Gladbeck. 30 Jahre lang war Hans-Jörg Conrad Obmann der Handballer des VfL Gladbeck. Jetzt ist Schluss. Er hat verraten, welches VfL-Team das beste war.
Wenn der VfL Gladbeck im ersten Drittligaspiel der Handballsaison 2022/2023 beim TuS Spenge antritt, wird ein Rot-Weißer nicht mehr dabeisein. „Im Jahr 2021 ist Schluss“, hatte Hans-Jörg Conrad schon anno 2018 angekündigt. Mit ein klein wenig Verspätung hat der Mannschaftsverantwortliche tatsächlich seinen Posten zur Verfügung gestellt. Nach exakt 30 Jahren!
In dieser Zeit ist Hans-Jörg Conrad zu einem Botschafter des Handballs beim VfL Gladbeck geworden. Ob in Ostwestfalen oder am Niederrhein, im hohen Norden oder in Hessen, „Conny“, wie er an der Schützenstraße von allen gerufen wird, ist mit den Rot-Weißen stets vor Ort gewesen. „Ich war bei rund 1000 Spielen der Ersten als Obmann dabei“, sagt der heute 61-Jährige, den in der Saison 1992/1993 der damalige VfL-Trainer Siegbert Busch als rechte Hand ins Boot geholt hatte.
VfL Gladbeck hat 1992 in der Landesliga gespielt
„Ich hätte damals nie gedacht, dass ich das 30 Jahre machen werde“, gibt Conrad zu, der zuvor für die Rot-Weißen als Spieler aktiv gewesen ist und zwischenzeitlich auch als Schiedsrichter. „1973 habe ich in der C-Jugend angefangen“, erinnert sich Hans-Jörg Conrad. Für einen anderen Klub ist er nicht aktiv gewesen. Begründung: „Der VfL ist mein Verein.“
Viel hat Conrad in den vergangenen drei Jahrzehnten erlebt, vor allem viele Erfolge gefeiert. 1992, als er Obmann wurde, kämpfte der VfL noch in der Landesliga um Punkte. Die Mannschaft stieg seinerzeit aber sofort auf und schaffte nach zwei Saisons in der Verbandsliga schließlich sogar den Sprung in die Oberliga. Und es ging noch höher hinauf, in die Regionalliga West und zweimal in die 3. Liga.
Hans-Jörg Conrad war immer dabei. Unglaublich, aber wahr: In den vergangenen 30 Jahren hat er in Siegbert Busch und Tim Deffte nur zwei Abteilungsleiter erlebt und in Siegbert Busch, Jürgen Hampel, Thomas Molsner, Holger Krimphove und Sven Deffte gerade einmal fünf Trainer. „Der VfL hat immer großen Wert auf Kontinuität gelegt“, betont Conrad, „das gilt auch für die Spieler. Max Krönung ist beispielsweise jetzt schon im zehnten Jahr bei uns, Björn Sankalla im neunten.“
Hans-Jörg Conrad hält VfL-Team der vergangenen Saison für das beste
Er hat alle kennengelernt und sich um alle gekümmert: Etwa um die späteren Nationalspieler Michael Hegemann und Frank Schumann wie auch um die Jungs, die den Sprung in die 1. oder 2. Liga geschafft haben, also um Marcel Giesbert, Christopher Klasmann und Michael Kintrup. Hans-Jörg Conrad: „Sven Deffte, unseren Trainer, seinen Bruder Tim (Abteilungsleiter, d. Red.) oder auch Molli (Co-Trainer Thorben Mollenhauer, d. Red.) kenne ich schon, seit diese in der Jugend gespielt haben.“
Welche Saison war die, die Hans-Jörg Conrad am meisten begeistert hat? „Am geilsten war die Saison 2003/2004, als wir das erste Mal in die Regionalliga aufgestiegen sind.“ Der VfL sei seinerzeit als Oberliga-Abstiegskandidat gehandelt worden und die Konkurrenz, allen voran der TuS Ferndorf und die SG Schalksmühle-Halver, sehr gut besetzt gewesen.
„Wenn man ehrlich ist, hatten die Ferndorfer und die Schalksmühler die besseren Spieler“, erinnert sich Hans-Jörg Conrad. „Uns hat aber das ausgezeichnet, was den VfL immer stark gemacht hat: Wir waren ein Team.“ Das setzte sich am Ende vor Ferndorf erfolgreich in Szene.
Darum glaubt Hans-Jörg Conrad fest an den Klassenerhalt
Die stärkste Gladbecker Mannschaft sei das aber nicht gewesen, betont Conrad. „Das“, sagt der 61-Jährige, der beim VfL-Sponsor Gerüstbau Berger seine Brötchen verdient, „ist vielmehr die gewesen, die in der vergangenen Saison die Rückkehr in die 3. Liga gefeiert hat. „Max Krönung, Leon Prüßner, Felix Käsler, Sebastian Janus und und und, so eine gute Mannschaft hatten wir noch nie“, ist Conrad überzeugt.
Deshalb glaubt der ewige VfLer auch fest an den Klassenerhalt. „Abstieg? Sehe ich absolut nicht. Unsere Mannschaft ist für Überraschungen gut, gerade zu Hause, wenn auch die rote Wand funktioniert.“ Wenn die Fans mitmachten, so Conrad, habe es jeder Gegner in der Riesener-Halle schwer.
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Wie wird Hans-Jörg Conrad eigentlich ab sofort seine Samstagabende verbringen? „Entweder im Garten oder auf der Couch.“ Wobei er die Heimspiele regelmäßig besuchen möchte. Auf die meisten Auswärtsfahrten wird er aber verzichten. Zum Spiel in Spenge wird er nicht anreisen. Fest eingeplant ist hingegen der Trip nach Augustdorf. Begründung: „Da gibt es die beste Currywurst der Liga.“
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