Gladbeck. Der DFB reformiert den Kinderfußball für mehr Ballkontakte, mehr Erfolgserlebnisse und eine bessere Entwicklung. Es gibt aber auch Sorgen
Mehr Ballkontakte, mehr Tore, mehr Erfolgserlebnisse für jedes einzelne Kind. Das ist – kurz zusammengefasst – die Intention des Deutschen Fußballbundes, welche sich in der Reform des Kinderfußballs der G- bis zur E-Jugend verbirgt.
Die neuen Bestimmungen werden ab der Saison 2024/2025 verpflichtend sein. Es wird sogenannte Festivaltage geben, bei denen mehrere kurze Partien anstehen. Die Mannschaften steigen bei einem Erfolg dann ein Spielfeld auf, bei Misserfolg eins ab.
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Torhüter sind erst einmal nicht vorgesehen, nach jedem Treffer wird rotiert und es gibt die Möglichkeit eines Überzahl-Spiels bei hohem Rückstand. Tabellen und Ligen werden abgeschafft, die Spielfelder und Tore verkleinert und die Anzahl zugleich erhöht, denn die Kinder sollen in Kleingruppen auf vier Minitore gegeneinander antreten, im Zwei-gegen-Zwei oder Drei-gegen-Drei zum Beispiel. Der Vorteil: Alle Kinder spielen und werden individuell ausgebildet. Es gibt aber auch Sorgen – auch in Gladbeck.
Schwarz-Blau Gladbeck hat die neuen Tore bereits bestellt, Preußen noch nicht
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Emanuel Carl, Jugendleiter bei Schwarz-Blau, hat sich mit seinen Trainern über die neue Spielform bereits ausgetauscht und es sich auch schon vor Ort bei Westfalia Buer einmal angeschaut. Im Klub selbst gibt es aber noch einige Fragezeichen.
„Wir haben aktuell noch keinen direkten Plan und auch noch keine große Resonanz von den Eltern. Die Tore haben wir aber schon bestellt“, so Carl. Die Trainer seien der Reform überwiegend positiv gegenübergestellt, der Jugendvorstand hat da schon ein paar mehr Bedenken, „weil man mehr Trainer oder Betreuer braucht und es zeitaufwendiger wird“, sagt Carl.
Diese Problematik sieht auch Max Grudzien, der Jugendleiter bei den Preußen. Die Pläne seien interessant, sagt er, „aber man muss schauen, wie es umgesetzt wird. Die Organisation an sich und die Elternarbeit werden so noch wichtiger werden. Mein erster Impuls war, dass es nichts mehr mit dem Fußball zu tun hat, den wir kennengelernt haben. Aber es hört sich dennoch spannend an“; so Grudzien. Zudem würde auch der Platz ein Thema werden – auf dem Fußballfeld, als auch bei der Lagerung.
SV Zweckel steht der Reform positiv gegenüber
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Einen Schritt weiter ist da bereits der SV Zweckel, bei dem mit Markus Ptok ein großer Befürworter der neuen Kinderfußballspielform 1. Jugendleiter ist. „Es gibt immer welche, die dagegen sind. Aber bei uns findet es der größte Teil gut, gerade bei den kleinen Kindern“, so Ptok.
In der F-Jugend käme bisher zum Beispiel es immer wieder vor, dass zwei gute Torhüter sich den Ball hin und herschießen. „Da bekommen manche Kinder eine Genickstarre, weil sie nur nach oben gucken und selbst keinen Ballkontakt haben“, sagt Ptock. Und selbst wenn dies nicht der Fall ist, würde ein Spiel in den Jugenden oft von den zwei Besten bestimmt, die sich den Ball schnappen und durch die gegnerische Mannschaft im Alleingang dribbeln.
Die benötigten Tore sind kein Schnäppchen
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„Aber was nützt es einem, der so viel besser ist, gegen wen zu spielen, der schlechter ist? Außerdem gibt es nun auch keine Diskussion mehr mit den Eltern, warum das Kind nur vier, ein anderes aber zehn Minuten gespielt hätten“, sagt der Zweckeler, der sich auch sicher ist, genügend Eltern für die Betreuung der Spielfelder zu finden.
Nur die Finanzen seien durchaus ein kritisches Thema. Wenn beide Mannschaften personell gut besetzt sind, kann es nämlich durchaus mal sein, dass man drei Spielfelder und dementsprechend vier Minitore aufstellen muss. „Das ist auch eine Kostensache. Eines dieser Metalltore kostet 250 Euro pro Stück, faltbare Tore zwischen 90 und 125“, so Ptock.
Der von außen aufgesetzte Ergebnisfußball hört auf
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Helfen kann bei dieser Problematik eine getrennte Kasse des Senioren- und des Jugendbereiches, so wie es beim BV Rentfort Usus ist. „Wenn ich mir unsere Mitgliedsbeiträge anschaue, die nicht teuer sind, kann ich davon als Verein gut leben und dann sollte es auch möglich sein, ein paar dieser Tore zu besorgen“, sagt Jugendleiter Dennis Dörnemann.
Auch in Rentfort kommt der Plan des Verbandes gut an. „Ich erspare den Trainern den Druck, der auch von Eltern kommt, ein Ergebnis erzielen zu müssen. Indirekt erziehe ich dadurch die Trainer, die sind bei den kleineren ja auch als Begleiter zu verstehen. Sie können sich nun wirklich auf die Entwicklung jedes Einzelnen konzentrieren“, so Dörnemann.
Nun steht die Entwicklung der Kinder im Vordergrund
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Denn dies sei in der bisherigen Spielform und dem außen aufgesetzten Ergebnisfußball manchmal schwierig gewesen. „Am Wochenende werden dann im Sieben-gegen-Sieben zwei Mal 20 oder 25 Minuten gespielt und am Ende gibt es doch einen Gewinner und einen Verlierer. Das hat zur Folge, dass die Trainer eine Aufstellung basteln, mit der sie möglichst erfolgreich sein werden. Das passiert auch guten Trainern, weil es normal ist“, so Dörnemann. Das Ergebnis stünde so aber vor der Entwicklung jedes einzelnen Kindes. Und genau hier setzt die Reform an.
Dörnemann: „Wir dürfen nicht den Fehler machen, den Erwachsenenfußball den Kindern aufzustülpen, auch wenn das menschlich ist.“