Gladbeck. Tusem Essen hatte sich angesagt in Handball-Gladbeck, die Riesener-Halle war beim ELE-Fan-Fest ausverkauft. So lief die Saisoneröffnung des VfL.

Knapp 16 Minuten waren in der Riesener-Halle gespielt, als sich Michael Hegemann ganz kurz Zeit für ein paar Knirpse des VfL Gladbeck nahm, die zum ELE-Fan-Fest gekommen waren. Klar, der Gladbecker Hegemann war zu Gast bei Freunden. Und die Kleinen wie die Großen freuten sich, dass er mit den Zweitliga-Handballern von Tusem Essen zur Saisoneröffnung an der Schützenstraße vorbeigeschaut hatte.

Der Vergleich des VfL mit dem Tusem war der Höhepunkt des Fan-Festes. Die Essener um Kapitän Jonas Ellwanger und Malte Seidel setzten sich mit 32:22 (18:8) wie erwartet und auch standesgemäß durch. Die gute Stimmung in der Riesener-Halle litt darunter aber keineswegs, zumal die Gladbecker die zweite Halbzeit sogar ausgeglichen gestalten konnten.

Als der lange Tag an der Schützenstraße allmählich zu Ende ging, zog VfL-Abteilungsleiter Tim Deffte eine durch und durch positive Bilanz: „Ich glaube, so ein Handballevent hat Gladbeck noch nicht erlebt. Es war wirklich toll, die Halle war ausverkauft, mehr hätten nicht reingepasst.“

Thorben Mollenhauer, Trainer des VfL Gladbeck, findet einen Kritikpunkt

Auch Thorben Mollenhauer, der Trainer des VfL, fand’s toll, mal gegen so eine starke Mannschaft wie Tusem Essen gespielt zu haben. Und er fand natürlich, typisch Coach, sofort einen Kritikpunkt: „In der ersten Halbzeit haben wir, von Max (Krönung, d. Red.) einmal abgesehen, zu viel Respekt, zu viel Ehrfurcht gezeigt. Der Tusem war viel entschlossener als wir.“

Grundsätzlich habe seine Mannschaft es aber nicht schlecht gemacht, so Thorben Mollenhauer weiter. „Unsere Torhüter Patrick Spierau und Valentin Beckmann halten super, im Sechs gegen Sechs haben wir es in der Deckung gut gemacht. Im Angriff hat jedoch insbesondere in der ersten Halbzeit leider oft der letzte Moment gefehlt.“

Max Krönung, der Kapitän des VfL Gladbeck, erzielte im Testspiel gegen Tusem Essen sieben Tore.
Max Krönung, der Kapitän des VfL Gladbeck, erzielte im Testspiel gegen Tusem Essen sieben Tore. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Seinem Gegenüber Michael Hegemann gefiel dagegen gerade, wie seine Mannschaft in der Anfangsphase aufgetreten ist. „Wir haben sehr konzentriert begonnen“, sagte er Tusem-Trainer, „leider haben wir dieses Niveau nicht halten können. Aber wir haben immer wieder gute Phasen gehabt.“ Sein größter Kritikpunkt? „Wir haben zu viele freie Bälle liegen lassen.“

VfL-Kapitän Max Krönung hat keine Angst vor dem großen Namen

Die Gäste gingen schnell deutlich in Führung. Nur Max Krönung, der Kapitän und Torjäger des VfL, bewies in den ersten Minuten einmal mehr auch gegen den zwei Klassen höher spielenden Gegner seine Klasse. Die ersten vier Treffer der Gladbecker erzielte allesamt die Nummer zehn.

Insgesamt aber erwiesen sich die Essener immer wieder als handlungsschneller, als dynamischer und auch als effizienter. Die Folge: Ihr Vorsprung wuchs bis zum Halbzeitpause auf zehn Tore an.

Nach dem Seitenwechsel legten die Gladbecker allmählich ihren Respekt ab. Tobias van Kampen, Zugang Fabian Neher und Max Krönung brachten ihre Farben mit drei Treffern in Folge wieder auf sieben Tore heran, Mitte der zweiten Halbzeit glückte dem VfL ein 4:0- und ganz am Ende noch einmal ein 3:0-Lauf zum Endstand von 22:32.

Thorben Mollenhauer lässt auch die ganz junge Garde ran

Dabei setzte Thorben Mollenhauer alle Spieler ein, die ihm zur Verfügung standen. Zwischenzeitlich standen für den VfL neben den erfahreneren, aber auch noch jungen Valentin Beckmann und Fynn Blißenbach Nick Kalhöfer, Robin Kirsten, Adrian Rudolph, Christopher Winkelmann und Jan Schmiemann auf dem Feld.

Und wie war’s nun, gegen den Tusem zu spielen? Björn Sankalla betonte, Spaß gehabt zu haben. „Ich habe noch nie gegen einen Zweitligisten gespielt“, sagte der flexibel einsetzbare VfL-Akteur. Und weiter: „Man hat sofort gemerkt, dass die Essener nicht wie wir viermal in der Woche in der Halle stehen, sondern sieben- und vielleicht sogar achtmal.“

Björn Sankalla vom VfL Gladbeck hatte im Spiel gegen Tusem Essen seinen Spaß. Er hatte zuvor noch nicht gegen einen Zweitligisten gespielt.
Björn Sankalla vom VfL Gladbeck hatte im Spiel gegen Tusem Essen seinen Spaß. Er hatte zuvor noch nicht gegen einen Zweitligisten gespielt. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Sankalla bestätigte nach Spielende auch den Eindruck, den sein Trainer gewonnen hatte: „Wir sind anfangs ein bisschen in Ehrfurcht erstarrt. In der zweiten Halbzeit ist der Knoten aber geplatzt.“

VfL Gladbeck testet nun noch einmal gegen BTB Aachen

Nun konzentrieren sich beide Klubs wieder auf ihre Aufgaben und Ziele. Das Ziel des Tusem lautet laut Michael Hegeman, sich in der 2. Liga „frühzeitig zu stabilisieren“. Der Essener Trainer betonte: „Wir haben ein sehr schweres Auftaktprogramm mit den Spielen gegen Hamm, Dormagen, Potsdam, Dresden und Nettelstedt.“

Was traut der Ex-VfLer Hegemann dem VfL in der Oberliga Westfalen zu? „Ich kenne die Liga nicht, aber die Gladbecker haben spielerisch schon Qualitäten. Sie werden eine gute Rolle spielen können.“

Das ist das erklärte Ziel von Thorben Mollenhauer und dem Team, das nun noch gegen BTB Aachen ein letztes Testspiel absolviert. Danach wird es schon wieder ernst, die Gegner heißen dann auch nicht mehr Tusem Essen, sondern TSG Harsewinkel, TSV GWD Minden II oder TSV Hahlen - unterschätzt werden darf in der traditionell bärenstarken Oberliga aber sowieso kein Kontrahent.

Am Nachmittag gehört dem Nachwuchs die Riesener-Halle

Auf den Rängen in der Riesener-Halle drückten übrigens außergewöhnlich viele junge Fans den Gladbeckern die Daumen. Kein Wunder, der Nachwuchs hatte vor dem Spiel gegen den Tusem Essen im Mittelpunkt gestanden. Auf der Platte tollten stundenlang etliche Mädchen und Jungen herum.

Rund 250 Kids sind mittlerweile in der Handball-Abteilung aktiv. „Wir haben“, sagte Jugendleiter Sebastian Sprenger, „definitiv keine Nachwuchsprobleme.“ Das können wahrlich nicht viele Sport- und erst recht nicht viele Handballvereine von sich behaupten.

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Sebastian Sprenger weiter: „Wir haben in der Coronazeit so gut wie keine Kinder verloren. Allerdings gab es keine Anmeldungen. Das hat sich aber wieder geändert, wir bekommen jede Woche Anfragen in allen Altersklassen. Nur ein Beispiel: In der männlichen D-Jugend sind 38 Jungs aktiv.“

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