Gladbeck. Am Dahlmannsweg war Eintracht Gladbeck zu Hause. Diesen Verein gibt es nicht mehr, der Nachfolgeklub ist auch in der Versenkung verschwunden.
Es war alles andere als ein April-Scherz, der sich vor mehr als einem halben Jahrhundert in der Braucker Gaststätte Hülsmann zutrug. Karl und Friedel Paluska, Otto Müller, Volker Schlenz und Udo Semrau hoben nämlich den Fußballklub Eintracht Gladbeck aus der Taufe. Fast auf den Tag genau 40 Jahre danach startete man am Dahlmannsweg einen letzten Rettungsversuch und gründete als Nachfolgeklub den SuS Rosenhügel 07, dem ein langes Dasein nicht beschieden war und sechs Jahre später den Geist aushauchte.
Die kleine und feine Anlage auf dem Rosenhügel war schon zuvor umgewidmet worden, im Neubaugebiet sind Ende 2020 die ersten Mieter und Eigentümer sesshaft geworden – für den langjährigen Geschäftsführer Peter Arndt durchaus positiv. „Wenn ich zuvor an der brach liegenden Anlage vorbeiging, von der immer mehr Disteln und Brennnesseln Besitz nahmen, blutete mir schon ein wenig das Herz“, lässt der Ex-Eintrachtler Emotionen durchscheinen.
Bodo Bader führt Eintracht Gladbeck in die Kreisliga A
Verständlich, denn die Entwicklung der Eintracht kannte nach der Gründung fast nur eine Richtung: nach oben. 1971 trat man dem Amateur-Sport-Verein bei, seit 1977 spielte man unter den Fittichen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Und eine Mitgliederzahl von knapp unter 200 konnte sich auch sehen lassen.
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Sportlich verharrte man eine Zeit lang im Souterrain C-Liga; als jedoch Bodo Bader die „Dahlmänner“ übernahm, gelang innerhalb von nur vier Jahren der Sprung ins Kreisoberhaus. Zudem bauten Doris Bialowons und Paul Dominiek eine respektable Jugendabteilung auf.
Bei Eintracht Gladbeck arbeiten auch Maslowski und Göbel als Trainer
Bodo Bader, der nur einen Dropkick entfernt vom Dahlmannsweg wohnt, war nicht der einzige Fußballer, der auf hohem Niveau gekickt und später die Gladbecker Eintracht trainiert hat. Bader hatte es in die Schüler-Nationalelf geschafft, im Berliner Olympia-Stadion konnte der kompromisslose Verteidiger die Niederlage gegen das Fußball-Mutterland England aber nicht abwenden. Später war der kleine, aber sprunggewaltige Manndecker in der obersten Amateurliga, u. a. beim STV Horst und Eintracht Gelsenkirchen im Einsatz.
Ebenfalls in der Regionalliga, seinerzeit die zweithöchste Klasse, spielte Erwin „Erbse“ Maslowski, der seine erfolgreichste Zeit beim FC Bocholt erlebte. Uwe Göbel, für Udo Semrau der beste Trainer, der überhaupt heimische Klubs betreute, spielte ebenfalls in der zweithöchsten Klasse, ehe es ihn in die „wilde Liga“ in die USA zog. Hier traf der Gladbecker mit seinem Verein u. a. auf Cosmos New York, bei den New Yorkern kickten seinerzeit keine Geringeren als Franz Beckenbauer und Pele.
Fusion mit der Spielvereinigung Ellinghorst scheitert am Veto der Mitglieder
Bei der Eintracht ging es Ende der 90er-Jahre jedoch stetig bergab, eine angepeilte Fusion mit der Spielvereinigung Ellinghorst scheiterte jedoch am Veto der Mitglieder. Zu guter Letzt konnte auch Trainer Maslowski den sportlichen Niedergang am Rosenhügel nicht mehr abwenden.
Rückblick. Anfang der 90-er Jahre richtete der Klub die Stadtmeisterschaften aus. Ansprechpartner für den Lokalredakteur: Trainer Lothar Strzelczyk, Bruder des Ex-Profis Friedhelm, der für den Karlsruher SC und Bayer Leverkusen um Bundesliga-Punkte kickte. Die Frage nach der Mannschaftsaufstellung wehrte er ab mit dem Hinweis, er habe das Formular noch nicht ausgefüllt. Zudem müsse er den Trikot-Koffer noch überprüfen, auch die Pässe für die Kontrolle durch den Schiri seien noch nicht fertig. Von diesem ließ er sich nach das Passkontrolle zudem überreden, als Linienrichter zu fungieren. „Lothar – die „one-man-show“.
Die Zahl der helfenden Hände ist immer kleiner geworden
„Es hat jahrelang hier gut funktioniert,“ erinnert sich Peter Arndt. „Ob Udo Semrau, Gerd Budion, Jürgen Stein,Volker Schlenz und vor allem das Ehepaar Karl-Heinz und Marlies Kamp – diese und einige mehr haben still und leise im Hintergrund dafür gesorgt, dass der Betrieb läuft. Die Zahl derjenigen, die sich ehrenamtlich engagierten, wurde aber immer geringer.“
Auch die Arbeit von Marianne Grube heben Hubertus Keysberg, der vier Jahre lang als „Chef“ dem Klub vorstand, Semrau und Arndt unisono hervor. Unmittelbar nach Abpfiff erstattete sie den beiden lokalen Sportredaktionen akribische Spielberichte von Erst- und Zweitmannschaft.
Eintracht Gladbeck bekommt im April 1987 Besuch aus London
Dass mal ein „Wembley-Tor“ flugs zum „Wimbledon-Tor“ mutierte, war wahrscheinlich dem damaligen „Boris-Becker-Boom“ geschuldet, ansonsten kann man sich bei so vielen Stadtteilen Londons schon mal vertun.
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Apropos London: Im April 1987 bekam die Eintracht Besuch aus der Partnerstadt Enfield, im Jahr darauf stattete eine Delegation aus dem Gladbecker Süden der Insel einen Gegenbesuch ab, Freundschaftsspiele und Stadtrundfahrt durch London inklusive.
Im Jahr 2013 beschließen Mitglieder die Auflösung des Vereins Rosenhügel 07
Endgültig Geschichte wurde der Fußball am Rande des Südparks im Jahre 2013. Nach nur sechs Jahren stimmten die Mitglieder des SuS Rosenhügel 07 für die Auslösung ihres Klubs. Nach der endgültigen Schließung des idyllischen Domizils am Dahlmannsweg kam ein Umzug zur Roßheide absolut nicht in Frage.
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