Gladbeck. Vor rund 20 Jahren wollte in Ellinghorst ein Verein den Adlern den Rang ablaufen. Einmal spendete diesem Klub sogar Schalkes Klaus Täuber Lob.
Beim Zehnjährigen strotzte der junge Klub noch vor Selbstvertrauen, Trainer Andreas Keina peilte mit dem frisch gebackenen A-Ligisten einen „einstelligen Tabellenplatz“ an. Zu Beginn der Saison 2000/01 stand die Spielvereinigung Ellinghorst jedoch plötzlich ohne Erstmannschaft da. Wenig später – auch die Fusion mit dem ASV Gladbeck sorgte nur für einen minimalen Aufschub – war der bittere finale Gang zum Amtsgericht angesagt, der Verein wurde abgewickelt und aus dem Vereinsregister gelöscht.
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„Die Kosten in Höhe von 180 Euro habe ich noch aus eigener Tasche bezahlt“, fügt Michael Haddasch dem Geschehen eine so pikante wie bittere Note hinzu. Ausgerechnet der langjährige Coach, dem der Klub so viel zu verdanken hatte, musste in den sauren Apfel beißen und zahlen.
Michael Haddasch war der erste Trainer der SpVgg Ellinghorst
„Die Idee, einen neuen Klub in Ellinghorst zu gründen, hatte eigentlich Harald Baumann“, erinnert sich Haddasch, der acht Jahre lang „Chef“ an der Seitenline war. Am Anfang herrschte das reine Chaos. „Die 15 bis 16 Leute hatten einfach nur Lust, Fußball zu spielen, ein richtiges Training kannten die gar nicht“, sagt Haddasch und lacht.
Das änderte sich rasch, zweimal rief der Coach seine Truppe auf dem Adler-Platz zusammen, zweimal ging es in den Wittringer Wald. „Wenn man einigermaßen fit ist und über Kondition verfügt, kommt man in der Kreisliga C schon gut zurecht“, so die Strategie des Trainers.
SpVgg Ellinghorst traf im Kreispokal auf die Amateure des FC Schalke 04
In der Tat: Die Platzierungen wurden immer besser, der anfangs belächelten „Chaos-Truppe“ wurde mehr und mehr Respekt entgegengebracht. Einmal sogar aus berufenem Munde, wie sich Haddasch erinnert: „Im DFB-Pokal haben wir einmal gegen die Amateure von Schalke 04 gespielt. Deren Trainer Klaus Täuber, von allen Boxer genannt, sagte mir, ich hätte eine prima Truppe zusammen.“ Und das trotz der standesgemäßen Schlappe von 0:9.
Auch gegen den damaligen Oberligisten VfB Kirchhellen zogen die Ellinghorster klar den Kürzeren. Dennoch hatten sich die ehemaligen Hobby-Kicker im Kellergeschoss des Fußball-Kreises einen achtbaren Ruf erarbeitet.
SpVgg Ellinghorst verpflichtete Andreas Keina als Spielertrainer
Doch dabei wollte man es nicht belassen. Der Vorstand um Peter Narr, Harald Baumann und Andreas Hegemann hatte Höheres im Sinn. Und das hieß im Klartext: Man wollte den Adlern, also den großen Rivalen im kleinen idyllischen Luftschacht, zumindest einholen, und wenn es eben geht, sogar überholen.
Der erste Schritt dieses ehrgeizigen Unterfangens: Man warb vom vermeintlich übermächtigen Stadtteilrivalen den ehemaligen Profi Andreas Keina ab – als Spielertrainer. Keina, als Berufsfußballer bei Rot-Weiss Essen am Ball und einmal sogar in die „Kicker“-Elf des Tages berufen, gab bei Antritt die folgende Parole aus: „Wir sehen uns in drei Jahren in der gleichen Klasse wieder!“
Im Finale der Stadtmeisterschaft 1997 behält Adler Ellinghorst die Oberhand
Für einen C-Ligisten eine verwegene Prognose, die jedoch genau eintrat. Innerhalb von drei Jahren katapultierte sich die Spielvereinigung ins Kreisoberhaus. Den rasanten Doppelaufstieg machte die gute Arbeit des Aufstiegsexperten Keina - „Mich reizt die Aufgabe, Vereine weiterzuentwickeln und aus Mannschaften das Optimum herauszuholen“ - möglich, aber auch die personelle Aufrüstung.
Ob Mike Dierig oder Christian Keina, Kai Pogatschnik, Andreas Wachter, Hayri Yildirim, Michael Helbig oder Jörg Sabrowski – sie alle hatten bei Adler und anderen Klubs zumindest Bezirksliga-Luft geschnuppert. Apropos Bezirksliga: 1997 stand „David“ Spielvereinigung gegen „Goliath“ Adler im Finale um die Stadtmeisterschaft. Und der kleine B-Ligist musste sich dem Bezirksligisten hauchdünn mit 2:3 geschlagen geben.
Andreas Keina wechselte zu Schwarz-Gelb Preußen Gladbeck
Für Keina das „Highlight“ in seinen drei Jahren bei der Spielvereinigung. Für Haddasch war dieser zunehmende Erfolg „der Anfang vom Ende“. Der Ex-Coach: „Die Alteingesessenen kamen nicht mehr zum Zuge, viele Spieler, die von Anfang an dabei waren, wurden regelrecht vergrault.“
Und dann passierte noch etwas: „Es sickerte durch, dass Andy Keina zur neuen Saison bei den Preußen anheuert. Viele der Neuen meldeten sich sofort ab“, so Haddasch. Als bei einer Stadtmeisterschaft die Spielvereinigung ausgerechnet als Ausrichter selbst notgedrungen nur mit Altherren-Kickern auflaufen konnte und heftig Prügel bezog – auf und neben dem Platz, brachen alle Dämme.
Fusion mit dem ASV Gladbeck war nicht von Erfolg gekrönt
Die kurzfristige Fusion mit dem ASV, dessen Platzanlage zum Domizil der Ellinghorster geworden war, erwies sich als untauglicher Versuch, zu retten, was nicht mehr zu retten war. Wenig später verschwanden beide Vereine in der Versenkung.
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Fazit des langjährigen Trainers Michael Haddasch: „Das Angebot von Adler-Geschäftsführer Dieter Goldschmidt, nicht einen neuen Verein zu gründen, sondern sich Adler als Zweitvertretung anzuschließen, wäre sicherlich die ungleich bessere Idee gewesen.“
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