Gladbeck. . Er gehört zu den altgedienten VfL-ern: Hans-Jörg Conrad hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten als Mannschaftsverantwortlicher der VfL-Handballer den Aufstieg von der Landesliga in die 3. Liga miterlebt und mitgestaltet.
Die rote Tasche ist schon längst wieder gepackt. Ihr Inhalt: eine große Dose Haftmittel, Pflaster, Eukalyptus-Öl, Schnürsenkel und andere Dinge, die Handballer gerne mal vergessen und doch dringend benötigen. „Die Saison kann also beginnen“, sagt Hans-Jörg Conrad, der Besitzer der Tasche. Seit 20 Jahren ist er mittlerweile Mannschaftsverantwortlicher des VfL Gladbeck. Man könnte ihn auch als Schattenmann des VfL bezeichnen, weil er anpackt, ohne im Fokus der Öffentlichkeit zu stehen.
Am Sonntag, 2. September, beginnt für den VfL das Abenteuer Dritte Liga. Hans-Jörg Conrad, der von allen Rot-Weißen nur „Conny“ genannt wird, ist in Gummersbach natürlich dabei. Die gute Seele der Gladbecker wird in der Eugen-Haas-Halle auf der Bank sitzen, mitfiebern und dennoch konzentriert die Statistik führen. Conrad wird außerdem in der Halbzeitpause mit den mitgereisten Anhängern plauschen und, falls die Gastgeber führen sollten, Optimismus verbreiten.
Wie eigentlich immer seit 1992. „Ich hätte nie gedacht, dass ich das so lange mache“, sagt der 51-Jährige, der vor zwei Jahrzehnten von „James“ Duddeck als Obmann gewonnen wurde. Warum er stets am Ball blieb? „Das ist hier wie eine Familie.“
Es waren andere Zeiten damals, als Hans-Jörg Conrad Mannschaftsverantwortlicher wurde. Anno 1992 war Helmut Kohl Bundeskanzler, Deutschland amtierender Fußball-Weltmeister (!) und der VfL Gladbeck einer von vielen Handball-Vereinen in Westfalen. In der Landesliga kämpften die Rot-Weißen seinerzeit um Punkte, Trainer war seit einem Jahr ein gewisser Siegbert Busch, der sich vorgenommen hatte, den VfL weiter nach oben zu führen.
Der Ausgang dieser Geschichte ist bekannt. Die Gladbecker stiegen in die Verbandsliga auf, in die Oberliga und im Jahre 2004 schließlich in die Regionalliga. „Das“, erinnert sich Conrad, „war das schönste Erlebnis, weil damals unsere Jugendarbeit Früchte getragen hat.“ Bis zum heutigen Tage ist ihm die Mannschaft, die den Sprung in die Regionalliga geschafft hat, ans Herz gewachsen. „Das war eine toffte Truppe“, sagt Conrad, der als C-Jugendlicher zum VfL kam, später vor allem in der zweiten und dritten Mannschaft aktiv war und zwischenzeitlich einmal kurz das Frauenteam trainiert hat („Wir sind nicht abgestiegen!“).
Eine toffte Truppe, genauso äußert sich der in Feldhausen heimisch gewordene Familienvater auch über die aktuelle Auswahl des VfL, die in der vergangenen Saison souverän den ersten Platz in der Oberliga Westfalen belegt und den Aufstieg in die Dritte Liga geschafft hat. Dass Conrad, wie den Spielern, Trainer Holger Krimphove und Boss Siegbert Busch die Vorfreude anzumerken ist diese Spielklasse, versteht sich von selbst. Wilhelmshaven, Edewecht, Aurich, Varel, ganz neue Herausforderungen warten auf die Gladbecker Handballer. Ihr Obmann blickt diesen Aufgaben zuversichtlich entgegen.
Was auch daran liegen mag, dass der VfL Gladbeck in der neuen Saison nicht in Mennighüffen antreten muss. Man braucht den Namen des Löhner Stadtteils nur zu erwähnen und Hans-Jörg Conrad verdreht die Augen. „Da haben wir immer verloren“, sagt er, „selbst wenn wir komplett waren und in guter Form, in Mennighüffen gab’s für uns sonntags einfach nichts zu holen.“ Was einmal dazu führte, dass der Obmann des VfL sauer auf die Mannschaft war. „Stinksauer“, betont Conrad. „Ich habe nach dem Spiel in der Kabine gemeckert und am Montag beim Training die Mannschaft nochmals angezählt.“
Das ist Schnee von gestern. Am Sonntag geht’s nach Gummersbach. Die rote Tasche ist längst gepackt. Es kann also wieder los gehen!