Gladbeck. Annika Drazek und Kira Lipperheide haben es vorgemacht. Nun schickt sich in Lena Böhmer eine dritte Gladbeckerin an, Bobsportlerin zu werden.

Zwei ehemalige Leichtathletinnen des TV Gladbeck trumpfen schon seit einiger Zeit groß als Bobanschieberinnen auf. Nach Annika Drazek, für die zwei Weltmeistertitel und eine Olympiateilnahme zu Buche stehen, und Vizeweltmeisterin 2020 Kira Lipperheide plant nun in Lena Böhmer eine dritte Blau-Weiße den Sportartwechsel. Der Anfang ist gemacht.

Im August 2020 hat Böhmer erstmals ein Anschubtraining absolviert

Im vergangenen August erst hat Lena Böhmer in Winterberg ihr erstes Anschubtraining absolviert. „Danach“, sagt die 20-Jährige, „ist alles superschnell gegangen.“ Kann man so sagen! Und die Gladbeckerin, die bislang als Weitspringerin des TV für Schlagzeilen gesorgt hat, muss sich wohl manchmal kneifen, um zu realisieren, was gerade passiert. Denn obwohl sie ja noch ein Rookie ist, also eine völlig unerfahrene Anfängerin, bietet sich ihr die Perspektive, im nächsten Frühjahr an den Junioren-Weltmeisterschaften in St. Moritz teilzunehmen. „Es ist verrückt, darüber zu sprechen“, gibt Böhmer zu, „weil ich ja erst seit drei, vier Monaten dabei bin.“

Von den WAZ-Lesern ausgezeichnet: Anno 2018 wurden Lena Böhmer (2. v. re.) und die Nachwuchs-Sprintstaffel des TV als Gladbests beste Mannschaft geehrt. Das Bild zeigt zudem die damalige von WAZ Redaktionsleiterin Maria Lüning-Heyenrath, Sparkassenvorstand Matthias Steiner und Mitorganisator Adi Raible (re.).
Von den WAZ-Lesern ausgezeichnet: Anno 2018 wurden Lena Böhmer (2. v. re.) und die Nachwuchs-Sprintstaffel des TV als Gladbests beste Mannschaft geehrt. Das Bild zeigt zudem die damalige von WAZ Redaktionsleiterin Maria Lüning-Heyenrath, Sparkassenvorstand Matthias Steiner und Mitorganisator Adi Raible (re.). © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Als Leichtathletin hätte sie es durchaus auch schaffen können, sich für internationale Meisterschaften zu qualifizieren. Allerdings nach sehr vielen Jahren harten Trainings. Im Sommer 2017 sprang sie 6,13 Meter weit. Damit gehörte Lena Böhmer in ihrem Jahrgang zu den besten Weitspringerinnen des Landes. Im Anschluss gelang es ihr jedoch nicht mehr, diese Marke zu toppen. Der Grund: anhaltende Probleme mit dem Sprungbein.

Lena Böhmer hat auch mit Sprintstaffeln des TV Gladbeck Erfolge gefeiert

Das führte bei der Weitspringerin, die immer wieder auch in den Sprintstaffeln des TVG zum Einsatz kam und mit ihnen viele Erfolge feierte, irgendwann zu Frustrationserlebnissen. „Es ist nicht leicht, wenn man sich immer wieder zurückkämpfen muss“, sagt Böhmer.

Dass sie es noch einmal als Weitspringerin versuchen wird, erscheint unwahrscheinlich. „Man soll ja nie nie sagen“, so Böhmer, „aber momentan ist Weitsprung kein Thema. Die Wahrscheinlichkeit, vernünftig und schmerzfrei zu trainieren, ist gering.“

Olympiateilnehmerin Anna Köhler stand ohne Bremserin da

Deshalb nahm sie das Angebot ihres Trainers (und Trainers des TV Kufe) Heiner Preute an, es mal als Anschieberin zu versuchen. Zumal Anna Köhler, die anno 2018 bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang dabei war, vor der Saison ohne Bremserin dastand. „Komm mal mit nach Winterberg“, hatte Preute zu Böhmer gesagt. „Ich bin mitgefahren“, so die Gladbeckerin, „ich hatte ja Zeit.“

Böhmer bewies offenbar Talent - in den Trainingseinheiten („die ersten Fahren waren sehr aufregend“), beim zentralen Leistungstest und schließlich auch beim ersten Selektionsrennen am Samstag vor einer Woche in Winterberg. In Böhmers Worten: „Ich habe mich wohl nicht ganz so dumm angestellt.“ Tatsache ist: Anna Köhler mit Lena Böhmer auf dem Schlitten landeten auf dem fünften Rang.

Böhmer will sich erst einmal voll und ganz auf dem Bobsport konzentrieren

Am gestrigen Sonntag ist Böhmer nun nach Sachsen aufgebrochen. In Altenberg stehen weitere Trainingseinheiten auf dem Programm und das nächste Selektionsrennen. Direkt im Anschluss geht’s nach Bayern, zum Königssee. Weltcup-Qualifikation, Junioren-Weltmeisterschaft im Februar 2021 als Perspektive - da kann einem schon einmal schwindelig werden, oder? Lena Böhmer bleibt jedoch ganz cool: „Ich lasse alles auf mich zukommen.“

Klar ist: Die 20-Jährige will die Chance unbedingt nutzen, die sich ihr im Bobsport bietet. Deshalb fokussiert sie sich derzeit voll und ganz darauf. Was möglich ist, weil sie ein Freiwilliges Soziales Jahr an der Jordan-Mai-Schule absolviert hat und mit dem Studium der Sonderpädagogik in Dortmund erst im Herbst 2021 beginnen kann. „Ich kann mich also zu 100 Prozent auf das Training und die Regeneration konzentrieren“, sagt Lena Böhmer.

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