Gladbeck. Die Hinrunde verlief für SG Preußen Gladbeck turbulent. Das lag nicht nur an den Coronafällen in der Mannschaft. Wir ziehen eine Zwischenbilanz.

Die Hinrunde in der Fußball-Kreisliga ist abgeschlossen. SG Preußen Gladbeck ist nach den beiden Bezirksligisten und Ligakonkurrent FSM Gladbeck tabellarisch die viertbeste Mannschaft der Stadt. Die Schwarz-Gelben belegen zum Jahreswechsel einen soliden siebten Platz in Kreisliga A1.

Die erste vollständige Hinserie von Preußen Gladbeck unter der Leitung von Trainer Karl Englich verlief turbulent: Neben einer Zwangspause aufgrund von mehreren Covid-19-Infektionen innerhalb der Mannschaft musste der Übungsleiter die Abgänge von drei erfahrenen Spielern hinnehmen. Unter anderem stand der fest eingeplante Stammtorhüter Marcel Dörnemann nach dem ersten Spieltag nicht mehr zur Verfügung. Der Übungsleiter bezeichnete den Verlust des Schlussmannes als Schicksalsschlag.

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Damit nicht genug: Vor der Spielzeit hatten in Dennis Rühr und Dennis Wagner zwei langjährige SGP-Akteure den Verein verlassen. Im Winter wechselten schließlich noch Alessio Cebula, Dominik Schulz und Konstantin Vorobev in die eigene Zweitvertretung. Bislang konnten die jungen Spieler die Abgänge noch nicht vollständig kompensieren. „Während beispielsweise ein Fiffi Wagner schon sehr viele Erfahrungen gesammelt hat, ist es für die meisten meiner Spieler erst das dritte Seniorenjahr. Das ist ein riesiger Unterschied“, sagt der Preußen-Coach.

Was lief gut?

Nach einem schwachen Saisonstart (Platz 14 nach fünf Spieltagen) steigerte sich die Englich-Elf im Laufe der Hinrunde. Vor allem in den letzten fünf Partien vor der Winterpause war sie trotz einiger Ausfälle erfolgreich. Lediglich gegen den VfB Kirchhellen II, der mit Unterstützung aus der ersten Mannschaft nach Gladbeck gereist war, musste sie eine Niederlage hinnehmen. Insgesamt sammelte der SGP in diesem Zeitraum zwölf Punkte – mehr als an den vorherigen neun Spieltagen zusammen.

Großen Anteil an diesem Erfolg hat das Sturmduo Kevin Klein und Maurice Miguel Buczkowski. Die beiden Angreifer haben mit zwölf von 25 Treffern fast die Hälfte aller Preußen-Tore erzielt. „Ich hätte mir diese Kombination aus einem alten und einem jungen Spieler in mehreren Mannschaftsteilen gewünscht. Sie verstehen sich auf dem Platz immer besser“, so Englich.

Timurcan Tiska (am Ball) hat sich in dieser Saison bei SG Preußen Gladbeck laut seinem Trainer Karl Englich gut entwickelt.
Timurcan Tiska (am Ball) hat sich in dieser Saison bei SG Preußen Gladbeck laut seinem Trainer Karl Englich gut entwickelt. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Neben den Angreifern sticht aus der Sicht des Trainers besonders die Entwicklung von Timurcan Tiska heraus. Der 22-Jährige ist inzwischen der Anspielpunkt im offensiven Bereich. Sein Ehrgeiz steht laut seinem Trainer sinnbildlich für das gesamte Team: Die jungen Spieler seien alle sehr lernwillig und gäben immer 100 Prozent.

Was lief schlecht?

Dass der Lernprozess trotz des großen Ehrgeizes Zeit benötigt, war den Schwarz-Gelben in der Hinrunde häufig anzumerken. Es fehlt der Mannschaft noch an den nötigen Automatismen. Besonders deutlich wird dies in Partien gegen Teams aus dem Tabellenkeller: Zwar holten die Preußen aus den Begegnungen mit den drei schwächsten Mannschaften der Liga sieben Punkte, allerdings tat sie sich in jedem dieser Spiele schwer. „Bei uns fehlt noch das blinde Verständnis, was die alten Preußen untereinander hatten. Aber das ist normal, weil wir noch keinen Rhythmus haben“, erklärt der SGP-Trainer.

Zusätzlich sieht Englich noch Potenzial in der Chancenverwertung. Im Ligavergleich liegen die Preußen in der Torausbeute in der unteren Tabellenhälfte. Beispielsweise hat Tabellennachbar BV Rentfort II mit 47 Toren fast doppelt so viele Treffer erzielt wie das Team vom Jahnplatz.

Wie haben sich die Zugänge gemacht?

Anders als im vergangenen Jahr verstärkten sich die Preußen in diesem Sommer nur punktuell. In Leon Schelske, Niklas Lewald und Marc-Andre Heinrich kamen vor der Saison drei neue Spieler hinzu. Besonders Erstgenannter dürfte bei seiner Zusage sicherlich nicht mit so viel Spielzeit gerechnet haben. Der 19-jährige Schlussmann profitierte vom Dörnemann-Abgang und stand schon in sechs Partien zwischen den Pfosten. „Ich musste ihn ins kalte Wasser schmeißen. Dass da auch mal Fehler passieren, ist normal“, so Englich.

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In Niklas Lewald schaffte ein Eigengewächs den Sprung in die erste Mannschaft. Sein Trainer traute ihm vor der Spielzeit zu, „in die Fußstapfen von Dennis Wagner zu treten“. Allerdings braucht der Youngster noch Zeit, um in diese Rolle zu schlüpfen. In zehn Partien, zumeist als Einwechselspieler, konnte er noch kein Tor erzielen. Dennoch ist sein Übungsleiter mit der Entwicklung zufrieden. Der dritte Zugang, Marc-Andre Heinrich, kam berufsbedingt nur auf 532 Spielminuten.

Höhepunkt der Hinrunde

Die Preußen denken gerne an die Gladbecker Derbys zurück. Bei drei von vier Stadtduellen gingen sie nämlich als Sieger vom Platz. Lediglich gegen Spitzenreiter FSM mussten sie eine 0:3-Niederlage hinnehmen.

Karl Englich, Trainer von SG Preußen Gladbeck, bezeichnet seine Mannschaft weiterhin als „Wundertüte“.
Karl Englich, Trainer von SG Preußen Gladbeck, bezeichnet seine Mannschaft weiterhin als „Wundertüte“. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Doch für die Verantwortlichen waren nicht die Erfolge über Ortsrivalen die Highlights, sondern Spielzüge, die zuvor in den Trainingseinheiten einstudiert worden sind. „Da geht mir als Trainer das Herz auf“, sagt der ehemalige Übungsleiter der Zweckel-Reserve.

Unsere Einschätzung

Das Team von Karl Englich scheint sich in den vergangenen Wochen gefunden zu haben. Dennoch bleibt es auch aus der Sicht des Trainers weiterhin eine „Wundertüte“, weil der Mannschaft durch die zahlreichen Abgänge langjähriger Preußen die Erfahrung fehlt. Zusätzlich werden zwei Leistungsträger voraussichtlich langfristig ausfallen, weil sie ungeimpft sind. Den Mangel an Routine konnten die jungen Spieler in den letzten Partien aber mit ihrer guten Einstellung wettmachen. Falls die Preußen von größerem Verletzungspech verschont bleiben, könnten sie den zum Ziel gesetzten fünften Platz am Saisonende durchaus erreichen.