Gelsenkirchen. Einst spielte Klaus Täuber für Schalke in der 2. Liga - und stieg mit dem Klub auf. Im Gespräch erinnert er sich und schwärmt von Huntelaar.

Irgendwie hatte es Klaus Täuber schon vor dem ersten Saisonspiel geahnt, was auf seinen ehemaligen Verein Schalke 04 zukommen würde. „Nach der Veröffentlichung des Spielplans mit dem Auftakt beim FC Bayern München habe ich zu meinen Kumpels aus dem Tennisverein gesagt: Das wird schwer für Schalke. Die Mannschaft kann keinen Abstiegskampf.“ Heute, ein dreiviertel Jahr später, sind die Königsblauen weit abgeschlagen Tabellenletzter und haben ihre Planungen auf die 2. Liga ausgerichtet.

„Von meinen Tennisfreunden sind einige dabei, die seit drei Monaten kein Schalke-Spiel mehr im TV anschauen, weil es einfach keinen Spaß mehr macht“, sagt Täuber und stellt fest: „Mir fehlen in dieser Mannschaft einfach die Typen.“

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Klaas-Jan Huntelaar nimmt Klaus Täuber dabei aber ausdrücklich aus der Kritiklinie heraus. „Huntelaar ist ein Typ, keine Frage. Er trägt das Schalke-Gen in sich. Für die Mannschaft ist er enorm wichtig. Und er hat den Killer-Instinkt im Strafraum. So etwas verlernt er nicht. Wenn er nach dem Abstieg bleibt, dann muss Schalke sein Spiel auf Klaas-Jan Huntelaar ausrichten.“

"An dem Tag habe ich mein Herz an Schalke verloren"

Täuber hat mit den Königsblauen selbst in der 2. Liga gespielt. 1984 trugen seine 19 Saisontore dazu bei, dass Schalke in die Bundesliga zurückkehrte. „Als ich 1983 bei Schalke unterschrieben hatte, bin ich zum Relegationsspiel gegen Bayer 05 Uerdingen gegangen. Mein Vertrag, den ich mit dem damaligen Manager Rudi Assauer abgeschlossen hatte, galt eigentlich für die Bundesliga. Nach der verlorenen Relegation lagen sich Schalker Fans auf dem Weg zum Parkplatz, auf dem ich mein Auto abgestellt hatte, heulend in den Armen. An diesem Tag habe ich mein Herz an Schalke verloren. Ich habe damals gedacht: Für diese Fans zu spielen, das macht dich stolz.“

Täuber hätte seinerzeit auch zu Eintracht Frankfurt wechseln können, aber er tat es nicht. „Bei der Eintracht, die im vorderen Drittel der Bundesliga stand, hätte es mehr Geld gegeben, aber darum ging es mir damals nicht. Ich wollte das auf Schalke machen - auch in der 2. Liga“, blickt Täuber zurück.

Ein Bild aus dem Jahr 1984: Klaus Täuber (links) im Trikot von Schalke 04 gegen Klaus Augenthaler vom FC Bayern München.
Ein Bild aus dem Jahr 1984: Klaus Täuber (links) im Trikot von Schalke 04 gegen Klaus Augenthaler vom FC Bayern München. © firo

In Kürze beginnt für Schalke wieder ein Zweitliga-Kapitel. „Parallelen zur damaligen Zeit sind da“, sagt Täuber, der sich wegen seiner engagierten Spielweise den Spitznamen „der Boxer“ erarbeitete. Mit den Parallelen meint der gebürtige Franke nicht nur den sportlichen Bereich, sondern auch die permanente Unruhe rund um den Verein.

Klaus Täuber: "Panik mit fünf Trainerwechseln war unwürdig für Schalke 04"

„Diese Panik mit den insgesamt fünf Trainerwechseln war unwürdig für Schalke 04. Dieses öffentliche Theater, was da zudem in den vergangenen Wochen und Monaten aufgekommen ist, hätte man unbedingt vermeiden müssen. Zu meiner Zeit als Spieler bei Schalke ist Rudi Assauer mal als Manager nach einem Disput mit dem Präsidenten beurlaubt worden. Natürlich diskutiert man das in der Kabine, so etwas ist bei den Profis Thema. Ein Streit macht sich immer negativ im sportlichen Sektor bemerkbar“, stellt der 63-Jährige, der von 1995 bis 2002 die Schalker Reserve-Mannschaft betreute, fest.

Umso wichtiger findet er, dass der Verein mit dem früheren Publikumsliebling Gerald Asamoah, Eurofighter Mike Büskens und Ex-Keeper Matthias Schober ehemalige Schalke-Profis ins Tagesgeschäft eingebunden hat. „Sie haben alle ein Schalker Herz, das tut dem Verein gut. Auch vom neuen Sportvorstand Peter Knäbel habe ich bisher einen positiven Eindruck. Er hat Ahnung und scheint zu wissen, was er tun muss.“

Die Zusammenstellung eines schlagkräftigen Kaders für die Saison 2021/2022 ist die wichtigste Aufgabe des Nachfolgers von Jochen Schneider. „Die 2. Liga“, streicht Klaus Täuber heraus, „muss für Schalke ein Neuanfang sein. Da muss alles zurückgedreht und bei Null angefangen werden.“

Schalke-Legende Täuber: Latza-Verpflichtung macht Sinn

Was die ersten Aktivitäten auf dem Transfermarkt angeht, zeigt sich der einstige Nürnberger zuversichtlich. „Ich finde die Verpflichtung von Danny Latza aus Mainz schon mal gut. Er kennt Schalke und weiß, wie der Verein tickt. Auch das Interesse an Darmstadts Stürmer Serdar Dursun macht aus meiner Sicht Sinn, zumal Trainer Dimitrios Grammozis ihn ja aus gemeinsamer Zeit bei den Lilien schon kennt. Wenn man dann noch Klaas-Jan Huntelaar hält und im Tor Ralf Fährmann hat, dann wäre das schon mal eine sehr gute Achse. Schalke braucht Leute, die Vorbilder für die jungen Spieler sind. Huntelaar wird in der 2. Liga bestimmt nicht alle Spiele von der ersten bis zur letzten Minute machen, aber er kann auch enorm wertvoll sein, wenn er von der Bank aus reinkommt.“

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Täuber schätzt S04-Urgestein Fährmann so ein, dass er in der 2. Liga finanzielle Abstriche machen dürfte. „Wenn man richtiger Schalker ist - und so sehe ich Ralf Fährmann - dann kommt man seinem Verein in schwierigen Zeiten entgegen. Ich denke, dass er so tickt. Die Jungs, die seit Jahren in der Bundesliga spielen, haben doch alle genug Geld verdient. Irgendwann sollte man auch mal was zurückgeben. Für mich war es als Profi immer wichtig, dass ich Spaß am Fußball habe.“

In der kommenden Spielzeit wird Schalke ein harter Fight erwarten. „Der S04 muss sich erst einmal Respekt erarbeiten“, streicht Klaus Täuber heraus, „ganz wichtig wird sein, dass die Mannschaft in den ersten fünf, sechs Spielen einen guten Start hinlegt. Die 2. Liga ist eine schwierige Spielklasse. Die darf man nicht unterschätzen. Fast alle Gegner werden sich in den Duellen mit Schalke erst einmal hinten reinstellen, darauf muss man sich vorbereiten. Ich bin gespannt, wie sich meine Ex-Klubs Schalke und Nürnberg in der nächsten Saison schlagen.“ Mit beiden Vereinen ist Klaus Täuber jeweils als Stürmer in die Bundesliga aufgestiegen. Vielleicht hat der „Boxer“ ja noch ein paar Tipps parat..