Gladbeck. Die JSG-ELE-A-Jugend tritt zum Oberliga-Topspiel in Ahlen an. Der Gegner hat ein Leistungszentrum, Gladbeck nicht. Ein Blick hinter die Kulissen.

In der A-Jugend-Oberliga steht das Spitzenspiel auf dem Plan: Tabellenführer JSG HLZ Ahlen empfängt seinen ärgsten Verfolger, die JSG ELE Junior Team Gladbeck. In gewisser Weise treffen in diesem Vergleich, der am Samstag, 10. Februar, um 12 Uhr in Ahlen ausgetragen wird, zwei Handball-Welten aufeinander. Oder etwa doch nicht?

Zwei Handball-Welten? Darauf angesprochen, widerspricht Kai Brockmann (VfL), der gemeinsam mit Tobias Thiel (TV) vor knapp zwei Jahren die Initiative zur Gründung der JSG ELE ergriffen hat, sofort vehement. „Wir“, sagt er, „müssen uns nicht kleiner machen als wir sind. Hier passiert gerade einiges.“

Tim Deffte konkretisiert: „Wir bauen gerade mit eigenen Mitteln eine Art Handballstützpunkt für die Emscher-Lippe-Region auf. Alle, die bei uns anpacken, haben Bock, etwas zu bewegen.“ Grundlage des Ganzen sei die JSG ELE. Deffte: „Das ist eine Partnerschaft auf Augenhöhe. Diese Jugendspielgemeinschaft ist in allen Bereichen erfolgreich.“ Diesen Satz unterstreicht Tobias Thiel, und zwar, wie er betont, „zu 100 Prozent“.

Ahlen verfügt über eine eigene Halle mit Athletik- und Besprechungsräumen

Dennoch: Über Voraussetzungen wie in Ahlen verfügt Handball-Gladbeck nicht. An dem vom westfälischen Verband geförderten Handball-Leistungs-Zentrum für das Münsterland arbeiten ausgebildete Lizenztrainer, dort gibt es seit 2013 eine HLZ-Halle mit angeschlossenen Athletik- und Besprechungsräumen und eine umfangreiche schulische und medizinische Betreuung.

Kai Brockmann (2. v. re.) ist bei der Gründung der JSG ELE Junior Team Gladbeck eine treibende Kraft gewesen. Zudem ist er Trainer der B-Jugend.
Kai Brockmann (2. v. re.) ist bei der Gründung der JSG ELE Junior Team Gladbeck eine treibende Kraft gewesen. Zudem ist er Trainer der B-Jugend. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Kai Brockmann nickt und sagt: „Klar, in mancher Hinsicht sind uns die Ahlener eine Ecke voraus, etwa mit ihren zwei Hallen nebeneinander.“ Lachend fährt er fort: „Einen Kraftraum direkt an der Halle, den hätte ich auch gerne. Denn das wäre ein Gamechanger.“ Aber auch in diesem Bereich tut sich gerade etwas in Gladbeck, wie Brockmann betont: „Wir sind dabei, ein Athletikkonzept zu etablieren.“

Wie sieht es mit hauptamtlichen Trainerinnen und Trainern aus? Wäre das ein nächster Schritt auf dem Weg zu noch mehr Professionalität? Diese Frage beantwortet Tim Deffte Gladbeck-typisch: „Wir haben, betrachtet man die Stunden, die sie für den Handball aufbringen, viele Hauptamtliche im Einsatz. Die leben sieben Tage unseren Sport, die werden nur nicht dafür bezahlt.“ Kai Brockmann: „Hauptamtliche kochen auch nur mit Wasser. Und lizenzierte Trainer sind auch bei uns etliche tätig.“

Initiative „Bei Nachwuchskräften besser ankommen - mit dem VfL Gladbeck“

Das stimmt, Sven Deffte oder Timo Marcinwoski, die überdies in der 3. Liga gespielt und in der 3. Liga beziehungsweise in der Oberliga als Trainer tätig gewesen sind, sind ebenso B-Lizenz-Inhaber wie Tobias Thiel, der ja für die A-Jugend der JSG ELE verantwortlich zeichnet, Kai Brockmann und Matthias Henkel. Und in Tim Bauer engagiert sich in der Gladbecker Nachwuchsarbeit seit einiger Zeit zudem ein ehemaliger Bundesliga- sowie Spanien-Profi.

Bei der JSG ELE, beim VfL und dem TV geht es, und das unterscheidet sie von offiziellen Leistungsstützpunkten, nicht nur um die Förderung von leistungsorientierten Handballern. „Wir sind“, sagt Tim Deffte, „ganz bewusst leistungs- und breitensportlich orientiert. Wir möchten allen Mädchen und Jungs ein sportliches Zuhause bieten und noch mehr, eine Heimat. Bei uns finden sich, das weiß ich aus eigener Erfahrung, Freunde fürs Leben.“

Weil das so ist, widmen die Gladbecker sich längst nicht mehr nur der sportlichen Förderung der jungen Aktiven. Tim Deffte verweist auf die Initiative „Bei Nachwuchskräften besser ankommen - mit dem VfL Gladbeck“, die die Jugendlichen und Sponsoren, die auf der Suche nach Azubis sind, zusammenbringt.

Auch die sportmedizinische Betreuung ist längst kein blinder Fleck mehr

Kürzlich erst fand in der Riesener-Halle ein Kickerturnier statt, bei dem sich in lockerer Atmosphäre alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer näher kennenlernen und sich über die Möglichkeiten von Praktikums- und Ausbildungsplätzen austauschen konnten. Für ein besonderes Highlight haben Luca Schulze, Andreas Ocklenburg und „We are mindmover“ gesorgt, indem sie über das Thema Hypnose und Coaching informiert haben. „Für alle“, sagt Tim Deffte, „war es ein gelungener Abend, der nur der Auftakt für weitere Veranstaltungen mit unseren Sponsoren sein wird.“

Tobias Thiel ist bei der Gründung der JSG ELE Junior Team Gladbeck eine treibende Kraft gewesen. Zudem ist er Trainer der A-Jugend.
Tobias Thiel ist bei der Gründung der JSG ELE Junior Team Gladbeck eine treibende Kraft gewesen. Zudem ist er Trainer der A-Jugend. © FUNKE Foto Services | Ant Palmer

Und auch die sportmedizinische Betreuung ist längst kein blinder Fleck mehr. Tim Deffte & Co. haben Kontakte zur Augustinus-Sportmedizin geknüpft. Dabei handelt es sich laut Homepage um „ein Netzwerk aus Expert*innen der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Interne Intensivmedizin im Marienhospital Gelsenkirchen und der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie im St. Barbara-Hospital Gladbeck sowie weiteren Mediziner*innen aus dem Leistungsverbund und externen Partnern“.

Ein paar Seitenhiebe in Richtung der Handball-Bundesligisten und der Leistungsstützpunkte können sich Kai Brockmann und Tim Deffte im Gespräch mit der WAZ übrigens nicht verkneifen. Tim Deffte sagt: „Es ist doch keine gute Jugendarbeit, erst andere arbeiten zu lassen und sich dann die besten Talente rauszupicken. Das ist keine Leistung.“ Und Kai Brockmann wirft diese Frage auf: „Wer arbeitet erfolgreicher, der Verein, der 40 Kindern in der E-Jugend das Handballspielen vermittelt oder der, der einen Spieler in die 2. Liga bringt?“ Tim Deffte betont: „Wir sehen uns nicht in Konkurrenz. Unser Weg hat auch so genügend Vorzüge.“

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