaysen vom Start, von der Wende, vom Staffelstart und der Unterwasserbeinarbeit angefertigt, die maximale Sauerstoffaufnahme, die Laktatbildungsrate und die Kraftproduktion am Widerstandsgerät gemessen, eine Technikanalyse im Schwimmkanal sowie eine Sprungkraftmessung und eine Kraftmessung an Land durchgeführt. All das hilft, um den aktuellen technischen wie physiologischen Stand zu ermitteln und zu erkennen, wo noch Reserven und Verbesserungspotenziale vorhanden sind.
„Wir wurden von vorne, von hinten und von jeder Seite gefilmt. Wenn man sich selbst auf Video sieht und die Dinge nicht nur gesagt bekommt, ist dies ein sehr großer Unterschied“, sagt Jarno Bäschnitt.
Geht es nach Mark Jayasundara sollen ähnliche Möglichkeiten in der Zukunft auch in Bochum möglich sein, wo Videoaufnahmen aktuell meistens noch mit einer GoPro-Kamera, die ins Wasser gehalten wird, gemacht werden. „Wir sind dran, eine Videoanlage zu bekommen. Das wäre ein Mehrwert und wir könnten mit ganz anderem Filmmaterial arbeiten. Hinzu kommt dann auch der Austausch mit Diagnostikern“, verrät der Trainer.
FINA erleichtert das Brustschwimmen und führt Tracking und den Video-Kampfrichter ein
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Auch die Fédération Internationale de Natation (FINA) treibt den Fortschritt im Schwimmsport voran. Nachdem zunächst das Regelwerk im Brustschwimmen insofern erleichtert wurde, dass die Beine und Arme nicht mehr in einer horizontalen Ebene gezogen werden müssen und somit eine sogenannte Schere erlaubt wurde, folgten auch technologische Neuigkeiten.
So sollen zum einen Video-Kampfrichtende bei internationalen Wettkämpfen zum Einsatz kommen und Regelverstöße anzeigen, zum anderen erlaubt die Fina ab dem 1. Januar 2023 auf internationaler Ebene Tracking-Geräte beim Wettkampf am Körper. Körperwerte wie Herzfrequenzen können somit live gemessen und analysiert werden. Zwar dürfen die Schwimmenden davon nicht während des Rennens erfahren – was durch Trackinggeräte mit Vibrationsmöglichkeit sowie Schwimmbrillen mit eingebautem Display theoretisch möglich wäre – für das Training können sie aber davon profitieren.
Mark Jayasundara steht dem jedoch ein wenig skeptisch gegenüber. „Die grundsätzliche Idee war, dass man den Zuschauern dadurch auch medial viel mehr Informationen geben kann. Ich finde es okay, aber es ist aktuell nur für das internationale Top-Niveau relevant. Es ändert das total die Landschaft im Hochleistungssport, weil man diese Informationen vorher nicht hatte. Aber es könnte dann irgendwann so werden, wie in der Anzugsära, als es nur noch darum ging, wer den besten Anzug hatte.“
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