Gladbeck. Der FC Gladbeck gehörte einst zu den besten Amateurfußballvereinen der Umgebung. Es ging rauf und runter - im Juni 2016 kam schließlich das Aus.

Die Liste der Gladbecker Fußball-Vereine gewinnt, so könnte man mit dem Hang zum Lakonischen formulieren, an Übersichtlichkeit. Vor Ort wird nur noch in sieben Klubs um Tore und Punkte gekickt, vor wenigen Jahren waren es 15. Das Tempo der Abnahme stimmt nachdenklich, gleichwohl sind ähnliche Schrumpfungsprozesse bundesweit zu beobachten, die Kleinstadt am Nordrand des Reviers ist wahrlich kein Solitär. Zu den Klubs, die sich sang- und klanglos verabschieden mussten, zählt auch der FC Gladbeck.

Der an der Roßheidestraße beheimatete Verein gehörte viele Jahre lang zu den besten Adressen in der Umgebung und war auch sportlich erfolgreich. In Detlef Krella (u. a. VfL Bochum, 1. FC Nürnberg, RW Oberhausen), Volkan Ünlü (Schalke 04, MVV Maastricht) und Pierre-Michel Lasogga (Hertha BSC, Hamburger SV, Leeds United) brachte der FC immerhin drei Profis hervor. Der Letztgenannte schaffte es sogar einmal in den Kreis der deutschen A-Nationalmannschaft. Aber damit nicht genug.

Sportfreunde Gladbeck und SuS Rosenhügel schlossen sich zum FC Gladbeck zusammen

Hinter dem FC verbergen sich gar die legendären Sportfreunde Gladbeck. Im Jahre 1968 fusionierten seinerzeit der SuS Rosenhügel und die Sportfreunde zum FC. Dieter Bugdoll, dessen Eingangsstempel im Spielerpass noch das Sportfreunde-Signum ziert, sieht die Gründe des damaligen Zusammenschlusses vor allem im Finanziellen.

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„Die Sportfreunde“, so der Leiter des Sportamtes, „waren finanziell nahezu am Ende, der SuS stagnierte spielerisch, war jedoch wirtschaftlich mehr als intakt. Von der Fusion erhoffte man sich einen doppelten Effekt: den wirtschaftlichen und sportlichen Turnaround.“

1978 spielte der FC Gladbeck nur noch in der Kreisliga um Punkte

Mit „Moppel“ Moyses, Paul Hochmuth, Willi Eurich und Jugendnationalspieler Bodo Bader brachte Rosenhügel auch einige sportliche Hochkaräter mit an die Roßheidestraße. Dass sich diese Hoffnungen nicht erfüllten, wird im Rückblick mehr als deutlich.

Dieter Bugdoll (re.), hier bei einer Veranstaltung mit Bodo Menze vom FC Schalke 04, führte 1997 den FC Gladbeck als Trainer in die Landesliga zurück.
Dieter Bugdoll (re.), hier bei einer Veranstaltung mit Bodo Menze vom FC Schalke 04, führte 1997 den FC Gladbeck als Trainer in die Landesliga zurück. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Dass es jedoch alles andere als ein stetiger Sinkflug war, macht die Causa „FC“ so außergewöhnlich. Nachdem der Klub 1969 und 1970 jeweils knapp am Aufstieg in die Verbandsliga gescheitert war, ging es bergab. 1978 spielten die Gladbecker nur noch in der Kreisliga.

1997 kehrte der FC Gladbeck in die Landesliga zurück

Dann kamen wieder bessere Zeiten. 1997 kehrte der Verein ein weiteres Male in die Landesliga zurück. Die Klasse konnten die FCer indes nicht lange halten. Und irgendwann ging es schließlich ans Eingemachte.

„Wie viele Gespräche sind nicht geführt worden, um den FC noch zu retten“, lässt Bugdoll die Vorgänge der jüngeren Vergangenheit Revue passieren. „Viktor Klose, Dirk Knappmann, Klaus Albert und Karl-Heinz Pia haben viele Möglichkeiten ausgelotet, aber am Ende gab es vor allem aus finanziellen Gründen keinen Spielraum mehr.“ Zum 30. Juni 2016 löste der Verein sich schließlich auf.

Sportpark Mottbruch dürfte die Attraktivität von Schwarz-Blau Gladbeck erhöhen

Immerhin: Unter dem Namen SuS Schwarz-Blau Gladbeck gibt es die Möglichkeit, dass an der Roßheide weiter Vereinsfußball gespielt wird. Zudem erhält der „neue“ Klub mit dem Sportpark Mottbruch ein Domizil, das die Attraktivität immens steigern dürfte, eine Hoffnung, die das neue Leitungsteam um Andreas Pappert richtig beflügelt.

Ob jedoch die Schwarz-Blauen einen ähnlichen Höhenflug hinlegen werden wie seinerzeit der FC unter Trainer Dieter Bugdoll, diese Hoffnung erscheint mehr als verwegen. Unter seiner fünf Jahre währenden Trainerägide schafften die Kleeblätter - siehe oben - wieder den Sprung in die Landesliga, eben der Klasse, die 1968 Heimat des neuen FC gewesen war.

Dieter Bugdoll erinnert sich an 250 Schaulustige beim Auftakttraining

Bugdoll: „Man kann sich kaum noch vorstellen, was unter der Woche bei uns auf der Anlage los war. Ein älterer Fan hatte ein Bandmaß dabei. Als ich ihn fragte, wozu er das benötige, antwortete er: Dann weiß ich, wie lange wir noch bis zur Landesliga brauchen.“

Auf der Anlage herrschte seinerzeit regelmäßig ein reges Treiben, Kibitze beobachteten neugierig die Übungseinheiten. „Beim Auftakttraining, wenn die Neuzugänge vorgestellt wurden, hatten wir bis zu 250 Zuschauer am Platz“, so Bugdoll - eine Zahl, von der Gladbecker Klubs heutzutage bei Heimspielen leider allzu oft nur träumen können.

Zu den Derbys gegen Rentfort oder Ellinghorst kamen mehr als 600 Fans

Der ehemalige FC-Trainer weiter: „Derbys gegen Rentfort oder Adler zogen regelmäßig mehr als 600 Zuschauer an, da herrschte richtig Stimmung.“ Sein Fazit: „Den Fan, der am Platz seinem Verein die Daumen drückt, den gibt es kaum noch.“ Als Bugdoll in Vor-Corona-Zeiten mal bei einem Derby gegen den VfL Grafenwald zugegen war, verloren sich 20 Interessierte im weiten Rund.

„Einfach nur traurig.“ Mit diesen Worten charakterisiert Alfred Rückmann die Entwicklung rund um die Roßheidestraße. Zu seinem Stammverein FC Gladbeck hat er schon seit langer Zeit keinen Kontakt mehr.

Die „Rückmänner“ gehörten zu dem besten, was der FC zu bieten hatte

Dabei gehörten die „Rückmänner“ mit zu dem besten, was der Braucker Verein zu bieten hatte. Sein Bruder Ottmar kickte nicht nur beim FC, sondern zeitweilig auch beim STV Horst und BVH Dorsten in ganz hohen Amateur-Sphären,

Und Friedrich Rückmann, besser unter seinem Spitznamen „Itze“ bekannt, spielte beim FC noch um Landesliga-Punkte und darf sich zudem mit dem Titel „Ehrenpräsident“ schmücken.

Freddy Rückmann erinnert sich an das Engagement von Hans Koschei

Fußballerisch nicht so hoch kickte Alfred Rückmann, der dafür aber schon im zarten Alter von vier Jahren dem FC beitrat. „Der Platz war unser Zuhause“, konstatiert „Freddy“ mit dem Hauch von Wehmut. Er (und nicht nur er) erinnert sich vor allem an eine prägende Figur im FC.

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„Was der damalige Jugendleiter Hans Koschei alles auf die Beine gestellt hat mit Fahrten nach Frankreich, in die Türkei und nach Berlin, das war schon klasse. Für Kinder und Jugendliche wurde viel getan.“ Dass es seinen Verein eines Tages nicht mehr geben würde, entzog sich der Vorstellungskraft des heutigen Fun Runners.

Die DJK Germania Gladbeck hat es noch ganz anders erwischt

Immerhin: Die Sportanlage gibt es noch, sogar in neuem Glanz, da hat es Vereine wie die DJK Germania oder die Eintracht doch ganz anders erwischt . . .

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