Bochum. Für den Bochumer Lucas Matzerath steht mit den Europameisterschaften der nächste Höhepunkt an. Ihn inspirieren Adam Peaty und Michael Jordan.

Bei den Schwimm-Weltmeisterschaften in Budapest machte auch ein junger Bochumer auf sich aufmerksam: Lucas Matzerath. Bei der vom 11. bis 21. August anstehenden Europameisterschaft will er wieder von sich hören machen.

Der 22-Jährige ist seinem Trainer Mark Jayasundara vor einigen Monaten ins Ruhrgebiet gefolgt. Seitdem trainiert der Student der Elektrotechnik mit SG-Ruhr-Coach Jayasundara regelmäßig im Unibad. Im Interview spricht Matzerath über seine neue Heimat Bochum, darüber, was Adam Peaty und Michael Jordan gemeinsam haben und was er sich für die EM vorgenommen hat.

Herr Matzerath, kaum ist die Weltmeisterschaft in Budapest vorbei, da laufen schon die Vorbereitungen auf die Europameisterschaft im August auf Hochtouren.

Matzerath: Genau, ich habe mit dem Deutschen Schwimmverband jetzt ein Trainingslager in Darmstadt absolviert und mich auf den nächsten Saisonhöhepunkt vorbereitet.

Wie zufrieden sind Sie denn mit ihrem Abschneiden bei Ihrer ersten Weltmeisterschaft? Dort waren Sie in drei Disziplinen am Start. Über 50 und 100 Meter Brust und in der Lagenstaffel. Über die 50 Meter haben Sie mit 26,99 Sekunden ja sogar eine neue persönliche Bestleistung aufgestellt.

Mit der WM bin ich sehr zufrieden und sogar positiv überrascht. Vor der Weltmeisterschaft hätte ich nicht damit gerechnet, dass ich am Ende mit drei sechsten Plätzen nach Hause fahre. Über die 100 hatte ich mir auf jeden Fall den Finaleinzug vorgenommen, dass es dann auch über die 50 und in der Lagenstaffel klappt, ist ein schönes Zubrot.

Sie haben nach der WM ja ein gewagtes Unterfangen in Angriff genommen. Am frühen Sonntagmorgen sind sie in Budapest in den Flieger gestiegen, um dann am Mittag in Berlin ihren Deutschen Meistertitel über die 50 Meter Brust zu verteidigen. Das hat ja dann nicht ganz geklappt.

Der Start bei den Finals war schon ein kleines Abenteuer. (lacht) Die Reise ging morgens schon um 3 Uhr los. Dann gab es keinen Shuttle zum Flughafen. Irgendwie haben wir es dann doch noch gerade rechtzeitig bis zum Flieger um 6 Uhr geschafft. Im Becken in Berlin hat es dann nicht ganz zur Titelverteidigung gereichet. Melvin Imoudu war besser und ich einfach platt. Aber den Titel will ich mir dann nächstes Jahr wiederholen.

Nach der WM und der DM ist vor der EM. Was haben Sie sich vorgenommen?

Wie bereits erwähnt, war ich in der vergangenen Woche in einem zehntägigen Trainingslager in Darmstadt. Mit dabei waren auch fast alle deutschen Schwimmer, die bei der EM am Start sind. Klar, ich will in Rom wieder angreifen, habe mir auch Ziele gesetzt, aber ich möchte da lieber Taten sprechen lassen. Da werde ich lieber unterschätzt, als dass ich den Mund zu weit aufreiße. (lacht)

In diesem Jahr sind die sportlichen Highlights ja ziemlich eng getaktet. Die Europameisterschaft beginnt am 11. August in Rom. Viel Zeit bleibt dazwischen nicht. Ohnehin ist Leistungssport ein Full-Time-Job und zusätzlich studieren Sie ja auch noch. Sehen Sie ihre Eltern noch oft?

Jetzt, da ich ja wieder in NRW wohne, sehe ich sie wieder öfter. Meistens bin ich am Wochenende bei meiner Mutter oder meinem Vater.

Sie sprechen es an: Erst seit September 2021 wohnen Sie in Bochum, seit Februar 2022 trainieren Sie auch hier. Vorher haben Sie in Frankfurt gewohnt und trainiert. Haben Sie sich schon gut in ihrer neuen Heimatstadt eingelebt?

Ja ein bisschen schon. Anfangs habe ich im Sportinternat in Wattenscheid gewohnt, jetzt habe ich eine Wohnung in der Nähe der Hochschule Bochum. Das Unibad ist auch um die Ecke. Das sind wirklich gute Voraussetzungen, weil die Fahrtwege darum ziemlich kurz sind. Das ist bei einem durchgetakteten Leben natürlich von Vorteil.

Haben Sie denn schon mal eine Tour durch das Bermuda-Dreieck gemacht? Oder ein Spiel des VfL Bochum im Stadion gesehen?

Momentan konzentriere ich mich voll und ganz auf den Sport. Viel Freizeit bleibt da nicht. Und die fülle ich eigentlich mit meinen Vorlesungen oder Seminaren an der Hochschule. Ehrlicherweise muss ich auch sagen, dass ich nicht so der Fußball-Fan bin. (lacht)

Schwimmer Lucas Matzerath war mit den drei sechsten Plätzen bei den Weltmeisterschaften in Budapest mehr als zufrieden.
Schwimmer Lucas Matzerath war mit den drei sechsten Plätzen bei den Weltmeisterschaften in Budapest mehr als zufrieden. © dpa | Petr David Josek

Wissen Ihre Kommilitonen, dass Sie zu den besten Schwimmern der Welt gehören?

Hm, ich glaube nicht so viele. Aber ich habe bisher auch kaum jemanden meiner Studienkollegen in echt getroffen. Die Vorlesungen finden immer noch größtenteils online statt. Da sind alle nur eine Kachel auf dem Bildschirm und wenn der Kurs vorbei ist, dann schalten alle ab. Studienfreunde haben beim Sport aber schon mal mein Tattoo gesehen und mich dann gefragt, ob ich wirklich bei den Olympischen Spielen war.

Zu einem erfolgreichen Sportler gehört auch meistens ein guter Trainer. Sie sind Ihrem Coach Mark Jayasundara schon als Jugendlicher nach Frankfurt und jetzt nach Bochum gefolgt.

Ja genau. Ich komme aus Titz bei Mönchengladbach und habe da schon bei Mark trainiert. Als er dann nach Frankfurt gewechselt ist, bin ich mit ihm mitgegangen und es hat sich auf jeden Fall bezahlt gemacht.

Was macht ihn aus, sodass Sie sogar Ihren Lebensmittelpunkt für Ihn verändern?

Er ist wirklich Trainer aus Leidenschaft und für mich schon eine Art Mentor. Er kennt mich sehr gut und von klein auf. Er weiß, wie ich funktioniere. Ich denke, dass ich auch das richtige Mindset für den Leistungssport von ihm bekommen haben.

Apropos Mindset: Sie bezeichnen Schwimm-Idol Adam Peaty, der bei den Weltmeisterschaften verletzt fehlte, als Vorbild. Haben sie sich auch von anderen Sportlern inspirieren lassen?

Adam Peaty hat eine spezielle Einstellung zum Sport, die er auch in seinem Buch „The Gladiator Mindset“ beschrieben hat. Ich fand allerdings auch die Dokumentation „The Last Dance“ über den Basketballer Michael Jordan inspirierend. Aus diesem Film habe ich auch sehr viel mitgenommen, das mich in meinem sportlichen Leben weiterbringt. Und ich habe festgestellt, dass sehr viele erfolgreiche Sportler ähnlich ticken und ein ähnliches Mindset haben.