Hattingen/Sprockhövel. Sollte eine bundesweite Notbremse in Kraft treten, müssen die Vereine ihre Kinder wieder vom Platz schicken. Heimische Vertreter kritisieren das.

Den Fußballvereinen mit Jugendmannschaften droht in nächster Zeit ein Bruch. Wenn das neue Infektionsschutzgesetz auf den Weg gebracht werden sollte und dann bundesweit für alle Kommunen und Kreise einheitlich gilt, greift eine härtere Notbremse ab einem anhaltenden Inzidenzwert von 100, als bisher. Demnach wäre im Amateurfußball kein Gruppentraining mit Kontakt mehr möglich. Für die Vertreter der heimischen Vereine ist dies längst nicht nur aus sportlicher Sicht fatal.

Viele sprechen von der Entwicklung der Kinder, die leiden wird. Die Freizeitgestaltung würde zu einem großen Teil digital geschehen, was der Gesundheit nicht gut tut – jetzt nicht und auf lange Sicht genauso. Dieser Meinung sind im Übrigen auch Sportwissenschaftler, die vor Folgeschäden warnen. „Die Kids verlieren insgesamt ein Jahr, nicht nur aus fußballerischer Sicht“, glaubt Matthias Vogel, der neue Jugendleiter der TSG Sprockhövel.

TSG Sprockhövel hat vielen Teams das Training wieder ermöglicht

Der Verein hat in den vergangenen Wochen viele Mannschaften erneut auf den Platz geführt, so wie es eben möglich war. „Wir haben viel Energie aufgewendet, damit es funktioniert. Nun wäre es gar nicht mehr planbar, wenn eine Notbremse eintreten würde. Es ist nur noch ein Tagesgeschäft“, sagt Vogel.

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Es gebe zwar viel, die sich auf das Corona-Virus testen lassen, gewährleisten könne ein Verein dies allerdings nicht. Wir wollen den Vereinssport aufrecht erhalten. Aber natürlich nur in dem Rahmen, der möglich und vor allem verantwortbar ist“, betont der TSG-Jugendleiter.

Schnelle Kommunikation beim SC Obersprockhövel

Die Verantwortung liegt in erster Linie immer beim Vorstand eines Vereins. Beim SC Obersprockhövel gibt der auch allein die Freigabe für die Trainer, mit ihren Mannschaften den Platz zu nutzen oder nicht. Das funktioniere gut, erzählt Jugendleiter José Ferrinho. „Wir könnten uns wahrscheinlich bei der neuen Form der Notbremse schnell organisieren und nutzen dazu digitale Wege.“

Er sieht aber auch das Problem der fehlenden sozialen Kontakte. „Wir müssen und vom Gedanken trennen, dass die vier Wochen Training, die nun möglich waren, etwas zum Fitnesslevel oder fußballerischem Können beigetragen haben. Sollte der Lockdown nun doch wieder härter kommen, wäre das eine riesige Katastrophe für die Kinder“, warnt Ferrinho.

Jugendgeschäftsführer der SG Welper sorgt sich um Kinder

Michael Lenz, Jugendgeschäftsführer der SG Welper betrachtet die politischen Ideen skeptisch: „Wenn die Maßnahmen helfen würden, dann wäre ich absolut dafür, doch ich glaube, dass es keinen langfristigen Effekt geben wird. Für ein paar Wochen ging trainieren wieder ohne Einschränkungen, dann immerhin noch in Zehner-Gruppen und jetzt wäre vielleicht wieder Schluss. Das ist für die Kinder, die ja sowieso schon leiden, wirklich nicht gut. Ich habe ein wenig Angst, dass manche auf der Strecke bleiben“, sagt er.

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Niklas Walter, Jugendleiter des TuS Hattingen fügt hinzu: „Drei Stunden mit den Kollegen ein bisschen zu bolzen, ist schon wichtig. Den ganzen Tag zu Hause herumzusitzen, kann belastend sein.“ Er denkt zudem an die Eltern der jungen Fußballer: „Sie werden ihren Kindern wieder erklären müssen, warum Fußball wieder verboten ist. Das ist auch eine undankbare Aufgabe.“

DJK Märkisch hat sich bei der Stadt Hattingen informiert

Auch der Jugendleiter der DJK Märkisch Hattingen, Stephan Klein, hat die Eltern im Blick, die ebenfalls an Bewegung ihrer Kinder interessiert seien. Er vermutet, dass die Realität jedoch schon bald wieder anders aussehen wird:

„Im Moment gibt es in Hattingen keine Notbremse, ich habe mich am Mittwoch extra noch mal bei der Stadt vergewissert, wir könnten also mit 20 Kindern trainieren. In einer Woche müssen wir das Training dann möglicherweise wieder einstellen.“

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