Hattingen/Sprockhövel. Die Teams wollen Planungssicherheit. Manche glauben noch an Spiele, aber die Mehrheit hat kein Verständnis für die Vorgehensweise des Verbands.
Es wird noch eine Weile dauern, bis die heimischen Fußballer endlich Gewissheit haben, ob sie in ihrer Staffel noch einmal antreten oder ob sie aufgrund des zeitlich zu engen Rahmens doch annulliert werden muss. Der Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen (FLVW) zumindest wird für jede Liga einzeln entscheiden. Das nervt die Amateurklubs aus Hattingen und Sprockhövel.
Es gibt die einen, die sogar noch daran glaube, doch noch einmal in dieser Saison ein Pflichtspiel bestreiten zu können. „Wir haben die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben“, sagt beispielsweise Andrius Balaika, der Trainer der Oberliga-Fußballer der TSG Sprockhövel. Gerade die Staffel wird diejenige sein, die als erstes annulliert wird, da sie die meisten Mannschaften und so auch noch die meisten zu absolvierenden Spiele hat, wenn gewertet werden soll. Zur Erinnerung: 50 Prozent müssten in einer Liga gespielt sein.
Trainer der TSG Sprockhövel fordert kreative Lösungen
Balaika ist der Meinung, dass bis zum Schluss alles versucht werden müsste, was geht. Seine Mannschaft trainiert wieder dreimal pro Woche auf dem Platz, unter eingeschränkten, aber immerhin möglichen Bedingungen. Sie war vor der Corona-Pause sehr gut drauf, Stand auf Platz vier. Der Verein hat sogar die Regionalliga-Lizenz beantragt.
Der Trainer schlägt sogar mehrmalige Tests pro Woche vor, die seitens des Verbandes finanziert werden könnten, um in der fünfthöchsten Liga in Deutschland noch einen Spielbetrieb zu ermöglichen. Es sollten kreative Lösungen gefunden werden. „Versuchen kann man es, dann hat man es wenigstens probiert. Alles andere wäre traurig, auch wenn es insgesamt natürlich schwierig ist“, betont Balaika.
Der SC Obersprockhövel will in die Westfalenliga aufsteigen
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Spielen wollen oft noch diejenigen Teams, die in der Tabelle gut dastehen und die Chance haben, aufzusteigen. So sieht es auch Jörg Niedergethmann, der Sportliche Leiter des SC Obersprockhövel. „Natürlich würden wir am liebsten weiterspielen. Die Mannschaften, die unten stehen, plädieren eher für einen Abbruch der Saison“, schätzt er. Die Grünen sind aktuell Erster in der Landesliga, wollen in die Westfalenliga aufsteigen und haben dafür auch einiges investiert.
Doch der Verein werde sich wohl mit einer Annullierung abfinden müssen, glaubt Niedergethmann, für denn alles andere auch keinen Sinn mehr ergibt. „Wir sind mit dem Kopf schon bei der neuen Saison. Die Mannschaft hat nun zwar sehr intensiv trainiert, was eben schon möglich war, hatte nun aber über das Osterwochenende komplett frei. Bald wollen wir dann beginnen, mit dem neuen Team zu trainieren“, sagt er.
Nicht nur Vereine aus Hattingen und Sprockhövel schütteln den Kopf
Es sind im Übrigen nicht nur Vereine aus Hattingen und Sprockhövel, die zwar einerseits selbst nicht die Entscheidungen treffen wollen würden, andererseits von einem „Herumgeeiere“ seitens des Verbandes sprechen. Planungssicherheit sieht für viele anders aus.
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Unter den heimischen Vereinen hatten bereits Anfang Januar bei einer WAZ-Umfrage von 27 Trainern acht nicht mehr an eine Weiterführung der Saison geglaubt. Die Vereine haben daher viel früher als üblich die Kader für die neue Saison geplant.
Einige Mannschaften ärgern sich aufgrund ihrer guten Ausgangslage
Dennoch bleibt es für die Mannschaften ärgerlich, die gute Ausgangspositionen hatten. So auch für die Reserve des SC Obersprockhövel, der in der Kreisliga A auf Platz eins steht.
Trainer Markus Möller schildert: „Wir sind super in die Saison hineingekommen. Ein Abbruch wäre richtig blöd, auch unsere Spieler wollen unbedingt weiterspielen, aber auf die Entscheidungen des Verbands haben wir ja keinen Einfluss. Die einzigen, die sich über einen Abbruch freuen würden, wären halt die Teams, die ganz unten in der Tabelle stehen. Sie hätten schon das zweite Mal in Folge Glück.“ Er ordnet es als unwahrscheinlich ein, dass die Saison fortgesetzt wird.
Markus Möller schlägt ein Model vor
„Ich wäre ja für ein Model, in dem die obere Tabellenhälfte die Aufsteiger ausspielt und die Teams aus der unteren Hälfte die Absteiger ausspielt. Da würden dann in allen Ligen nicht mehr ganz so viele Spiele anstehen, die bis zum 30. Juni ausgetragen werden müssten“, schlägt Möller vor.
Von dem könnte in der Kreisliga C dann auch die DJK Märkisch Hattingen profitieren, dort führt sie die Tabelle an. „Die Chancen, dass wir den Aufstieg nicht geschafft hätten, lagen vielleicht bei 20 Prozent. Wir hätten uns eigentlich nur noch selber im Weg stehen können. Im Fußball kann viel passieren, aber wir waren auf einem sehr guten Weg in die Kreisliga B“, so Trainer Serhat Demir.
TuS Blankenstein und TuS Hattingen II hätten bei Saisonabbruch Glück
Mehr Glück hätten in der Kreisliga A der TuS Blankenstein, der in der Abstiegszone liegt, und der TuS Hattingen II, der genau vor dem Relegationsplatz steht.
Trainer Ralph Bodenburg findet: „Dieser Eiertanz des Verbands ist schon ein wenig peinlich, Es muss doch mal einen klaren Kurs geben. Ja, es gibt noch rechtliche Dinge zu beachten, aber jeder sieht die Inzidenzzahlen, die immer weiter steigen. In der vergangenen Saison haben wir ja davon profitiert, dass es keine Absteiger gab. In diesem Jahr hätten wir aufgrund der Quotientenregelung etwas zittern müssen, aber ich glaube nicht, dass wir abgestiegen wären.“
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